Dem Winde versprochen
Die Haupträdelsführer sind Thomas Maguire und ein gewisser Pablo, den Nachnamen weiß ich nicht.
Dann sind da noch der Mulatte Pedro, ein Sklave von Doña Azcuénaga, Cristo, ein Freigelassener, und Milcíades, Ihr Kutscher.«
»Aha.« Álzaga tauchte die Feder in das Tintenfass. »Und was ist mit diesem schwarzen Freigelassenen, den sie Papá Justicia nennen? Ist der nicht dabei? Der stiftet doch ständig Aufruhr mit seinen Ideen.«
»Er nicht«, sagte Sabas schnell, »er hat nichts damit zu tun. Ich schwöre«, fügte er hinzu und machte auf den Lippen das Kreuzzeichen.
»Sag mir noch mal die Namen.«
Sabas tat, wie ihm geheißen, und Álzaga schrieb mit.
»Maguire? Ein Verwandter von Miss Melody?«
»Ihr Bruder.«
›Interessant, interessant‹, dachte Álzaga.
Später, im Hause der Escaladas, ging er auf das Ehepaar Blackraven zu, um es zu begrüßen. In Anwesenheit von Graf Stoneville fühlte er sich immer unwohl und klein. Das lag jedoch weder an dessen imposanter Gestalt noch an dem pompösen Adelstitel – der war ihm herzlich egal –, sondern an dem Reichtum des Grafen, für den er alles geben würde.
Zwei Vorteile erhoffte er sich von Blackraven: Erstens wollte er seine berühmte Flotte nutzen können, um Waren und Sklaven unbemerkt ins Land zu schaffen; und zweitens Zugang zu dem weitläufigen Flussufer, das zu El Retiro gehörte, wo man in aller Ruhe würde ausladen können. Obwohl manch einer es als Legende abtat, fand er es doch nicht völlig abwegig, dass es geheime Gänge vom Flussufer in das Anwesen geben sollte.
Bis zu diesem Moment hatte Blackraven ihm sowohl den einen als auch den anderen Gefallen verweigert. Das würde sich am Montag nach Palmsonntag ändern, wenn Tommy Maguires Leben auf dem Spiel stand.
Kapitel 29
Fouché behauptete, Le Libertin habe die Information über den Aufenthalt von Louis XVII . den Bourbonen im Exil verkauft, während Rigleau die Hypothese vertrat, dass er sich vermutlich am anderen Ende der Welt befand – deshalb die Verzögerung bei den Nachrichten – oder dass er gar ermordet oder anderweitig ausgeschaltet worden war; Verrat war für ihn unvorstellbar. In einem Punkt war Fouché mit Rigleau einer Meinung: Weder der Comte de Provence noch sein Bruder, der Comte d’Artois, verfügten über genügend Geld, um Le Libertin in Versuchung zu führen.
»Ich vertraue Le Libertin«, sagte Rigleau. »Außerdem haben die Männer, die die Bourbonen in Belgien überwachen, nichts Auffälliges bemerkt. Niemand außer dem engsten Familien- und Freundeskreis hat sie in der letzten Zeit aufgesucht.«
»Diese Information ist nichts wert«, sagte Fouché unbeirrt. »Sie hätten auch über eine Hausangestellte die Abmachung mit Le Libertin treffen können. Davon würden wir nie erfahren.«
»Alle, die unter dem Dach der Bourbonen leben, werden überwacht«, sagte Rigleau spitz, der allmählich die Geduld verlor.
»Egal. Wir haben in der letzten Zeit dermaßen versagt, dass ich mich frage, ob ich nur von Dilettanten umgeben bin.«
Plötzlich stand Kaiser Napoleon im Raum, unangemeldet, wie im Feldlager, wo er in den Zelten ein und ausging wie ein gemeiner Soldat.
»Kaiser!«, rief Fouché, und er gab Rigleau ein Zeichen, sie allein zu lassen.
»Ich habe gehört, dass du von den Bourbonen sprachst. Ich gehe davon aus, du weißt jetzt, wo der Sohn von Louis XVI . ist.«
»Ja, Majestät. Wir sprachen gerade darüber, dass der Häscher, den wir auf ihn angesetzt hatten, spurlos verschwunden ist.«
Napoleons Blick verfinsterte sich, und sein Schweigen brachte den Minister ins Schwitzen.
»Glaubst du, der Comte de Provence hat seinen Neffen schon gefunden?«
»Nein«, erwiderte Fouché. »Vor einiger Zeit war zu hören, er habe einen Häscher angeheuert, um ihn zu töten, aber das war nur ein Gerücht. Für solch einen Auftrag braucht man viel Geld, und wie wir wissen, haben die Bourbonen das nicht.«
»Was kannst du mir über den Schwarzen Skorpion berichten? Oder ist der berühmte Mörder, den du für ein Vermögen auf ihn angesetzt hast, etwa auch verschwunden?«
»Er wird ihn bald aufspüren«, behauptete Fouché mutig. »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Ich habe dieses ganze Warten satt, Fouché. Vor fast zwei Jahren hast du die Kobra auf ihn angesetzt, und wir wissen immer noch nichts. Ich habe in Austerlitz ein ganzes Heer besiegt, das weit stärker war als meines, und schaffe es nicht, einen einzigen Mann zu fassen, auch wenn ich die besten Leute auf
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