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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Segen für die Sklaven ist, mit Christen zusammenleben zu dürfen, die ihnen Benehmen beibringen und ihnen den einzigen und wahren Glauben, den katholischen, vermitteln.«
    »Wir lehren sie also den wahren Glauben und gutes Benehmen, indem wir ihnen ihre Freiheit nehmen, sie hart bestrafen und sie wie Vieh brandmarken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Christus ein solches Verhalten gutheißt.«
    »Das ist skandalös!«, schrie Bela. »Noch eine Bemerkung dieser Art ertrage ich nicht.«
    »Wenn Sie es wünschen, Doña Bela«, sagte Blackraven, »erteile ich Ihnen die Erlaubnis, sich zurückzuziehen. Sie können im Zimmer von Señorita Leonilda ein wenig ausruhen. Und jetzt sagen Sie mir, Miss Melody, was soll man mit den Sklaven machen? Was schlagen Sie vor?«
    Melody wusste, dass Blackraven ihr eine Falle gestellt hatte.
    »Was ich vorschlage, ist eine Utopie.«
    »Jemand hat mal gesagt, die Utopien von gestern sind die Wirklichkeit von heute. Also, was soll mit den Sklaven geschehen?«
    »Ich schlage vor, sie freizulassen, Exzellenz, und zwar alle. Sie nach Afrika zurückzuschicken, wenn sie das wünschen, oder ihnen einen würdigen Lohn für die Arbeit zu zahlen, die ihnen heute nicht einen Centavo einbringt.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. Blackraven schwieg und sah Melody mit undurchschaubarem Blick an.
    »Wenn sie ihre Freiheit wollen, müssen sie sie sich erkaufen«, warf Alcides ein.
    »Ich frage mich, Don Alcides, wie die Afrikaner sich ihre Freiheit kaufen sollen, wenn Sie den ganzen Lohn einbehalten, den diese mit ihrer Arbeit verdienen?«
    »Das ist ungeheuerlich!«, stieß Bela aus. Blackraven ging dazwischen, um zu verhindern, dass das Wortgefecht ausartete.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen, sonst kommen wir zu spät zum Stierkampf«, sagte er.
     
    Melody seufzte. Das Abendessen stand ihr noch bevor, auch wenn es ohne das Ehepaar Valdez e Inclán stattfinden würde. Sie waren vor ein paar Stunden abgereist und hatten ihre Töchter Elisea und Angelita dagelassen. Auch Bela hatte noch eine Weile in El Retiro bleiben wollen, aber ihr Mann hatte es nicht erlaubt.
Daran hatten auch ihre Heulszene und ihr pikiertes Gesicht nichts zu ändern vermocht.
    Melody ging in den Stall, um nach Fuoco zu sehen, und stellte fest, dass er unruhig war. Auch Blackravens Pferd wieherte und tänzelte auf der Stelle.
    Jemand packte sie von hinten und hielt ihr den Mund zu. Melody versuchte, sich aus dem Griff zu befreien.
    »Ganz ruhig, Melody! Ich bin’s. Tommy.«
    »Meine Güte! Hast du mich erschreckt!«, sagte sie zornig und richtete ihre Bluse. »Was tust du hier? Wenn Bustillo dich erwischt, wird er auf dich schießen.«
    »Ich wollte Fuoco holen.«
    »Hallo, Melody.«
    Pablo kam aus dem Halbdunkel und warf ihr diesen traurigen Blick zu, der ihr so wehtat. Melody liebte ihn wie einen Bruder, denn sie waren zusammen aufgewachsen.
    Im Unterschied zu Lastenia, Melodys Mutter, hatte es Fidelis Maguire nicht gestört, dass seine Kinder mit Pablo, dem Sohn des Vorarbeiters, seinem engen Freund und Vertrauten, spielten. Sie steckten fast den ganzen Tag zusammen, ritten oder heckten Streiche aus. Von klein auf hatte Pablo Melody verehrt. Ihr ansteckendes Lachen und ihre Sommersprossen hatten ihm schon immer gefallen. Und dann hatte er sie irgendwann singen gehört. Mit der Zeit war ihm aufgefallen, in was für eine schöne Frau sie sich verwandelt hatte, und er wollte sie um jeden Preis haben.
    Sie waren ein Liebespaar gewesen, im Verborgenen, denn Lastenia hätte das nie zugelassen. Er küsste und umarmte sie, wann immer er konnte, aber zu mehr kam es nicht. Melody würde ihn heiraten und als Jungfrau in die Ehe gehen, da war er sich sicher. Sie war ein Engel, den er sich nicht zu beflecken traute.
    Doch nichts lief so, wie Pablo geplant hatte. Nach Fidelis’ Tod
hatten Tommy und er fliehen müssen, um nicht dem Dorfkommissar in die Hände zu fallen, der sie im geheimen Einverständnis mit Paddy Maguire, Fidelis’ Neffen, des Viehdiebstahls bezichtigte. Aber Pablo war sein Schicksal egal. Melody hatte ihm bereits gestanden, dass sie ihn nicht liebte, und mit ihm gebrochen.
    Seit der Flucht hatten sie sich ein paar Mal gesehen, und immer war Tommy dabei gewesen. Es waren unangenehme Begegnungen, denn Melody zeigte sich kühl und distanziert. Pablo liebte sie immer noch und litt unter ihrer Gleichgültigkeit.
    »Hallo, Pablo«, erwiderte sie und wandte den Blick ab. »Du sagst, du kommst, um Fuoco zu holen? Denk

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