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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Bordell«, sagte er, »und Sie sind offensichtlich eine Hure.«
    Er gab dem Pferd die Sporen, und es galoppierte davon. Wenig später war nur noch eine Staubwolke zu sehen.
     
    Blackraven aß bei seinem Nachbarn, Martín Joseph de Altolaguirre, zu Mittag. Altolaguirre war ein kluger, einflussreicher Mann, und mit seiner weiß gepuderten Perücke, dem Gehrock und dem Stock sah er immer wie aus dem Ei gepellt aus. Er und Blackraven verstanden sich gut. Sie spielten Schach, rauchten Havannas und diskutierten über grundlegende Theorien der modernen Landwirtschaft. Altolaguirre fand die Diskussionen mit Blackraven sehr anregend. Schnell war ihm klar geworden, dass er es mit einem blitzgescheiten Gegenüber zu tun hatte.
    Bis vor wenigen Jahren war er der offizielle Bevollmächtigte des Königlichen Finanzministeriums gewesen. Als einmal wegen einer Schmuggelsache Altolaguirres Integrität in Frage gestellt war, hatte Blackraven dem obersten Prüfer des Rechnungshofes befohlen, die Angelegenheit zu den Akten zu legen. Altolaguirre hatte davon erfahren und sich immer wieder gern für diesen Gefallen erkenntlich gezeigt.
    Aus diesem Grund hatte er auch das Mittagessen organisiert, zu dem er eine Reihe von Leuten aus Buenos Aires eingeladen hatte, die Blackraven gerne kennenlernen wollte. Altolaguirres Frau, Concepción Cabrera, und andere Damen waren ebenfalls zugegen. Blackraven gegenüber saß ein hübsches junges Mädchen und lächelte ihm kokett zu. Sie hieß Melchora Sarratea und war die Nichte des Gastgebers.
    Blackraven lächelte zurück und dachte dabei an Isaura Maguire. Er war ihr an dem Morgen gefolgt, weil er sich Sorgen machte wegen des Diebesgesindels auf den Wegen. Und dann wäre er fast vom Pferd gefallen, als er sie in das ockerfarbene Haus gehen sah. Alcides hatte ihm erzählt, dass das Bordell auf dem Weg nach Los Olivos unter diesem Namen bekannt war. ›Nur eine Hure kann die Stirn haben, solch ein Etablissement zu
betreten.‹ Wut überkam ihn, aber sogleich fühlte er sich niedergeschlagen. Wann würde dieses verflixte Mädchen endlich aufhören, ihn zu verhöhnen? Aber das war jetzt nicht mehr wichtig. Seine Bewunderung war verflogen. Aber warum ging sie ihm dann trotzdem nicht aus dem Kopf?
    »Während Spanien uns auspresst, um seine Schiffe mit unserem Gold zu füllen, bereichert sich Frankreich auf unsere Kosten, um alle Monarchien in Europa zu stürzen«, klagte Konsulatssekretär Manuel Belgrano.
    »Wenn der König Frankreich einen Teil des amerikanischen Goldes überlässt, dann hält er sich damit lediglich an den Vertrag von San Ildefonso«, klärte ihn Blackraven auf.
    »Ist es nicht so, Eure Exzellenz, dass laut diesem Vertrag Spanien Frankreich fünfzehn Kriegsschiffe und ich weiß nicht wie viele Männer pro Jahr zur Verfügung stellen soll? Ich kann mich nicht erinnern, dass dort von Zahlungen in Gold die Rede ist«, sagte Altolaguirre.
    Blackraven lächelte.
    »Diese Klausel aus dem Jahr 1796 wurde auf Bitten von Napoleon im Oktober 1803 insgeheim durch eine andere ersetzt, in der festgelegt wird, anstelle der Schiffe und Männer solle Spanien jährlich eine Zahlung von drei Millionen Pfund leisten.«
    Alle schwiegen. Keiner traute sich zu fragen, woher seine Exzellenz diese Information hatte.
    »Wie Sie sehen«, fuhr Blackraven fort, »ist Spanien ein Sklave Napoleons, während die Franzosen sich jedes Jahr einen Teil von Ihrem amerikanischen Gold unter den Nagel reißen.«
    »Einen Teil?«, klagte Juan José Castelli, der Cousin von Manuel Belgrano. »Es sind drei Viertel! Drei Viertel werfen wir Napoleon in den Rachen. Wer braucht noch Feinde, wenn er solche Landsleute hat wie die, die den Vertrag von San Ildefonso unterzeichnet haben?«
    »Indem er diesen Vertrag unterzeichnete, hat der spanische
Außenminister eine grundlegende politische Maxime missachtet: ›Wer die Macht eines anderen fördert, sägt an seinem eigenen Stuhl‹«, sagte Blackraven und fügte sarkastisch hinzu: »Ein unverzeihlicher Fauxpas.«
    »Wie ich sehe, schätzen Sie Machiavelli«, sagte Mariano Moreno, der junge Anwalt, von dem ihm Papá Justicia erzählt hatte.
    »Die Armut, in der Spanien mehr und mehr versinkt«, hob Saturnino Rodríguez Peña an, »macht uns wehrlos. Ich kann bezeugen, dass Sobremonte ständig Briefe an Minister Godoy schreibt und um Verstärkung und Munition bittet. In der gegenwärtigen prekären Lage sind wir leichte Beute für die Engländer.« Er entschuldigte sich sogleich bei

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