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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Telefon herumfummelte, hätte sie es beinahe fallen gelassen.
    »Sie Bastard!«, flüsterte sie. »Was haben Sie mit ihnen gemacht? Wo sind sie?«
    Dann war die Leitung tot, und sie musste sich am Krankenwagen abstützen, um nicht umzufallen. Auf ihrer Haut sammelte sich kalter Schweiß. Was jetzt? Gott, was jetzt?
    »Alles okay bei dir, Gem?« Kynan beobachtete sie. Die Sorge in seinen Augen färbte diese beinahe schwarz. »Kann ich irgendwas tun?«
    Sie setzte ein zerbrechliches Lächeln auf. »Mir geht’s gut, danke.« Dann wandte sie sich an Judy, deren sorgenvolle Miene der Kynans ähnelte. »Könnten Sie mich zum Krankenhaus fahren, wo mein Auto steht? Ich muss mich um eine dringende Familienangelegenheit kümmern.«

6
    Tayla und Eidolon fuhren seit einer halben Stunde in vollkommener Stille durch die Stadt, nachdem sie keine Lust mehr hatte, mit ihm zu diskutieren. Irgendwann hatte er ihr das Juwel erneut in die Hand gedrückt, bis sie dann an einem heruntergekommenen Apartment-Komplex angekommen waren, der, so vergammelt er auch sein mochte, kein Vergleich mit dem Slum war, in dem sie wohnte.
    Er parkte auf der Rückseite des Hauses, zwischen einem verrosteten Gremlin und einem tiefer gelegten El Camino, und forderte sie mit einer Geste auf auszusteigen, was sie auch tat. Ihre bloßen Füße registrierten die platt getretenen Zigarettenkippen und den gesprungenen Asphalt kaum, als sie den Parkplatz überquerten. Sie betraten das Gebäude und folgten einer Treppe so weit nach unten, dass sie es nicht für möglich gehalten hätte, dass es dort noch Wohnungen geben könnte. Er ließ sie vorangehen – ein kluger Schachzug. Sie hatte schon daran gedacht, ihn von hinten zu überwältigen und zu fliehen, nur dass sie, wenn sie ihn umbrachte, nie den Standort des Krankenhauses herausbekommen würde.
    Als sie die dumpfigen Eingeweide des Gebäudes betraten, riefen ihr das Gurgeln der Heizkessel und der Geruch nach Schimmel die Erinnerung daran ins Gedächtnis zurück, wie es war, obdachlos und allein zu sein; an die Zeit, in der das Überleben davon abgehangen hatte, an Orten zu schlafen, die eigentlich nur für Ratten taugten. Mit mürrischem Gesichtsausdruck blickte sie in die Dunkelheit, die nur von einer einsamen, von einem Gitter umschlossenen Glühbirne am Ende des Gangs erleuchtet wurde.
    »Das ist der Keller.«
    »Vampire und Wohnungen mit Fenstern vertragen sich nicht besonders gut«, sagte er, als er vor einer von drei Stahltüren stehen blieb.
    Mit einem Mal überkam sie das Gefühl, eine Horde Ameisen liefe ihr das Rückgrat empor, und sie erschauerte. Sie hatte immer ihrem Bauchgefühl vertraut, und ihr Bauch sagte ihr, dass da etwas nicht stimmte. Als Eidolon an die Tür klopfte, griff sie instinktiv nach ihrem S’teng , bevor ihr wieder einfiel, dass sie unbewaffnet war.
    »Leben hier viele Vampire?«, fragte sie.
    »Sehe ich vielleicht aus wie der Vermieter der Untoten?« Er klopfte noch einmal und fluchte. Dann drehte er versuchsweise am Türknauf, aber die Tür war verschlossen.
    Er trat zurück und trat die Tür mit einer einzigen geschmeidigen, kräftigen Bewegung ein. Metall verbog sich, als ob eine Bombe explodiert wäre, und der Türpfosten zersplitterte. Über welche Kraft er verfügen musste, um so etwas tun zu können … Es war definitiv nur zu ihrem Besten, dass sie ihn nicht unbewaffnet angegriffen hatte. Was ihre Fähigkeiten im Kampf anging, würde sie es jederzeit mit ihm aufnehmen, aber nachdem sie seit Neuestem immer wieder zu den unpassendsten Zeiten die Kontrolle über ihre Muskeln verlor, wollte sie lieber keinen Angriff riskieren, solange sie nicht sicher im Vorteil war.
    »Wenn sie jetzt nur ein Nickerchen macht, wird sie echt stinksauer sein.«
    Eidolon schnaubte nur verächtlich. Sie betraten das Apartment, das, wenn auch klein, bewies, dass nicht alle Vampire auf Schwarz und Särge standen. Nein, dies war viel schlimmer. Der Stoff, aus dem Albträume sind.
    Ihre Augen wurden von diversen Schattierungen von Gelb und Lila attackiert – vom lavendelfarbenen Teppich bis zum flauschigen Lampenschirm in der Farbe von Baby-Enten. Sogar die Wände waren mit zitronengelber Farbe beschmiert. Gott, das Ganze sah wie ein Muppet-Schlachthaus aus. Die Krankenschwester, die hier wohnte, hatte mit Gewissheit nicht alle Tassen im Schrank. Schon allein für ihren grauenhaften Geschmack bei der Inneneinrichtung verdiente sie den Tod.
    Tayla wich einem besonders abscheulichen Läufer aus.

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