Dem Winde versprochen
gehört hatte, wie eine der Damen auf dem Fest erwähnte, dass Blackraven und sie einst ein Liebespaar gewesen waren.
»Keine Frau, die ich kenne, lässt sich mit dir vergleichen. Du bist einzigartig. Ich bin um die Welt gereist und habe exotische Orte besucht, ich habe unglaubliche Schauspiele gesehen und höchst interessante Menschen kennengelernt. Doch als ich dich sah, war ich sprachlos. Eine Frau wie du ist mir noch nie begegnet.« Er küsste ihre Schultern.
Melody lächelte.
»Weißt du, ich habe mir gewünscht, dass die Soirée bald zu Ende wäre, nur um endlich mit dir allein sein zu können«, sagte Blackraven.
»Deine weiblichen Gäste heute … all diese Damen … ein paar begehren dich, das weiß ich. Ana Perichon, sie hat so feine Züge wie eine Puppe, nicht?«
Blackraven warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Worüber lachst du?«
»Du bist eifersüchtig, und das gefällt mir. Sag mir, wer hat schlecht über mich gesprochen? Covarrubias, dieser Blödmann? Was hat er gesagt, um dich gegen mich aufzubringen? Hat er wieder von Liebe gesprochen? Hatte er die Stirn, obwohl er weiß, dass du meine Verlobte bist?«
»Nein«, log sie. »Er hat nur gesagt, du seist ein Frauenheld, aber das wusste ich ja bereits. Glaubst du, es macht mir Spaß, Melchora Sarratea, die dich verzückt anstarrt und jedes Mal mit den Wimpern klimpert, wenn du sie ansiehst, sagen zu hören, du und Ana Perichon wärt ein Liebespaar gewesen?«
Melody hatte kein Problem damit, die Affäre mit Señora Perichon anzusprechen, aber wenn sie an Bela dachte, hatte sie einen
Kloß im Hals. Ihr Instinkt sagte ihr, dass die Liebelei mit Ana Perichon keine Bedeutung hatte, doch die Affäre mit Bela war etwas anderes.
Blackraven sah sie mit ernstem Blick an. »Du bist viel zu jung und unerfahren, um zu begreifen, dass die tiefen und echten Gefühle zwischen uns nichts mit den Geschichten zu tun haben, die du erwähnst. Es geht nicht um Schönheit, Eleganz oder gesellschaftliche Stellung. Nicht einmal meine Vergangenheit zählt. Nur du und ich, Isaura und Roger. Wir entblößen nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Seele. Zwischen uns gibt es eine Nähe, wie sie nur wenige kennen. Verstehst du, dass meine Liebe zu dir ein Schatz von unermesslichem Wert ist, den ich für nichts und niemanden aufs Spiel setzen würde?«
Melody schaute auf, und ihr Blick traf auf den von Blackraven. Da war keinerlei Härte, nur Schmerz.
»Es tut mir leid, Roger.«
»Zweifele bitte nie wieder an mir.« Seine Miene veränderte sich. »Die Luft hier drin ist stickig, und es ist drückend. Mich gelüstet nach einem Bad im Fluss. Komm mit!«
»Ich kann nicht schwimmen.«
»Das macht nichts. Ich bin ein guter Schwimmer. Ich habe es in reißenden Fluten gelernt. Mit mir an deiner Seite kann dir nichts geschehen.«
Obwohl sie die Vorstellung, in den schlammigen Wassern des Río de la Plata zu baden, nicht unbedingt verlockend fand, stimmte sie zu und ging gemeinsam mit ihm durch die Vollmondnacht. Während sie Hand in Hand auf den Abhang zuliefen, unterhielten sie sich, und Melody hatte das Gefühl, sie würde Blackraven schon ihr ganzes Leben lang kennen. Sie sah ihn von der Seite an und fühlte sich mit ihm selbst in dieser verlassenen Gegend sicher.
»Du sollst wissen, dass ich heute Abend nicht nur schmachtende Blicke mit Melchora Sarratea ausgetauscht habe, sondern
auch einen von deinen Wünschen erfüllt habe. Ich bin mit Warnes zu einer Einigung gelangt und habe ihm die Sklavenfamilie abgekauft.«
Melody blieb stehen und fiel ihm um den Hals. Blackraven hob sie an und drehte sich mit ihr im Kreis.
»Da muss ich also die Hälfte der schwarzen Bevölkerung von Buenos Aires kaufen, damit meine Frau mir ein wenig Liebe zeigt.«
»Danke, Roger! Wann werden sie gebracht?«
»In ein paar Tagen, denke ich, wenn der Papierkram erledigt ist. Sie werden in meinem Stadthaus leben, dort stehen Renovierungsarbeiten an. Warnes sagte, Ovidio sei ein guter Stukkateur. Der kann sich dort nützlich machen.«
Sie erreichten das Flussufer und tauchten die Füße ins Wasser. Melody musste zugeben, dass es herrlich erfrischend war. Sie zogen sich aus und gingen ins Wasser, jedoch nur so tief, dass Melody noch stehen konnte. Wie Kinder bespritzten sie sich gegenseitig, umarmten und küssten sich. Er tauchte unter und erschreckte sie, als er plötzlich hinter ihr war. Er hob sie hoch und warf sie ins Wasser. Später schlang sie die Beine um seine Taille, und sie
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