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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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tiefer. Es wäre nicht schwer, einen Mann wie ihn zu lieben.
    »Ich werde Matthew bitten, Sie zu fahren!«
    Er nahm seinen Hut und sah sie schulterzuckend an.
    »Danke. Aber meine Kutsche wartet bei den Ställen.«
    Sie lächelte. »Sie wollten also den bösen Zungen keinen Gesprächsstoff geben und haben sie nicht vor meiner Tür warten lassen.«
    Auf der Treppe nahm er ihre Hand und küßte sie sanft. Kaum jemand, der vorbeiging, bemerkte sie. Und niemand konnte etwas von ihren wahren Gefühlen füreinander ahnen.
    Als er um die Ecke bog, sah Catherine über den Fluß und erinnerte sich. Der Lustgarten in Vauxhall, Gelächter unter den Bäumen, Tanz im Laternenlicht, Küsse im Schatten.
    Sie legte die Hand an den Hals. Liebster, komm wieder, bald, bald.
    Der Tee stand unberührt auf dem Tisch.
    Sir Paul Sillitoe streckte die Arme aus, damit ihm sein Kammerdiener Guthrie in seinen kostbaren Seidenmantel helfen konnte. Dabei betrachtete er sein Spiegelbild im Fenster. Guthrie bürstete ihm über die Schultern und nickte dann zufrieden: »Sehr gut, Sir Paul!«
    Sillitoe hörte die Musik von der Terrasse her, auf der der Empfang vorbereitet war. Überall standen Blumen. Seine Haushälterin hatte zu diesem Anlaß wirklich an nichts gespart. Reiner Luxus! Er lächelte seinem Spiegelbild zu. Er fühlte sich leicht, ja fast leichtsinnig – was ihm als Mann, der sich immer unter Kontrolle hatte, eigentlich fremd war.
    Er hörte, wie jetzt schon die Kutschen die lange Allee hinaufrollten. Freunde, Feinde und all die, die ihn um etwas bitten würden, wenn er erst einmal im Oberhaus saß.
    Macht, nicht etwa Beliebtheit, war die Lösung der meisten Probleme, dachte er.
    Er beobachtete das gegenüberliegende Themseufer. In der Chiswick Reach spiegelte sich immer noch die späte Sonne. Auf der Terrasse würden Fackeln brennen. Champagner würde man anbieten und unendlich viele Gerichte. Zu horrenden Kosten. Doch diesmal war ihm das egal.
    Warum hatte sie seine Einladung angenommen? Etwa um ihm zu gratulieren? Das war unwahrscheinlich. Also um einer Gunst willen oder wegen einer persönlichen Angelegenheit oder gar wegen einer Intrige? Immerhin hatte sie mit ihm ein Geheimnis geteilt, von dem Bolitho erst später erfahren hatte. Sie hatte um seine Hilfe gebeten, als ihr ungeliebter Vater in diesem elenden Whitechapel gestorben war, in der Quaker's Passage. Wie hatte sie da je leben können?
    Aber sie kam. Und zwar in Begleitung von Konteradmiral Valentine Keen, einem Freund Bolithos. Oder doch keinem Freund? Seine junge Frau war gestorben. Sillitoes Nachrichtenlieferanten behaupteten steif und fest, sie hätte sich selber umgebracht. Suchte also Keen Trost in den Armen der schönen Catherine?
    Falls Keen sich je Trost in ihren Armen erhoffte, würde sie ihm den sicher verweigern. Da war sich Sillitoe ganz sicher. Und wenn er darauf bestünde, würde sein nächster Auftrag ihn sicher nach Afrika oder noch weiter weg führen.
    Er strich sich über den Bauch. Der war hart und flach. Anders als die meisten Männer, die er kannte, setzte er seine Energie sowohl in der Freizeit als auch bei der Arbeit ein. Es machte ihm Spaß, auszureiten und spazierenzugehen. Bei den Spaziergängen trottete sein Sekretär Marlow neben ihm her, und er diktierte ihm dabei Briefe, Meldungen und Nachrichten. Er nutzte seine Zeit gut.
    Fechten war auch so eine Vorliebe von ihm. Und in den sportlichen Duellen in der Akademie, in der er ständig übte, wurde er selten besiegt.
    Und wenn es ihn überkam, besuchte er ein bestimmtes Haus. Die Besitzerin und ihre Damen kannten ihn und seine kleinen Sünden.
    Mit der Verleihung seines Titels hatte er alles erreicht, was er im Leben geplant hatte. Und er würde immer noch Einfluß auf den Prinzregenten haben – auch wenn der schließlich zum König gekrönt würde.
    Ein erfülltes Leben also? Er dachte an Lady Catherine Somervell. Nun ja, vielleicht würde das eines Tages klappen.
    Sein Kammerdiener sah ihn die Stirn runzeln und fragte eifrig: »Fehlt etwas, Sir Paul?«
    »Ich werde auf die Terrasse gehen, Guthrie. Es wäre töricht, nicht von Anfang an dabeizusein!«
    Als seine Gäste angekündigt wurden, lächelte Sillitoe und sagte jedem etwas Ähnliches. Nicht ein plattes Willkommen, sondern seine Wertschätzung darüber, daß sie gekommen waren – egal ob aus Respekt oder aus Furcht. Das alles machte ihn sehr zufrieden.
    Er blickte immer wieder zu dem geschmückten Eingang, und hin und wieder auch zu den

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