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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Steinen aufschlagende Wasser. Blackraven ging weiter vor, und Melody wich zurück. Sie hob die Hand und stammelte ein schwaches »Nein«. Dann rannte sie die Böschung herauf, sprang auf Fuocos Rücken und galoppierte davon, bis sie beide im unwegsamen Olivenhain verschwunden waren.
     
    Er sah Jimmy und Víctor vergnügt mit einem Kreisel im Portikus in der Nähe des Haupteingangs spielen. Béatrice und Leonilda nahmen ein paar junge Rosenpflanzen in Augenschein, die er selbst aus Holland mitgebracht hatte. Suchend sah er sich nach Melody um. Er fürchtete schon, sie sei nach der Begegnung am Morgen geflohen, doch Jimmys Anwesenheit beruhigte ihn.
    Während dieser sieben Tage hatte er die ganze Zeit an sie gedacht und er hatte sich nur mit Mühe auf die wichtigen Angelegenheiten konzentrieren können.
    Er hatte die Nachmittage bei Louis in der Herberge verbracht, wohl in der Hoffnung, er könne in diesem jungen Mann den Schlüssel des Geheimnisses finden. Da Louis über Langeweile klagte, schlug er ihm vor, zusammen mit Doktor Moreno an der Übersetzung des
Gesellschaftsvertrages
von Rousseau zu arbeiten. Außerdem verabredeten sie ein Treffen in El Retiro für die nächste Woche.
    Er hatte sich mehrfach mit seinen beiden Spionen, O’Maley und Zorrilla, getroffen, die ihm bestätigten, dass es in Buenos Aires eine jakobinische Loge gab, die gegen den Wunsch der kreolischen Unabhängigkeitsbewegung die Freiheit unter der Ägide Frankreichs anstrebte. O'Maley war der Spur von Béatrices schottischem Verehrer gefolgt. William Traver gab sich als Händler aus, reiste häufig nach Montevideo und sogar nach Rio de Janeiro. Beunruhigend war, dass er mehrfach den mutmaßlichen Kopf der französischen Loge aufgesucht hatte und häufig eine Buchhandlung betrat, die von einem Franzosen betrieben wurde, der Bücher ohne die Erlaubnis der katholischen Kirche verkaufte.
    In der Runde bei Nicolás Rodríguez Peña hatte er vorsichtig seine Vorstellungen von Freiheit dargelegt, um das Vertrauen der Kreolen zu gewinnen – was nicht einfach war, da sie vom Vizekönig verfolgt wurden und sich vor Verrätern fürchteten. Mit Mariano Moreno war das anders. Er hatte ihn dreimal besucht, immer mit Rousseaus Buch unter dem Arm. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, hatte er darüber gesprochen, dass er mit Spanien brechen wolle, das er als rückwärtsgewandtes Land voller Kleingeister und Korrupter bezeichnete. Seine flammenden Reden zeigten, was Blackraven bereits bei dem Essen bei Altolaguirre festgestellt hatte: Morenos teilweise
schon fanatische Leidenschaft musste man steuern. Sie konnte nützlich sein, aber wenn sie außer Kontrolle geriet, würde das fatale Folgen haben.
    Obwohl er Papá Justicia nicht mehr getroffen hatte, hielt ihn Somar bei seinen Besuchen in der Stadt über den Sklavenaufstand auf dem Laufenden. Der Anschlag auf die drei Hauptsklavenhändler sollte am frühen Morgen des Karfreitag erfolgen. Das waren noch Monate hin. Die Waffen waren bereits ausgehändigt worden, und die Sklaven trainierten im Viertel Tambor.
    Mit Valdez e Inclán hatte er täglich den Bau der Gerberei überwacht. Der Sitz der Real Compañía de Filipinas befand sich ganz in der Nähe, und so nutzte er die Gelegenheit, um Sarratea aufzusuchen und sich über den Angriff vor ein paar Tagen zu informieren.
    »Wir hatten so etwas erwartet, Exzellenz.«
    »Wieso? Wurden Sie gewarnt?«
    »Nein, nein«, sagte er schnell, aber Blackraven glaubte ihm nicht.
    »Wir hatten so ein Gefühl, weil der Negermob derart rebellisch war. Ist ja auch kein Wunder, bei all diesen französischen Revolutionären, die sich in Buenos Aires rumtreiben. Was für eine Plage! Außerdem kam vor kurzem ein Schiff mit Negern aus Haiti, die ihnen seltsame Flausen in den Kopf gesetzt haben.«
    »Wie ich sehe, hat der Einfluss von Toussaint L'Ouverture diese Küsten erreicht«, sinnierte Blackraven, doch Sarratea hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Weiß man, wer die Angreifer waren?«
    »Nein. Wir wissen nur, dass es drei waren, zu Pferd.«
    Einerseits beruhigte es ihn, dass der Überfall nicht mit dem Schwarzen Engel in Verbindung gebracht wurde. Andererseits wurmte es ihn, dass Isaura Maguire offensichtlich Komplizen hatte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund weigerte er sich, sie verfolgen zu lassen. Er wollte ihr nicht nachschnüffeln, vielleicht
weil er dann etwas an ihr entdeckt hätte, das zerstören könnte, was seine innere Stimme ihm immer wieder sagte: ›Sie ist

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