Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
Vom Netzwerk:
Dämonen hergefallen und hatten sich ihr Blut genommen. Die ganze Zelle war dort gewesen, nicht ein Dämon war entkommen. Vor allem nicht, nachdem sie das Ding in Brand gesteckt hatten.
    Tayla könnte die Mörderin seines Bruders gewesen sein.
    Mickey sprang von seinem Bauch und lief aus dem Zimmer. Eidolon legte seine Hand auf ihre, ohne dass es auch nur im Geringsten bedrohlich wirkte. »Du sagst, dass ich mich in dir irre. Wenn das so ist, kannst du dann nicht akzeptieren, dass du dich vielleicht auch in mir irrst?« Seine Stimme war überraschend ruhig, angesichts der Tatsache, dass sie ihn mit einer einzigen Bewegung töten könnte. Angesichts der Tatsache, dass sie ihm eins über den Schädel gezogen, ihn ans Bett gefesselt und vermutlich seinen Bruder abgeschlachtet hatte.
    »Wenn ich mich irre, dann ist alles, wofür ich gelebt habe … « Eine Lüge.
    Sie schüttelte den Kopf. Die Bestien, die sie im Laufe der Jahre getötet hatte, waren genau das gewesen: Bestien ohne eine einzige gute Eigenschaft. Und doch konnte sie das Bild von Eidolon, der sich um die sterbende Krankenschwester kümmerte, nicht aus dem Kopf bekommen. »Ich irre mich nicht.«
    Er blickte ihr fest in die Augen, neigte den Kopf, sodass seine Kehle entblößt vor ihr lag und Blut über die glatte Haut dort floss. »Dann musst du mich töten.«
    Noch vor drei Tagen hätte sie das geglaubt. Vor drei Tagen hätte sie ihn auf der Stelle umgebracht, wenn sie nicht den Befehl erhalten hätte, ihn mit dem Peilsender auf dem Piepser zum Teufel zu jagen. Aber er hatte ihr das Leben gerettet. Er hatte seinen Bruder geheilt und Mitgefühl für die Krankenschwester an den Tag gelegt. Ihre ureigensten Überzeugungen wurden infrage gestellt, und jetzt begann ihre Entschlossenheit zu wanken. Sie versuchte so zu tun, als ob sie keine Erleichterung darüber verspürte, ihn nicht töten zu müssen. Das würde die Aufgabe eines anderen Jägers sein.
    »Du hast mich nicht sterben lassen«, sagte sie. Sie zog das Messer zurück und kämpfte gegen das Verlangen an, einen Verband für ihn zu holen. »Also werde ich dich heute nicht töten.«
    »Wie großmütig.« Er zerrte an den Ketten, die ihn hielten. »Sind wir damit jetzt fertig? Oder willst du es mir heimzahlen, dass ich dich im Krankenhaus festgehalten habe?«
    »Das sollte ich wohl. Du hast mein Bett kaputt gemacht.«
    »Mir fallen noch ganz andere Möglichkeiten ein, wie man es kaputt kriegen könnte.«
    Sie schnaubte. »Dämonen.«
    Er zwinkerte, und sie drehte sich rasch um. Sie weigerte sich, auf seinen Charme reinzufallen. Stattdessen holte sie den Schlüssel zu den Handschellen, den sie unter der Spieluhr versteckt hatte – außer dem Ring war sie das einzige Geschenk, das sie je von ihrer Mutter bekommen hatte. Ein paar Unheil verkündende Schweißtropfen auf dem Nasenrücken waren die einzige Warnung, die sie erhielt, gleich darauf gefolgt von einem Schwindelgefühl. Eidolons Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
    »Tayla?«
    »Mir geht’s gut.« Sie wollte zum Bett zurückkehren, aber ihr rechtes Bein verwandelte sich in Wackelpudding, und ihre Arme schienen schwer wie Blei zu sein. O ja, es ging mal wieder nach unten.
    Schwankend setzte sie sich auf den Boden, ehe sie stürzte. Sie hatte das alles so satt.
    »Tayla, was ist los? Sieh mich an.« Er zerrte mit solcher Gewalt an den Ketten, dass das Scheppern des Metalls in ihrem Schädel widerhallte. »Sieh mich an, verdammt noch mal!« Der Befehlston in seiner Stimme war irritierend, aber effektiv, denn ihr Kopf schwenkte sofort in seine Richtung.
    »Halt’s Maul«, stöhnte sie.
    »Deine Pupillen sind erweitert. Du bist bleich.«
    Das Zimmer drehte sich in einer puddingweichen Mischung heller Grau- und Brauntöne. Sie wünschte sich nichts mehr, als einfach umzukippen und einzuschlafen. Vielleicht nachdem sie sich übergeben hatte.
    »Gib mir den Schlüssel, und ich helfe dir.«
    Na klar doch, als ob sie ihn frei rumlaufen lassen würde, während sie schwach und angreifbar war. Im Krankenhaus konnte er sie nicht umbringen, aber er könnte es jetzt nachholen. Diese weiche Arztstimme, die er benutzte, konnte sie weder hinters Licht führen noch trösten. Nicht, wenn sie immer wieder die Worte hörte, die er in Nancys Apartment gesagt hatte: »Ich sollte dich töten. Hier, wo mich kein Zufluchtzauber davon abhält, dir den Hals umzudrehen.«
    »Das geht gleich vorbei.« Mühsam richtete sie sich auf, nur um gleich wieder ins Taumeln zu geraten.

Weitere Kostenlose Bücher