Demonica - Ione, L: Demonica
gehört.
»Vieles von dem, was die Aegis mir genommen hat, hatte sentimentalen Wert für mich.«
Toll. Einfach toll. Wenn der Feind herausfand, wie die Zauberei, die mit ihrem Ring verknüpft war, funktionierte, und welche Fähigkeiten sie seinem menschlichen Träger verlieh, könnten die Dämonen einen Weg finden, um die Aegis-Magie zu neutralisieren.
Sie ballte die Fäuste und verfluchte den Anti-Gewalt-Zauber. »Ich werde euch gar nichts verraten.«
»Erzähl mir von deinen Eltern.«
Sie blinzelte. Auf diesen abrupten Themenwechsel war sie nicht vorbereitet gewesen. »Wieso?«
»Wenn du mir nichts über die Aegis sagst, dann erzähl mir etwas über dich. Was kann das schon schaden?«
Sicherlich handelte es sich um einen Trick, aber sie wusste wirklich nicht, was es schaden könnte, über Leute zu sprechen, die nicht mehr am Leben waren. »Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Meine Mutter starb, als ich sechzehn war.«
»Hast du deinen Vater je gesehen, auf Fotos vielleicht?«
»Was für eine Scheißfrage ist das denn? Nicht, dass es dich irgendwas angeht, aber nein. Meine Mutter hat mir nicht mal seinen Namen genannt.«
Tayla bezweifelte, dass ihre Mom den Namen dieses Kerls selbst gekannt hatte. Tay war heroinabhängig auf die Welt gekommen, also konnte ihr Vater irgendeiner einer langen Reihe von Verlierern sein, die ihre Mom gefickt hatte, während sie high war.
Hellboy wirkte nachdenklich, als wäre das, was sie ihm gesagt hatte, wer weiß wie faszinierend. Vermutlich bestand sein ganzes jämmerliches Leben nur daraus, andere böse Dämonen zusammenzuflicken und menschliche Patientinnen zu bumsen.
»Wie ist deine Mom gestorben?«
Erinnerungen, die sie seit Jahren zu verdrängen versucht hatte, drehten und wälzten sich wie ein lebendes Wesen in ihrem Kopf herum. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, ihre Wut zu dämpfen. Die Bitterkeit schmeckte einfach zu gut, und sie brauchte eine Mahnung und Erinnerung, wieso sie diesen Mann hasste. »Sie wurde ermordet«, sagte Tay. »Von einem Dämon.«
Nancy Allen hatte nicht die Absicht, dem Mann, der an der Kreuzung eines überschattet liegenden Fußwegs und einer dunklen Gasse stand, das Leben zu nehmen, auch wenn er den Tod verdient hätte, einfach nur, weil er so strunzdumm war. Seine eleganten Klamotten – teurer Trenchcoat, schicker Anzug, geschmackvolle Schuhe – schrien geradezu: »Raubt mich aus, schlagt mich und jagt mir ein Messer in die Leber.«
Nein, sie würde ihn nicht umbringen. Der Vampirrat hatte strenge Richtlinien verhängt, was die Schlachtung und Entsorgung von Menschen betraf, wie auch die Räte der meisten Dämonenspezies. Und obwohl die Regeln ihr eine Tötung pro Monat gestatteten, hatte sie ihr Recht schon seit mehreren Monaten nicht mehr ausgeübt.
Vielleicht hatte ihr Widerwille gegen das Töten etwas mit der Tatsache zu tun, dass sie schon vor ihrer Wandlung zum Vampir Krankenschwester gewesen war. Oder vielleicht lag es auch daran, dass sie nur selten den Rausch verspürte, den ihre Art im Moment des Todes erlebte.
Sie war nun einmal einfach niemand, der zu Suchtverhalten neigte, von Schokolade mal abgesehen.
Selbst wenn sie getötet hatte, waren ihre Opfer Scheißkerle gewesen, die Frauen misshandelten, oder Kinderschänder, die den Tod verdienten. Das verschaffte ihr allerdings ein sehr gutes Gefühl.
Unglücklicherweise hatte sie Scheißkerle inzwischen von ihrer Speisekarte gestrichen. Die besaßen nämlich eine Neigung zu Drogen oder Alkohol, und wenn sie das Zeug zu sich nahm, war sie tagelang total weggetreten. Raucher waren die schlimmsten; ihr Blut schmeckte widerwärtig und verursachte Migräne.
Ihr auserkorenes Opfer stopfte die Hände in die Manteltaschen und beobachtete die Ampel zwei Blocks entfernt; vermutlich auf der Suche nach einem Taxi. Er wirkte, als ob er auf dem Weg zu einer der exklusiven Bars in Manhattan sei, wo die neonfarbenen Drinks mehr kosteten, als sie als menschliche Krankenschwester in einem Monat verdient hatte.
Nancy lächelte und ging auf ihn zu, wobei sie die Hüften in ihrem engen Jagdkleid schwingen ließ; dem eleganten roten, das jede Menge Haut zeigte und sowohl Männer wie auch Frauen anzog. Sie hatte sich umgezogen, bevor sie das Krankenhaus verließ, wie die Vorschriften es verlangten, obwohl sie sich für gewöhnlich zum Töten nicht eigens tod schick zurechtmachte.
Sie kicherte über ihren eigenen Scherz, und auf einmal war sie froh, dass sie beschlossen hatte,
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