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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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erlaubt, Menschen zu töten? Diese Fragen nagten an ihr, aber bevor Shade eintraf, war das Einzige, was sie tun konnte, zu versuchen, Eidolon von seinen Schmerzen abzulenken.
    »Deine Wohnung gefällt mir«, sagte sie. »Ich hab ein bisschen rumgeschnüffelt. Ich hoffe, das ist okay. Hab aber nichts Seltsames gefunden.«
    Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen spielerischen Klang zu verleihen, denn so wenig sie es auch zugeben mochte, sie war über das, was sie in seiner Wohnung gefunden hatte, nicht überrascht – Normalität.
    »Also, äh … was glaubst du, wann werden wir wissen, was für eine Art Dämon mein alter Herr war? Ich hoffe nur, es ist nichts total Gruseliges.« Sie hätte beinahe gelacht, denn noch vor ein paar Tagen hatte sie, was Dämonen betraf, keine Unterscheidung zwischen total gruselig und nicht ganz so gruselig gemacht.
    Langsam wurde Eidolons Atmung regelmäßiger, war nicht mehr gar so mühselig, also redete sie weiter, irgendwelches dummes Zeug über unwichtige Dinge, wie ihre schlechten Noten in der Schule, ihr Lieblingsessen – Orangen – , ihren Wunsch, Schlittschuhlaufen zu lernen.
    Als Shade endlich das Zimmer betrat, wusste Eidolon mehr über sie, als je ein Angehöriger der Aegis gewusst hatte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, ob er tatsächlich gehört hatte, was sie da plapperte.
    Shade schenkte ihr keinen Blick, als er seine Arzttasche fallen ließ und sich neben Eidolons Kopf kniete. »Hey Mann, ich bin hier. Alles wird wieder gut.«
    Als ob die Gegenwart seines Bruders es ihm gestattete, wieder zu fühlen, stöhnte Eidolon. Der Schmerz, der tief in diesem Laut begraben war, ließ ihr Herz bluten.
    »Was haben sie mit ihm gemacht?«, flüsterte sie.
    Shades ausdruckslose Augen wandten sich ihr zu, als hätte er gerade erst gemerkt, dass sie auch im Zimmer war.
    »Sieht aus wie eine Mischung aus Fäusten und der neunschwänzigen Katze.« Er ließ den Blick über Eidolons Gestalt gleiten. »Und die Zähne haben sie auch eingesetzt.«
    Eis bildete sich in ihrer Brust. Das war ihre Schuld. Er hatte sie verteidigt, als die Wächter sie in ihrer Wohnung angriffen. Er hatte getötet, um sie zu beschützen. »Das hat er nicht verdient.«
    »Lass gut sein, Jägerin.« Shade wandte sich wieder Eidolon zu. Seine Miene wurde weicher, als er sanft das Gesicht seines Bruders umfasste und dessen Kopf anhob. »Diesmal haben die Scheißkerle es dir aber so richtig gezeigt, was?«
    »Diesmal? Er sagte, er hätte noch nie vorher einen Menschen getötet.«
    »Hat er auch nicht.«
    Am liebsten hätte sie gefragt, was er getan hatte, um die anderen Bestrafungen zu verdienen, aber die kalte Wut in Shades Miene hielt sie davon ab.
    Shade untersuchte das Gesicht seines Bruders mit zarter, leichter Hand. Als er damit fertig war, ließ er Eidolons Kopf wieder sinken und sprach mit leiser, beruhigender Stimme auf ihn ein, während er die Hände über Rippen, Bauch und Extremitäten gleiten ließ.
    Eidolons Zähne klapperten, aber sonst war währenddessen kein Laut von ihm zu hören, obwohl die Untersuchung eine Qual sein musste.
    »Mach meine Tasche auf, Jägerin, und gib mir die Spritze in der rechten Innentasche.«
    Froh, etwas zu tun zu haben, holte sie den gewünschten Gegenstand und reichte ihn Shade, der den Inhalt mit professioneller Effizienz in Eidolons Schulter injizierte. Der Kerl mochte ja die stets gut gelaunte Persönlichkeit eines wütenden Pitbulls haben, aber was seine medizinischen Fähigkeiten betraf, strahlte er Zuversicht und Selbstvertrauen aus, sowie – es war einfach nicht zu übersehen – eine raue Männlichkeit, genauso stark wie die Eidolons.
    »War das gegen die Schmerzen?«
    »Ein Antibiotikum.« Shade zog Schläuche und einen Blutbeutel aus seiner Tasche. »Schmerzmittel sind gegen die Regeln.«
    » Regeln ? Es gibt Regeln, wie man jemanden fast totprügelt?«
    Anstatt zu antworten, legte er Eidolon die Infusion und hing den Beutel an die Türklinke. Als er damit fertig war, legte er seine große Hand auf Eidolons Nacken, eine der wenigen unverletzten Stellen, und massierte sie in langsamen Kreisen.
    »Also, Brüderchen, dein Puls ist geradezu abartig hoch, von deiner Atemfrequenz ganz zu schweigen. Du musst dich jetzt entspannen.« Shade schloss die Augen, und einen Moment lang schien es, als ob Eidolons Anspannung von ihm abgefallen wäre, doch dann verkrampfte er sich, und seine Atemzüge klangen wieder angestrengter.
    Ohne nachzudenken, legte Tayla ihre Hand auf seine.

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