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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Ecke und jeden Winkel untersuchte.
    In Eidolons Wohnzimmer, das in maskulinen Braun- und Grüntönen – und natürlich in Leder – eingerichtet war, gab es nichts zu entdecken, außer, dass er einen teuren Geschmack hatte.
    Die Durchsuchung des Arbeitszimmers brachte nur wenig mehr zum Vorschein, als an der Oberfläche sichtbar war: Wände voller Bücherregale mit medizinischer Fachliteratur und seltsam gebundenen Texten, deren Titel sie größtenteils nicht lesen konnte.
    Ihr knurrte der Magen, ehe sie zu den Schlafzimmern kam, also machte sie einen kleinen Umweg über die Küche. Der Inhalt des Kühlschranks war eine Überraschung. Nicht, dass sie mit literweise Blut oder Tupperdosen voller Gehirnen gerechnet hatte, aber das frische Obst und Gemüse, Aufschnitt und Sojamilch wurde ihren Erwartungen jedenfalls ganz und gar nicht gerecht. Allerdings befanden sich zwischen Ketchup, Margarine und sauren Gurken noch einige Behälter, die sie nicht identifizieren konnte, in Sprachen beschriftet, die sie nicht beherrschte.
    Vermutlich Hirn und Blut.
    Sie griff gerade nach einer Packung Schinken, als ein dumpfes Geräusch sie aufschreckte. Sie schloss die Kühlschranktür, schnappte sich ein Messer aus dem Messerblock auf der Arbeitsfläche und schlüpfte leise in den Flur. Vorsichtig schob sie sich an der Wand entlang auf das Geräusch zu – eine Art heiseres Keuchen. Ihr Herz schlug so heftig, dass es schon wehtat.
    Mit hoch erhobenem Messer betrat sie das Arbeitszimmer. Eidolon befand sich auf Händen und Knien gleich neben dem Kreis; jeder Quadratzentimeter Haut mit Blut bedeckt. Sein Kopf hing schlaff nach unten, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »O Gott.« Mit drei Schritten war sie an seiner Seite und sank vor ihm auf die Knie. »Hellboy?«
    Ein Schaudern schüttelte seinen Körper. Sie wollte ihm mit einer Berührung Trost spenden, aber wo? Tiefe Wunden bedeckten seinen Rücken, seine Arme, die Beine … selbst seine Fußsohlen waren aufgeplatzt wie Würstchen, die zu lange im heißen Wasser gelegen hatten. Aus dem zerfetzten Fleisch staken Knochen und Muskelgewebe heraus, und sein Blut, das auf den Boden tropfte, hörte sich groteskerweise an wie ein sanfter Sommerregen.
    »Ich bring dich jetzt in dein Krankenhaus.« Unsicher, wie genau sie das bewerkstelligen sollte, stand sie wieder auf, weil sie irgendetwas tun musste.
    »Nein.« Seine Stimme war leise, gurgelnd, als ob er nicht nur außen, sondern auch innen ausgepeitscht worden wäre. »Ruf … Shade an.«
    »Ich will dich nicht allein lassen«, sagte sie, aber als seine ­einzige Antwort in einem neuerlichen Erschauern bestand, ­rannte sie ins Foyer, wo er auf einem Regal sein Handy abgelegt hatte.
    Mit zitternden Fingern durchsuchte sie sein Adressbuch nach Shades Handynummer und wählte.
    »Was ist los, E?« Shades Stimme, tiefer als Eidolons, drang an ihr Ohr.
    »Hier ist Tayla. Hör mal – «
    »Wo ist er? Was hast du mit ihm gemacht?«
    Sie senkte ihre Stimme und entfernte sich noch ein paar Schritte vom Arbeitszimmer. »Ich hab gar nichts mit ihm gemacht, aber er ist verletzt. Wir sind in seiner Wohnung … er ist durch dieses Portal gegangen, und als er wiederkam … « Er hatte ausgesehen, als ob er durch einen Fleischwolf gedreht worden wäre. »Er ist völlig im Arsch. Es sieht echt schlimm aus.«
    »Scheiße.« Der Lärm von irgendetwas, das am anderen Ende der Leitung in die Brüche ging, war laut genug, dass sie hastig den Hörer vom Ohr weghielt. »Stell die Heizung so hoch, wie es geht. Er hat vermutlich einen Schock, aber du darfst ihm keine Decke überlegen, weil der Stoff das Blut aus seinen Wunden saugen würde. Ich bin da, so schnell ich kann.« Mit diesen Worten legte er auf.
    Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies nicht zum ersten Mal passiert war. Schon der Gedanke verursachte ihr Übelkeit. Trotzdem suchte sie gleich den Thermostat und stellte ihn auf dreißig Grad. Während das Summen der Heizkörper die Wohnung erfüllte, eilte sie zurück ins Arbeitszimmer.
    »Hey«, murmelte sie, als sie neben der Stelle niedersank, wo er immer noch zitternd auf Händen und Knien kauerte, in derselben Position, in der sie ihn verlassen hatte.
    Er sagte nichts, aber die zum Zerreißen gespannten Muskeln in seinem Kiefer verrieten ihr, warum – er biss die Zähne so fest aufeinander, dass er nicht sprechen konnte.
    Übelkeit erfasste sie. Wer hatte ihm das bloß angetan? Andere Seminus-Dämonen? War es ihnen nicht

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