Dem Winde versprochen
und ihm sagte, dass Miss Melody gerade ein Bad genommen habe, lief er, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Sie saß vor dem Frisiertisch und sang mit dieser tiefen Stimme, die ihm den Atem raubte. Das Bad war kaum erleuchtet, wohlig warm durch den Wasserdampf, und es duftete herrlich nach Ölen und Seife.
Er stellte sich dicht hinter sie, ohne sie zu berühren. Sie sahen sich im Spiegel an.
»Es macht dir doch nichts aus, dass ich deinen Morgenmantel trage?«, fragte Melody nervös und tat so, als ob sie sich auf ihre Frisur konzentrierte. »Trinaghanta sagte mir, das könne ich ruhig tun.«
Sie nahm die Spangen weg, die ihren Knoten hielten, und das schwere Haar fiel über ihren Rücken. Blackraven fasste eine der roten Locken, ohne dass Melody es merkte.
»Was mein ist, ist auch dein«, sagte er, und der Ernst in seiner Stimme berührte sie.
»Und was mein ist, ist dein, Roger. Wenngleich du mit mir kein gutes Geschäft gemacht hast, denn ich besitze nichts. Nur Fuoco. Er gehört dir, wenn du willst.«
Manchmal machte ihr Blackravens Intensität Angst. Madame Odile hatte sie ja schon hinsichtlich der Söhne des Mars vorgewarnt. In dem Moment sah er tatsächlich aus wie ein Krieger, hart, streng, furchteinflößend. Er drückte sich an sie und schlang die Arme um ihre Schultern.
»Du bist das Einzige, das ich will«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich will dich ganz, deinen Körper, deine Seele und dein Herz. Sind sie mein, Isaura?«
»Aber ja«, sagte sie, während er ihr Haar beiseiteschob und den Nacken küsste.
Die Wärme seiner Hände drang durch die dünne Seide des Morgenrocks. Sie genoss Blackravens Erregung. Als er den
Gürtel des Morgenmantels löste, stieß Melody seine Arme weg.
»Bitte«, keuchte er, »ich muss dich ansehen.«
»Nein, nicht jetzt.«
Doch er ließ sich nicht aufhalten. Der Morgenmantel öffnete sich und entblößte eine Brust. Melody wandte den Blick ab, als könnte sie auf diese Weise dem seinigen entkommen. Die Seide strich sanft über ihre Schultern und ihren Körper und sank dann auf den Boden.
Sie war noch schöner, als er sie sich vorgestellt hatte, fraulicher, liebreizender.
Isaura Maguire war ein einziges Geheimnis, denn die Natur hatte sie zur Kurtisane erschaffen, aber ein Engel hatte ihr sein Herz geschenkt. Ihm wurde klar, dass er von ihr niemals genug bekommen würde. Sie war wie ein Trunk, der seinen Durst löschte, nur um ihn kurz darauf aufs Neue zu entfachen.
Er umfasste mit einer Hand ihren Hals und spürte, dass die Adern heftig pochten, als er mit der anderen ihre Brust berührte. Die glatte, weiche Haut faszinierte ihn. Einen Moment ließ er seine große, raue Hand auf ihrem schneeweißen Bauch ruhen und dachte, wie zerbrechlich sie doch war. Dann schob er das Haar beiseite und betrachtete die Narben der Brenneisen. Als er merkte, dass Melody sich schämte, küsste er sie eine nach der anderen.
»Deine Narben sind auch meine. Sie sind nicht auf meinem Körper, aber in meinem Herzen. Lass uns eins sein, Isaura. Gib mir deinen Schmerz und befreie dich von ihm. Ich habe solches Verlangen nach dir. Heute Nacht hast du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Ich will dich lieben.«
»Jetzt? Bei Tage?«
»Bei Tage, in der Nacht, wann und wo immer du willst.«
Er trug sie zum Bett. Melody versuchte, sich mit dem Laken zu bedecken, doch Blackraven zog es weg und warf es auf den Boden.
Während sich Blackraven entkleidete, konnte er den Blick nicht von ihr abwenden.
Melody lag auf dem Bauch und rührte sich nicht. Er legte sich neben sie und grub sein Gesicht in ihr Haar.
»Ich erinnere mich noch gut: An dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah, wollte ich nichts anderes, als dein Haar über deinen nackten Körper fallen sehen.«
»Du bekommst immer, was du willst, nicht wahr?«
»Immer. Obwohl ich nicht geglaubt habe, dass es so schwierig sein würde. Ich kann mich noch sehr gut an den ersten Tag erinnern. Du hast mich überrascht, sprachlos gemacht, ich war wütend auf dich. Doch gleichzeitig konnte ich mich deiner Wirkung auf mich nicht entziehen.«
»Ich hatte schreckliche Angst vor dir.«
»Ja, ich erinnere mich. Jetzt hast du keine Angst mehr vor mir, oder?«
»Manchmal schon.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du nie mehr Angst vor mir hast. Ich will, dass wir eins sind, wie ich dir gesagt habe.«
Melody verbarg das Gesicht im Kissen, als Blackraven in sie eindrang. In ihr tobten widersprüchliche Gefühle: Schmerz,
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