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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hielt. Er hatte sicher etwas Besseres verdient.
    Abrupt lud Sillitoe sie ein: »Ich möchte Ihnen mein Haus zeigen!«
    »Sehr schön«, sagte sie. »Wenn es nicht zu lange dauert. Es wäre unhöflich meiner Begleitung gegenüber.«
    Er lächelte. »Ich merke schon, meine Liebste, Sie haben es immer auf Marineoffiziere abgesehen.«
    Sie schritten einen Säulengang entlang und eine Treppe hinauf. Sie war bis auf ein einziges Gemälde gänzlich leer. Es zeigte einen Mann in dunkler Kleidung, einen Degen und einen altmodischen Korb an seiner Seite. Er hätte ihr Begleiter sein können – bis auf die spanische Tracht und den Bart.
    Er sah sie von der Seite an, die liebliche Linie ihrer Brust. Nur der Diamantanhänger verriet ihr Atmen.
    »Mein Vater!«
    Sie schaute sich das Bild genauer an. Es war schon seltsam, daß sie nur den heutigen Einfluß dieses Mannes kannte und wie er mit seiner Macht umging. Es war, als öffnete sich jetzt zum ersten Mal eine Tür oder der Deckel einer Truhe.
    »Was für ein Mensch war er?«
    »Ich habe ihn kaum gekannt. Meine Mutter war nie sehr gesund. Er bestand darauf, daß wir so selten wie möglich in Westindien waren. Ich wäre so gern bei ihm gewesen. Statt dessen schickte man mich auf Schulen. Da wurde ich ständig so herumgestoßen, daß ich lernte zurückzuschlagen.«
    Sie trat zur Seite, um das Bild bei verändertem Licht zu sehen. Es war der gleiche verhangene und unbewegte Blick.
    Westindien. Er hatte von seinen Besitzungen in Jamaica und anderswo gesprochen. Offensichtlich war er wirklich sehr reich, doch vom Leben keineswegs befriedigt.
    Sie wollte wissen: »War er Geschäftsmann oder Höfling wie sein Sohn?«
    Er führte sie am Arm auf einen großen Balkon. Man übersah von hier aus die Terrasse mit ihren flackernden Fackeln und dahinter den dunklen Fluß.
    Er lachte hart. »Er war Sklavenhändler. Kapitän von schwarzem Elfenbein. Der beste!«
    Sie hörte, wie ihr Kleid gegen die Balustrade strich. Von unten waren gedämpft Stimmen wahrzunehmen. Es schien alles so weit weg.
    »Sie haben nichts dagegen, Lady Catherine?«
    »Damals waren andere Zeiten.« Sie mußte plötzlich an Tyacke denken, der sie mit seiner Brigg
Larne
gerettet hatte. »Es wird immer Sklaven geben, egal was Leute versprechen.«
    Er nickte. »Das sagt nicht nur ein schöner, sondern auch ein kluger Kopf!«
    Sie erreichten das Ende des Balkons, und sie sagte: »Wir sollten zurückkehren!«
    »Sicherlich!« Er schien an irgend etwas zu denken, das ihn sehr beschäftigte. »Ich muß sagen, Lady Catherine, daß Sie sehr schön sind. Ich würde mich gern um Sie kümmern – Sie würden nichts entbehren. Es gäbe keinen Skandal mehr um Sie, keine dummen Worte wie von dieser etwas dümmlichen Frau von Bethune. Glauben Sie mir, ich würde dafür sorgen.«
    Sie starrte ihn an: »Sehen Sie mich als Ihre Geliebte?
    Und wissen Sie, was ich damit dem Mann antäte, den ich liebe?«
    Er ergriff ihre Arme. »Als meine Frau, Lady Catherine. Darum bitte ich Sie. Werden Sie meine Frau!«
    Sie löste sich sanft von ihm und schob ihren Arm durch den seinen.
    »Es tut mir leid, Sir Paul. Ich dachte …«
    »Ich ahne es.« Er drückte ihren Arm an sich. »Darf ich hoffen?«
    »Sie beschämen mich.« Sie sah ihn an, konnte dort aber nur den Mann von dem Porträt entdecken. »Einmal kam ich zu Ihnen, um Hilfe zu erbitten. Das werde ich nie vergessen. Aber lassen Sie bitte Richard oder mich nicht leiden, wenn ich ablehne!«
    »Ah, da kommt Ihr Begleiter!«
    Sie drehte sich um, aber Sillitoe war völlig gefaßt. Ihr schien plötzlich, als habe sie sich das alles nur eingebildet.
    Als er sich zurückgezogen hatte, fragte Keen drängend: »Was ist passiert? Ich machte mir Sorgen!«
    Sie sah, wie man sich umdrehte, in dieser feuchten Sommernacht hinter Fächern flüsterte. Immer noch mußte sie an Sillitoe denken und seinen kühlen Stolz auf seinen Vater.
    »Er hat mich durch sein Haus geführt. Und was war bei Ihnen?«
    »Mein Vater hat wilde Pläne. Ich soll die Marine verlassen. Er hat gerade einen Vertrag mit der Ostindischen Compagnie gemacht. Geschäftserweiterung, Fortschritte – Sie kennen seine Sprache ja.«
    Sie sorgte sich plötzlich um ihn. Er hatte einiges getrunken und hatte viel von der Sicherheit verloren, die er noch in Chelsea ausgestrahlt hatte.
    Keen sagte: »Er versteht das alles nicht. Mein Leben ist die Marine. Der Krieg wird natürlich nicht ewig dauern. Doch bis zum Frieden werde ich an meinem Posten in der

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