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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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habe sie so sehr geliebt«, sagte er nur. »Sie ahnte sicher gar nicht, wie sehr!«
    »Ich glaube doch, Val.«
    »Ich muß nach Zennor an ihr Grab, wenn ich hier alles erledigt habe.« Er schaute sie an. Sein Gesicht war so zerfurcht, als hätten die Sorgen ihn krank gemacht.
    »Wollen Sie mit mir kommen, Catherine? In die Kirche, in der wir damals heirateten?«
    »Natürlich. Es gibt auf ihrem Grab noch keinen Stein. Den müssen Sie aussuchen.« Sie hielt seinen Arm, wagte nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. »Natürlich komme ich mit.«
    Nach einiger Zeit fragte er: »Sie waren in der Admiralität. Gab es etwas Neues über Adam?«
    Sie berichtete, was sie von Bethune erfahren hatte, und Keen murmelte: »Die wissen sicher noch mehr, als sie der Öffentlichkeit mitteilen wollen.« Er drehte sich um und blickte sie wieder an: »Ich habe heute gehört, Sir Paul Sillitoe gibt einen Empfang.«
    Sie zwang sich zu lächeln. »Ich weiß. Ich wurde dazu eingeladen.« Sie erinnerte sich an Bethunes Blicke, als er von dem Empfang gesprochen hatte. Vielleicht war alles nur Einbildung. Doch sie kannte keinen Mann, auf den sie sich ganz und gar verlassen konnte – bis auf den einen.
    Keen sagte: »Dann lassen Sie uns doch zusammen hingehen, Catherine. Niemand könnte daran Anstoß nehmen und unter diesen Umständen …« Er fuhr nicht fort.
    Sie antwortete mit einer ihr fremden Stimme: »Es wäre mir eine große Ehre, mein lieber Val!« Richard würde das verstehen. Und er wußte auch, daß man Freunde wie Sillitoe an so exponierter Stelle brauchte.
    Plötzlich wollte Keen wissen: »Und was macht Richard?«
    »Er macht sich Sorgen. Um mich und um Adam, um seine Männer und seine Aufgaben.« Sie lächelte. »Ich würde ihn nie ändern, selbst wenn ich es wollte.«
    Es war dunkler geworden. »Es wird wieder regnen, denke ich. Lassen Sie uns ins Haus gehen.«
    Die Haushälterin erwartete sie an der Treppe, und irgendwo konnte man Lucy weinen hören.
    Sie blickte ungläubig auf Catherines Hand, die auf dem Arm des Konteradmirals ruhte, und sagte: »Schon wieder zwei Tassen zerbrochen, Mylady. Gott, das Mädchen bringt mich noch mal ins Armenhaus!« Dann etwas freundlicher: »Ich werde Tee machen!«
    Sie saßen am Fenster und beobachteten, wie die Blätter unter den ersten schweren Regentropfen erzitterten. Die Katze war verschwunden.
    Catherine sagte: »Ich hörte, Sie wollten nach Plymouth umziehen!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt nicht mehr. Der Flaggoffizier dort sollte eine Frau an seiner Seite haben!« Bitter fügte er hinzu: »Also wieder auf See zurück. Mir kann es nicht schnell genug gehen!«
    »Haben Sie Ihren Vater schon getroffen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn später treffen. Ich bin sicher, er arbeitet wieder mal in der City bis spät in die Nacht.«
    Sie wollte ihn halten wie ein Kind, wollte ihm den Schmerz nehmen, die Verzweiflung. Er hatte sonst niemanden.
    Er sagte: »Ich hätte das wissen sollen. Ich hatte so viel für sie geplant – und auch für den Jungen. Ich habe sie nie gefragt, was sie wollte. Sie glich Ihnen, Catherine: eine lebende Kostbarkeit. In meiner Welt wäre sie vielleicht untergegangen. Sie hat nie geklagt. Aber ich habe sie auch nie gefragt!«
    Die Haushälterin brachte den Tee und verschwand ohne Frage und ohne neugierige Blicke.
    »Wenn ich nur bei ihr gewesen wäre!« sagte Keen. Er sah ihr forschend in die Augen. »Sie hat sich das Leben genommen, das ist doch wahr, oder? Bitte, ich muß die ganze Wahrheit wissen!«
    »Sie war nicht ganz bei sich, Val!«
    Er blickte auf seine Hände. »Ich weiß, ich hätte die Gefahr rechtzeitig erkennen müssen.«
    Leise fragte sie: »Erinnern Sie sich an Cheney, das Mädchen, das Richard geheiratet und verloren hat?« Er zögerte. »Ja, ich erinnere mich an sie!«
    »Nach all dem Leid haben wir uns gefunden, Richard und ich. Vielleicht wird Sie das Schicksal auch jemanden treffen lassen. Val, vielleicht werden Sie eines Tages neuem Glück begegnen!«
    Er stand auf und ließ ihre Hand los.
    »Ich muß jetzt gehen, Catherine. Es tat mir gut, mit Ihnen zu sprechen. Ich fühle mich irgendwie stärker.« Er sah sie dabei nicht an. »Wenn ich jemals wieder einem Glück begegnen sollte – was ich sehr bezweifle –, dann wünsche ich mir eine Frau wie Sie!«
    Sie begleitete ihn zur Tür und wußte sehr genau, was er gemeint hatte. Er war nicht nur ein angenehmer, attraktiver Begleiter in heiteren Tagen gewesen. Seine Gefühle gingen

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