Demonica - Ione, L: Demonica
ich machte es mit meinem Freund, nachdem wir uns auf einer Party betrunken hatten.« Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu, aber er verurteilte nicht, sondern beobachtete sie nur neugierig. »Es hat ein bisschen wehgetan, und nach drei Sekunden war es vorbei. Nicht gerade weltbewegend. Darum hatte ich es nicht eilig, es noch mal zu tun. Kurz darauf wurde meine Mutter clean und hat das Sorgerecht für mich bekommen, und zwei Jahre lang war ich dann so beschäftigt, dass ich irgendwie gar nicht mehr an Jungs dachte.«
»Und was dann?«
Es war vollkommen gegen ihre Natur, über diese Dinge zu reden, aber seine Berührung beruhigte sie, lullte sie ein, und das alles kam ihr fremd vor … und doch irgendwie richtig. Seine Art, sie zu berühren, zerschlug all ihre Verteidigungsmechanismen und hinterließ Spuren auf ihr, die man zwar nicht sehen konnte, die aber nichtsdestotrotz da waren. Sie begriff einfach nicht, warum er seine Zeit mit ihr verschwendete, einer Feindin, die sich ihren Weg aus der Gosse nur deshalb freigekämpft hatte, weil Ky sie vor dem Leben einer Ratte gerettet hatte. Aber für den Moment würde sie seine Motive einfach nicht mehr hinterfragen.
»Meine Mom wurde getötet«, sagte sie ruhig. »Ich bin in die nächste Pflegefamilie gekommen, und eines Nachts kam mein Pflegevater zu mir ins Zimmer.«
Eidolons Hand, die immer noch ihre Hüfte streichelte, erstarrte, und aus seiner Kehle drang ein tiefes Knurren.
»Wir haben gekämpft. Ich bin abgehauen. Später wurde er dann tot aufgefunden, und gegen mich wurde ein Haftbefehl erlassen.«
»Ich bin froh, dass du den Scheißkerl umgebracht hast.«
»Das war ich nicht. Er war übel zugerichtet, aber am Leben, als ich ihn verließ. Ich denke, eins der anderen Kinder, die er belästigt hatte, hat ihn umgebracht, während er hilflos dalag und sich nicht wehren konnte.« Sie zuckte die Achseln, und seine Hand begann wieder, sie zu streicheln.
»Was hast du dann gemacht?«
»Ich hab auf der Straße gelebt. Ich tat, was ich tun musste, um zu überleben. Es war nicht gerade schön.«
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Vielleicht hätte sie ihm nicht die Wahrheit erzählen sollen. Vielleicht war er jetzt angewidert. Na klar, ein Dämon, der selbst früher mal eine Sexsklavin gehalten hatte, war angewidert. Bitte .
Seine Finger schlossen sich um ihren Fußknöchel, und plötzlich fand sie sich zum zweiten Mal auf dem Boden liegend wieder, während sein schwerer Oberschenkel ihre Beine herunterdrückte und seine Brust die ihre bedeckte. »Tust du das jetzt auch?«, murmelte er. Seine warme, starke Hand streichelte über ihre Wange. »Tust du, was du tun musst, um zu überleben? Fickst du mich, weil du ein Dach über dem Kopf brauchst?«
Tays erster Instinkt war, wütend zu werden. Aber auf einmal war sie zu müde, um zu streiten. Vor allem, weil sie wusste, dass sie nicht mit ihm schlief, um einen Ort zu haben, wo sie bleiben konnte, oder um Schutz oder Geld oder was auch immer zu bekommen. Er wollte, dass sie zugab, dass sich etwas zwischen ihnen geändert hatte, dass sie ihn begehrt hatte, nicht das, was er ihr geben konnte.
»Bitte zwing mich nicht, darauf zu antworten.«
Er zog sie eng an sich, und einen Augenblick lang genoss sie einfach seine Umarmung, etwas, womit er vermutlich nicht sehr freigebig war. Und etwas, das sie selbst nie wirklich erlebt hatte. Sie konnte sich nicht an ein einziges Mal erinnern, wo selbst ihre Mutter sie in den Arm genommen hatte. Es war nicht so, dass ihre Mutter sie nicht geliebt hätte, aber zwischen ihnen stand immer eine Wand der Schuld; eine Wand, errichtet aus der Scham ihrer Mutter, denn schließlich hatte sie Tayla im Stich gelassen. Nie war es Tayla gelungen, sie einzureißen, ganz gleich, wie sehr sie sich auch bemühte, ihre Mutter mit der heimlichen Mutter-Tochter-Fantasie in Einklang zu bringen, die sie insgeheim hegte. Eine Fantasie, in der sie die besten Freundinnen waren. In der sie zusammen backen und über Frauenfilme lachen konnten, während sie es sich am Samstagabend zusammen auf der Couch gemütlich machten.
Zugegeben, diese Fantasie war ziemlich langweilig, aber alles war besser als die Realität, in der sie die Kotze ihrer Mutter wegwischte und ihre Crackpfeife vor den Cops versteckte.
Bestrebt, sowohl den Erinnerungen als auch dem Mann, der sie in ihr wachgerufen hatte, zu entkommen, schob sie sich von Eidolon weg … und erstarrte, als der Fußboden unter ihnen auf einmal hell
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