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Dem Tod auf der Spur

Titel: Dem Tod auf der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Nachbarn riefen allerdings sofort die Feuerwehr, und kurze Zeit später war auch die Kripo am Tatort. Die Obduktion von Kopf und Körper des Mannes belegte, dass das Opfer durch Erdrosseln gestorben war und die Enthauptung postmortal stattgefunden hatte. Es fanden sich keine Unterblutungen an den Wundrändern des abgetrennten Kopfes und in den Lungen auch keine Aspiration von Blut infolge der Kopfabtrennung, auch Kopfhaut und Kopfschwarte waren nicht so unterblutet, wie dies der Fall gewesen wäre, wenn die Hammerschläge den Kopf zu Lebzeiten des Mannes getroffen hätten.
    Bei dem Fahrer des Kastenwagens konnten wir eine defensive Leichenverstümmelung durch Enthauptung ausschließen, da der Kopf weder versteckt noch unkenntlich gemacht worden war. Es kam also bestenfalls eine »offensive Leichenverstümmelung« in Frage.
    Von offensiver Leichenverstümmelung sprechen wir, wenn der Täter im Anschluss an den Mord Körperteile des Opfers abtrennt, weil ihn entweder der Vorgang als solcher erregt oder er sie als Souvenirs oder Trophäen mit nach Hause nehmen will, um den Mord und vielleicht auch die Leichenzerstückelung später wieder und wieder in seiner Phantasie durchleben zu können. Letzteres konnte in unserem Fall aber auch keine Rolle spielen – eine Enthauptung im Rahmen einer offensiven Leichenzerstückelung war wegen des öffentlichen und beengten Tatortes und aufgrund der Tatsache, dass der abgetrennte Kopf ja nicht entwendet worden war, mehr als unwahrscheinlich.
    Aber stand denn überhaupt zweifelsfrei fest, dass der Mann im Auto getötet und enthauptet worden war? Der Mann konnte doch auch nach Mord und Enthauptung auf den Fahrersitz gesetzt, angeschnallt und der Kopf im Fußraum des Fonds vor der Rückbank platziert worden sein.
    Das ist zwar theoretisch möglich, konnte hier aber ausgeschlossen werden, da der Fahrer bei der Dekapitation zweifelsfrei auf dem Fahrersitz gesessen hatte. Das bewiesen die Blutspurenmuster, d.h. Verteilung und Aussehen der Blutspritzer und -tropfen im Fahrzeuginneren: Neben Blutspritzern auf Lehne und Sitzfläche der Rücksitzbank fanden sich Blutabrinnspuren am rückwärtigen Teil der Rückenlehne des Fahrersitzes und Tropfspuren von frischem Blut im Fußraum der Rückbank, wo der abgetrennte Kopf lag.
    Was den Tat- oder Geschehenshergang betraf, gab es also zwar Anhaltspunkte, um verschiedene Theorien auszuschließen, aber keine wirklichen Hinweise. Solche hofften wir nun bei der Obduktion zu finden. Die Identifizierung des Opfers mussten wir dagegen nicht mehr vornehmen, denn in der Jacke des Enthaupteten fanden sich Ausweispapiere, die den Ermittlern die Identität des Kopfes verrieten: Dieter Hemker, arbeitsloser Heizungsmonteur, 43 Jahre alt. Aufgrund einer charakteristischen Tätowierung am linken Unterarm ließ sich zweifelsfrei bestätigen, dass Kopf und Körper zusammengehörten, denn Hemker hatte, nach Angaben seiner Frau, genau so eine Tätowierung gehabt.
    Auch wenn die vorliegenden Fakten trotz aller Klarheit wie immer auch rechtsmedizinisch verifiziert werden mussten, konnten wir uns auf potentielle Hinweise in Bezug auf den Hergang konzentrieren: Wie war Dieter Hemker getötet und enthauptet worden? Und in der Tat förderte die Obduktion einige interessante Resultate zutage. Allerdings auch neue Fragen.
    So entdeckten wir zum Beispiel Blut in den Atemwegen. Der Mann hatte also kurz vor seinem Tod noch Blut aspiriert. Damit war klar, dass er zum Zeitpunkt der Enthauptung noch gelebt haben musste und wir alle Theorien einer postmortalen Enthauptung endgültig ausschließen konnten.Aber das erklärte noch immer nicht, unter welchen Umständen der Mann enthauptet worden war. Aus den obenerwähnten Gründen passte ja ein Mord durch Enthauptung nicht ins Bild. Hatten wir es doch gegen jede Erwartung mit einem abstrusen Unfall, mit irgendeiner anderen Form von Fremdeinwirkung zu tun?
    Bei der intensiven Inspektion der Abtrennungsstelle von Kopf und Körper am Halsstumpf konnten wir feinstaubartige Metallablagerungen nachweisen, wie sie sich zum Beispiel auch beim Bearbeiten von Metall mit einer entsprechenden Feile finden. Im Übrigen war die Wunde untypisch für eine durch einen Schnitt hervorgerufene Verletzung. Wenn der Kopf aber nicht durch einen Schnitt abgetrennt worden war, wodurch dann? Und wie?
    Die Antworten auf diese zentralen Fragen fanden dann die zuständigen Ermittler und die Spurensicherung.
    Zuallererst nahmen sie die private Situation von

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