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Dem Tod auf der Spur

Titel: Dem Tod auf der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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mit ihrer Jagdbeute wieder treffen wollen. In der Nacht hört Jürgen Mertens zwei Schüsse. Am nächsten Morgen erscheint sein Jagdfreund Otto Wächter nicht am Treffpunkt. Als Jürgen Mertens daraufhin zum Ansitzwagen geht, sieht er dort den toten Otto Wächter liegen.
    Was ist hier passiert?
    Raten Sie mit.
    Frage: Ist der Jäger von den Schüssen getötet worden, die Jürgen Mertens gehört hat?
    Antwort: Jein.
    Frage: Heißt das, teils ja, teils nein?
    Antwort: Ja.
    Frage: Ist der Jäger also von einem der beiden Schüsse getötet worden?
    Antwort: Ja.
    Als Polizei und Notarzt eintrafen, lag Otto Wächter blutüberströmt neben seinem Ansitzwagen. In Brusthöhe war seine Bekleidung von Blut dunkel verfärbt, als Folge der darunterliegenden Einschusswunde. Damit war klar, dass die sterblichen Überreste des Jägers zur Rekonstruktion des Geschehens der vergangenen Nacht rechtsmedizinisch untersucht werden mussten.
    Otto Wächter war weit entfernt von der nächsten größeren Stadt mit einem eigenen rechtsmedizinischen Institut zu Tode gekommen. Daher wurde der Tote auch nicht in der Rechtsmedizin obduziert, sondern in einer »Prosektur«, einem von der Polizei für diese Zwecke angemieteten Sektionssaal.
    Bis vor etwa zehn oder fünfzehn Jahren war selbst kleineren Krankenhäusern noch eine eigene Abteilung für Pathologie mit Sektionssaal angegliedert. Inzwischen werden die Dienstleistungen der Pathologen in den meisten Regionen Deutschlands nur noch von einigen größeren Instituten oder Praxen für Pathologie vorgenommen, und das Untersuchungsmaterial wird per Bote oder Post oft Hunderte von Kilometern weit verschickt. Die Folge: In vielen Krankenhäusern gehören Obduktionen nicht mehr zum täglichen Geschäft (u.a., weil in den meisten Krankenhäusern eben kein Pathologe mehr zur Verfügung steht und mit Obduktionen für die Krankenhausträger auch kein Geld zu verdienen ist), und so stehen viele Sektionssäle leer. Sie bieten sich an, wenn es zu Todesfällen außerhalb von großen Städten kommt. Es ist viel kostengünstiger und effektiver, ein Sektionsteam, bestehend aus zwei Rechtsmedizinern (Obduzenten) und einem Sektionsassistenten, zum Ort des Geschehens zu schicken (man spricht dann von »Außensektion«), als wenn der Verstorbene für horrende Transportkosten (denn einige Bestatter nehmen es nicht nur von den Toten) viele Kilometer weit zum nächsten rechtsmedizinischen Institut transportiert wird. Außerdem ergibt sich vor Ort meist die Gelegenheit, sich ein genaueres Bild von den Todesumständenzu machen, als es durch die bloße Beschreibung von Leichenfundort und Auffindesituation durch die Ermittler der Kriminalpolizei möglich wäre.
    Frage: Gab es eine Waffe am Tatort?
    Antwort: Ja.
    Da wir nicht an den Leichenfundort gerufen worden waren, bevor der tote Jäger in die Prosektur transportiert wurde, sahen wir uns vor der Leichenschau die Fotos an, die die Spurensicherung am Tatort aufgenommen hatte:
    Otto Wächter lag auf dem Rücken, wobei seine Füße in Richtung des Ansitzwagens zeigten, so als wäre er aus dem Wagen hinausgestoßen worden. Die Waffe lag auf dem Boden des Wagens, neben einem Drehsessel, wobei der Lauf aus der Türöffnung herausragte.
    Bei der Waffe handelte es sich um eine »Bockbüchsenflinte«, eine kombinierte Jagdwaffe mit zwei übereinanderliegenden Läufen. Aus dem unteren Lauf der Waffe können Kugelgeschosse abgefeuert werden, der obere Lauf ist für Flintenmunition vorgesehen. Im unteren Lauf fand sich eine abgefeuerte Hülse Kaliber 5/57. Im oberen Lauf steckte noch die Hülse einer Brenneke-Patrone, Kaliber 16/67,5.
    Bockbüchsenflinten und Brenneke-Geschosse werden in unseren Breitengraden zum Beispiel für die Jagd auf Wildschweine eingesetzt. Auf dem afrikanischen Kontinent kommt diese Waffenart und Munition bei der Großwildjagd, der Jagd auf die berühmten »Big Five«, den Elefanten, den Löwen, das Nashorn, denLeoparden und den Büffel, zum Einsatz.Von Hemingway ist überliefert, dass er mit ähnlicher Waffe und Munition auf die Jagd ging.
    Frage: Hat Jürgen Mertens seinen Freund erschossen und dann Polizei und Notarzt gerufen, um den Verdacht von sich abzulenken?
    Antwort: Nein.
    Die Ermittlungen der Polizei und auch die Zeugenaussagen hatten keinerlei Spannungen oder Konflikte zwischen den beiden Freunden zutage gefördert.
    Frage: Hat Otto Wächter von seinem Ansitzwagen aus einen Mord oder ein anderes Verbrechen beobachtet, dann auf den Täter

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