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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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ihrer jüngeren Schwester schluchzend dastand. Gequält senkte er den Kopf.
    »Somar«, rief Blackraven, »halt Servando fest und folge mir in den Schuppen.«
    Melody schluckte. Im Schuppen wurden die Eggen und anderes Gerät für die Felder aufbewahrt – und die Peitschen.
    »Exzellenz«, mischte sich Alcides ein, »überlassen Sie diese unangenehme Aufgabe Diogo oder Somar. Sie können die Bestrafung übernehmen. Machen Sie sich keine Umstände.«
    »Ich will keinen Streit und keine Waffen unter meinen Sklaven. Ich selbst werde denjenigen bestrafen, der gegen diese Regeln verstößt. Mein Wort ist Gesetz.«
    Melody lief zu Blackraven und fasste ihn am Arm. Aber als er sich umdrehte und sie seinen Blick sah, wich sie erschreckt zurück.
     
    Es wurde allmählich dunkel. Bald würde das Abendessen serviert. Melody musste sich umziehen und das wild über ihre Schultern fallende Haar bändigen. Gerne hätte sie solches Haar gehabt wie Elisea – schwarz und glatt, oder die goldblonden Löckchen von Angelita. Sie hasste ihre roten Haare, die breiten Hüften und ihre üppigen Brüste. Sie hasste ihren ganzen Körper.
    Sie war ein paar Minuten bei Servando im Schuppen gewesen. Sie hatte ihn erschöpft und betrübt vorgefunden, den Kopf im Holzstock.
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Miss Melody. Ich bin glimpflich davon gekommen. Sie hätten Sabas sehen müssen, mit den achtzig Peitschenhieben, die Herr Roger ihm gegeben hat. Mir nicht einen einzigen.«
    Wortlos hatte sie eine Wunde an seiner Brust versorgt, ihm etwas zu essen gegeben und eine Salbe auf die Stellen gestrichen, wo der Halsstock drückte.
    Dann war sie zurück ins Haus geeilt und hatte über diesen merkwürdigen Tag nachgedacht, der so an ihren Nerven gezehrt hatte. Erst die Begegnung mit dem nackten Blackraven am Fluss, das Gespräch nach der Messe und dann noch die Prügelei. Das konnte jeden aus dem Gleichgewicht bringen. Doch die Überraschungen waren noch nicht zu Ende. Beim Mittagessen mit den Valdez e Inclán war sie noch einmal auf die Probe gestellt worden.
    Alcides hatte die guten Manieren vergessen und den Streit erwähnt, was sofort in eine hitzige Diskussion über die ungezähmte Natur der Schwarzen mündete. Melody, die wusste, dass Diogo in allen Bars und Lasterhöhlen zu Hause war, war versucht, ihn zu fragen, ob womöglich auch in seinen Adern afrikanisches Blut fließe. Aber sie schwieg und aß weiter. Doch mit ihrer Besonnenheit war es vorbei, als Bela behauptete, die Sklaven seien seelenlose Wesen und stünden noch unter den Tieren.
    »Sehr interessante Ansicht«, gab sie zurück. Bela sah sie an, überrascht, dass sie es wagte, das Wort an sie zu richten. »Wenn die Afrikaner seelenlose Geschöpfe sind und noch unter den Tieren stehen, warum ist die Kirche dann so sehr daran interessiert, sie zu christianisieren? Es sei denn, Bischof Lué befiehlt uns in Kürze, zusammen mit unseren Hunden und Pferden in die Messe zu kommen.«
    Man hörte leises Kichern, sogar aus dem Mund der Sklaven, die sie bedienten.
    »Melody, bitte«, mahnte Pater Mauro.
    »Es ist sehr unangenehm, Exzellenz, mit dem Hauspersonal am Tisch sitzen zu müssen«, beklagte sich Bela.
    »Señorita Isaura gehört nicht zum Hauspersonal«, erklärte Blackraven. »Verzeihung, auch auf die Gefahr hin, Anstoß zu erregen, Pater Mauro, aber ich finde, Señorita Isaura hat recht. Wenn wir davon ausgehen, dass Sklaven keine Seelen haben, warum schicken wir sie in die Kirche? Meine verlieren jeden Sonntag zwei Stunden ihrer Arbeitszeit, weil sie die Messe besuchen.«
    »Es sind keine seelenlose Wesen, Exzellenz. Sie haben in einem wilden Zustand gelebt, aber sie haben eine Seele. Die Pflicht der Kirche ist, ihnen die Wahrheit Christi näherzubringen und sie auf den Pfad der Erlösung zu führen.«
    »Verzeihung, Pater, aber ich glaube nicht, dass die Kirche ihnen Christus näherbringt«, sagte Melody.
    Mit Ausnahme von Pater Mauro, der Melody schon kannte, saßen alle starr vor Schreck da.
    »Wie ist es möglich, dass die Afrikaner eine Religion annehmen, die predigt, dass alle Menschen gleich sind, und zugleich zulässt, dass man sie schlimmer behandelt als Tiere?«, fuhr Melody fort. »Sogar die religiösen Orden und die Priester versklaven sie hinter verschlossenen Türen.«
    »Das ist Blasphemie!«, sagte Alcides.
    »Ketzerin!«, fügte Bela hinzu.
    »Wir haben darüber schon diskutiert, Melody«, sagte der Priester nachsichtig, »und ich habe dir gesagt, dass es ein

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