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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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musterte sie einen Moment lang neugierig, dann zuckte er die Achseln. »Na schön, Mary. Dann gehen wir an die Arbeit.« Er wandte sich an Barbara D'Courtney. »Hilfe, Barbara.«
    Augenblicklich ruckte sie auf der Estrade empor in eine Lauschhaltung. Behutsam tastete er sich in ihren Geist vor: Gefühl von Bettüchern... eine leise, entfernte Stimme... »Wessen Stimme, Barbara?« Sie antwortete aus den Tiefen des Unbewußten. »Wer ist da?« »Ein Freund, Barbara.« »Hier ist niemand. Niemand. Ich bin allein.« Und sie war allein, lief durch einen Korridor, riß eine Tür auf, stürmte in einen orchideenhaften Raum und sah... »Was, Barbara?« »Einen Mann. Zwei Männer.« »Wen?« »Geh weg. Bitte geh fort. Ich mag keine Stimmen. Eine Stimme schreit. Schreit in meine Ohren.« Und sie schrie selbst, während vom Schrecken aufgeweckte Instinkte sie vor einer undeutlichen Gestalt zurückweichen ließen, die sich nach ihr streckte, um sie von ihrem Vater fernzuhalten. Sie sprang zur Seite und umkreiste die Männer... » Was macht dein Vater, Barbara?« »Er... Halt. Du gehörst nicht hierher. Hier sind nur wir drei. Vater und ich und...« Die verschwommene Gestalt packte sie. Flüchtige Erhellung eines Gesichts; mehr nicht. »Schau noch einmal hin, Barbara. Schmaler Kopf. Großer Abstand zwischen den Augen. Gerade, wie gemeißelte Nase. Kleiner, schmaler, aber doch empfindsamer Mund. Schmal wie eine Narbe. Ist das der Mann? Sieh dir das Bild an. Ist das der Mann?« »Ja. Ja. Ja.« Und alles verschwand. Sie befand sich wieder auf den Knien, teilnahmslos, puppenhaft, schlaff.
    Powell wischte sich Schweiß aus dem Gesicht und führte das Mädchen zurück zur Estrade. Er war stark erschüttert... stärker als Barbara D'Courtney. Ihre Hysterie fing einen Großteil des emotionalen Sturms auf. Er besaß nichts zu seinem Schutz. Er erlebte ihren Schrecken, ihr Entsetzen, ihre ganze Qual unbeschirmt und nackt. »Es war Ben Reich, Mary. Hast du die Eindrücke auch alle mitbekommend.
    »Ich konnte nicht so lange dabei bleiben, Lincoln. Ich mußte mich zurückziehen.«
    »Reich war es, ganz klar. Die Frage ist bloß, wie hat er ihren Vater umgebracht? Was hat er dazu benutzt? Warum hat der alte D'Courtney sich - nach allem Anschein - überhaupt kein bißchen gewehrt? Ich muß es noch einmal versuchen. Ich tu's ihr ungern an...« »Ich sehe es ungern, daß du dir selbst so etwas zumutest.« »Ich muß es.« Er atmete tief ein. »Hilfe, Barbara.« Wieder ruckte sie auf der Estrade in eine Lauschhaltung hoch. Rasch schlüpfte er unaufdringlich in ihren Geist. »Langsam, meine Liebe. Nicht so schnell. Wir haben viel Zeit.« »Du, wieder hier?« »Erinnerst du dich an mich, Barbara?« »Nein. Nein, ich kenne dich nicht. Geh weg.« »Aber ich bin ein Teil von dir, Barbara. Wir laufen gemeinsam den Korridor entlang. Siehst du? Wir öffnen gemeinsam die Tür. Gemeinsam geht alles viel leichter. Wir helfen einander.« »Wir?« »Ja. Barbara, du und ich.« »Aber warum hilfst du mir jetzt nicht?« »Wie kann ich dir helfen, Barbara?« »Sieh doch Vater an! Halt ihn auf, hilf mir doch! Halt ihn auf! Halt ihn auf! Hilf mir schreien! Hilf mir! Um Gottes willen, hilf mir!« Wieder kauerte sie auf den Knien; teilnahmslos, puppenhaft, erschlafft.
    Powell spürte eine Hand unter seinem Arm und begriff, daß er eigentlich nicht auch knien sollte. Der Leichnam verflüchtigte sich vor seinem geistigen Auge, die Orchideen-Suite verschwand. Mary Noyes bemühte sich, ihn aufzurichten. »Diesmal setzt du dich erst einmal selber hin«, sagte sie mit Entschiedenheit. Er schüttelte den Kopf und wollte Barbara D'Courtney helfen. Er kippte um. »Jetzt genügt's aber, Sir Galahad. Du mußt dich für ein Weilchen ausruhen.« Mary richtete das Mädchen auf und geleitete es zur Estrade. Dann kam sie zurück zu Powell. »Bis t du jetzt bereit, dir helfen zu lassen, oder hältst du's für ganz und gar unmännlich?«
    »Männlichkeit bezieht sich nur aufs Geschlecht. Vergeude keine Zeit damit, mir beim Aufstehen helfen zu wollen. Was wir nun brauchen, ist Grips. Wir sitzen in der Tinte.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    »D'Courtney wünschte ermordet zu werden.«
    »Nein!«
    »Doch er wollte sterben. Er kann ohne weiteres unter Reichs Augen Selbstmord verübt haben. Barbaras Erinnerung ist in dieser Hinsicht wirr. Dieser Punkt muß schnellstens geklärt werden. Ich muß mit D'Courtneys Arzt sprechen.«
    »Das war Sam @kins. Er und Sally sind in der vergangenen

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