Demonica - Ione, L: Demonica
»Wie ist sie denn zu dem Prachtstück gekommen? Hat sie vielleicht Barney, den lila Dinosaurier, gehäutet?«
Eidolons sexy Mund verzog sich zur Andeutung eines entspannten Lächelns, aber seine Bewegungen waren pure tödliche Anmut, als er sich jetzt rasch durch den Flur bewegte. Sie beobachtete ihn dabei, einerseits von sich selbst angewidert, weil sie bewunderte, wie gut sein Hintern in seiner Cargo-Hose aussah, andererseits jedoch außerstande, den Blick abzuwenden, bis ein dumpfer Schlag ihre Aufmerksamkeit auf die Küche lenkte. Wieder griff sie nach ihrem S’teng und ballte die Fäuste, wütend über seinen Verlust. Na, egal. Sie war auch ohne gefährlich, und nachdem sie von Dämonen gefangen gehalten worden war, war sie nur allzu bereit, jemandem kräftig in den Arsch zu treten.
Ein leises Kratzen ließ ihr Blut ein wenig schneller fließen. Sie folgte dem Geräusch zu einer Tür gleich neben dem mit zahlreichen lila Accessoires liebevoll ausgestatteten Kabuff von Küche. Durch die Tür hindurch war ein ersticktes Stöhnen zu vernehmen. Sie wappnete sich für einen Kampf und drehte den Türknauf.
Die Tür öffnete sich zu einer Art dunklem Korridor, einem Tunnel, der es Nachtwandlern gestattete, sich auch am Tag von einem Ort zum anderen zu bewegen. Blutige Streifen hatten eine Spur hinterlassen, die sich, so weit sie sehen konnte, durch den ganzen Tunnel zog, und an der Tür endete, wo eine nackte, verstümmelte Frau zu Taylas Füßen lag.
Die Vampir-Krankenschwester. Die Gehirnamputierte im fuchsienfarbigen Kittel.
Die Krankenschwester – Nancy – versuchte etwas zu sagen; ihre Lippen formten Wörter, die im Blut, das gurgelnd aus ihrem geschwollenen Mund quoll, untergingen. Ihr Unterleib lag weit geöffnet vor Tayla, ein einziges klaffendes Loch von ihren Hüftknochen bis zum Brustbein. O Gott!
Tay packte die Handgelenke der Frau, blutige Stümpfe ohne Hände, und zerrte sie hinein. Der Geruch von Vampirblut, beißend und metallisch, verstopfte ihr Nase und Kehle, bis sie anfing zu würgen.
»Hellboy!«
Nancy rollte sich mit einem Wimmern zusammen. Taylas Herz hatte sich schon vor langer Zeit verhärtet, aber jetzt, angesichts des Leidens der untoten Krankenschwester, begann der Panzer aufzubrechen. Wer tat einem anderen so etwas an, selbst wenn es ein Vampir war? Wer würde sie ausweiden und ihr die Hände abtrennen? Sogar ihre Zähne … die vampirischen Eckzähne waren herausgebrochen worden.
Eidolon platzte in die Küche, um gleich darauf abrupt stehen zu bleiben, als ob er nicht begreifen könnte, was er da sah. Einen Herzschlag später wurde seine Miene zu einer wilden, grausamen Maske all dessen, was sie jemals mit der Hölle verbunden hatte: Tod, Schmerz, Wut. Dies war der Dämon, der hinter dem Mann steckte.
»Weg von ihr!«
Alles in Tayla sträubte sich gegen den geknurrten Befehl, aber ja, sie hatte schon verstanden; sie war der Feind, selbst wenn sie nicht diejenige war, die Nancy verletzt hatte.
Er kauerte sich neben die Vampirin und sprach in irgendeiner Sprache mit ihr, die Tayla nicht kannte, aber gleichwohl verstand. Die Worte klangen eindringlich, kehlig, geradewegs aus dem Wörterbuch dämonischer Verwünschungen . Die Vampirin stöhnte, als er sie aufhob, ins Wohnzimmer trug und behutsam auf das Barney-Fell legte.
»Hey, Nancy.« Seine Stimme war jetzt kein garstiges Grollen mehr, sondern tief und beruhigend; die Stimme, die er auch bei Tayla benutzt hatte, als sie zum ersten Mal im Krankenhaus aufgewacht war. Eine gewisse Wertschätzung seiner Hingabe und seiner Fähigkeiten ließ sie zentimeterweise vorrücken, um zuzusehen, wie er seine Hände vorsichtig um das Gesicht der Vampirin legte, um sie davon abzuhalten, sich hin- und herzuwerfen. »Ich bin’s, Eidolon. Du bist jetzt in Sicherheit.«
Tayla war der Ansicht gewesen, dass sie die Fähigkeit, Mitgefühl für die Ungeheuer zu empfinden, die sie jagte, schon längst verloren hatte, aber dies … dies drohte, all ihre Verteidigungsmechanismen zu zerschlagen. Doch es blieb keine Zeit, über dieses unangebrachte Gefühl und was es letztlich bedeutete, nachzudenken, denn jetzt bewegten sich Nancys Lippen. Blut sprudelte über ihr Kinn. Eidolon legte sein Ohr an ihren Mund.
Die Muskeln in seinem Rücken verkrampften sich immer mehr, je länger er zuhörte. »Ich werde dir helfen, Nance. Halt durch.« Geschwind ließ er die Hände mit sanfter Effizienz über ihren Körper gleiten, hielt nur kurz inne, um die Ränder
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