Demonica - Ione, L: Demonica
auf.
Mit lautem Stöhnen löste er sich aus dem Knoten, den er mit Gem gebildet hatte, und ließ sich wieder auf seinem Sitz nieder. »Tut mir leid.« Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht und fühlte fiebrigen Schweiß, der seine Haut bedeckte. Seine rechte Seite pochte. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm einen Schatten auf der Wange, ein Muster, das gleich unter der Oberfläche pulsierte, als ob es versuchte hervorzukommen.
»Braucht es nicht. Mir ist schon so lange keiner mehr an die Wäsche gegangen, dass ich fast vergessen hatte, wie schön das sein kann.« Sie schloss die wenigen verbliebenen Knöpfe ihres Oberteils. »Aber mich Tayla zu nennen, hat mir doch ganz schön die Stimmung vermiest.«
Wieder stöhnte er. Wie war er bloß auf den Gedanken gekommen, Gem sei Tayla? Und warum hatte das überhaupt eine Rolle gespielt? Die Jägerin bedeutete ihm gar nichts. Er dürfte sie nicht so begehren.
Die S’genesis machte wirklich ein Wrack aus ihm. So hatte er die Beherrschung nicht mehr verloren, seit er zwanzig war und den ersten Reifezyklus durchgemacht hatte. Und damals war ihm zumindest der Trost geblieben zu wissen, dass, wenn die Tage der unerschöpflichen Lust erst mal vorbei waren, er stärker, größer und klüger aus der Wandlung hervorgehen würde. Besser.
Das würde diesmal nicht der Fall sein.
»Ich muss ins Krankenhaus. Kannst du fahren?« Seine Hände zitterten zu stark, als dass er es auch nur versuchen wollte.
Sie nickte. »Alles klar mit dir?«
Ganz im Gegenteil. »Ich werde mir eine Transfusion geben. Ich habe Blut gesammelt, in der Hoffnung, dass ich damit, wenn die S’genesis so richtig schlimm wird, die Wandlung aufhalten kann.«
»Selbst wenn das funktioniert, kann es nur vorübergehend helfen«, sagte sie mit dieser Ich-weiß-alles-Stimme, die Ärzte mit dem Abschluss ihres Medizinstudiums erwarben.
»Das weiß ich auch«, fuhr er sie an. Unbefriedigte Lust und harsche Fakten mischten sich zu gallebitterem Gebräu. »Bring mich einfach zum UG . Und, Gem, tu mir den Gefallen und lass Tayla in Ruhe.«
»Das kannst du vergessen. Sie weiß irgendwas über meine Eltern. Sie muss was wissen.«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Selbst wenn, wird sie nicht reden. Nichts, was du ihr antust, wird sie brechen. Vertrau mir«, murmelte er.
»Und, was ist dann also dein großer Plan?« Sie gab einen Laut des Widerwillens von sich und schnippte gegen sein Hemd, von dem sich ein Knopf losgerissen hatte. »Sie so lange zu beglücken, bis sie zugibt, dass die Aegis mitmischt? Woher soll ich wissen, ob ich dir überhaupt vertrauen kann? Den Feind zu bumsen, spricht nicht gerade für deine Zuverlässigkeit.«
Das war allerdings wahr. »Ich bin ein Inkubus. Sex ist für meine Art eine Waffe.« Nur dass er sich das selbst nicht abkaufte, weil er keineswegs sicher war, dass es beim Sex mit Tayla darum gegangen war, ihr wehzutun, ihr Hass gegen sich selbst einzuflößen, weil sie es mit einem Dämon trieb, einem Dämon, den sie eigentlich töten sollte.
»Erzähl mir nicht so einen Mist. Deine Rasse wird doch erst nach der S’genesis zum bösen Inkubus. Na ja, zum größten Teil jedenfalls. Deine Brüder sind nicht gerade kleine Muster-Semini.«
»Lass sie in Ruhe, Gem«, knurrte er leise.
»Das werde ich nicht.«
Er fühlte Gems Angst und Wut, als ob es seine eigenen wären. Aber seine Wut war dunkel und besitzergreifend und keinesfalls willkommen. »Tayla ist meine Sache.«
»Deine Sache?«
» Ich werde mich um sie kümmern.« Seine Backenzähne rieben sich knirschend aneinander. »Es ist meine Sache, mich um sie zu kümmern.«
»Wie beruhigend. Aber das Leben meiner Eltern steht auf dem Spiel. Ich werde nicht aufgeben. Und, nichts für ungut, aber dein Gehirn scheint im Moment eher von unter der Gürtellinie gesteuert zu werden, wenn es um sie geht.«
»Nur für ein paar Tage. Sie wird immer schwächer. Vielleicht kooperiert sie ja, wenn sie krank und von ihren menschlichen Kollegen getrennt ist.«
Gems Oberlippe hob sich, sodass ihre Zähne sichtbar wurden, als sie ihm einen ernsten Blick zuwarf. Für gewöhnlich verbarg sie den Dämon gut, aber jetzt, wo ihre Gefühle aufgewühlt waren, begann sich ihr menschliches Äußeres aufzulösen.
»Ich geb dir vierundzwanzig Stunden. Danach nehme ich keinerlei Rücksicht mehr. Dann gehört Tayla mir . Und meine Art, mit ihr umzugehen, wird nicht annähernd so angenehm sein wie deine.«
Die verführerische Anziehungskraft
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