Demonica - Ione, L: Demonica
Wasser in seine Lungen. Jeder Schritt war eine Todesqual. Doch er begrüßte den Schmerz, ermutigte ihn, da er das Einzige war, das ihn davon abhielt, bewusstlos zu werden.
Wenn das geschah, würde er unweigerlich der Aegis in die Hände fallen.
Und er konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass er wünschen würde, tot zu sein, sollten sie ihn lebendig einfangen.
Dämonen und andere Geschöpfe der Unterwelt gaben nur selten ohne Gegenwehr den Geist auf, und an diesem Abend war Tayla froh darüber. Sie sehnte sich danach, Schmerz zu verursachen. Sie musste sich von allem reinigen, was dieser bösartige, verlogene Dämonenarzt gesagt hatte.
Aber ganz gleich, wie stark sie den Drekavac , einen spindeldürren Dämon mit überlangen Gliedmaßen und einem riesigen Kopf und Fängen, so lang wie ihr Unterarm, auch mit ihren Fäusten bearbeitete, gelang es ihr doch nicht, Eidolons Worte aus dem Kopf zu kriegen.
Du bist eine Halbdämonin.
»Nein!«, schrie sie und rammte dem Drekavac die Ferse in den Leib, sodass die hässliche Bestie auf dem Boden des verlassenen Lagerhauses zusammensackte. Sie befanden sich in einem Fixertreff, wo sie die Kreatur auf der Suche nach Menschen entdeckt hatte, die sie mit ihrem Odem krank machen wollte. Unter dem Dämon breitete sich ein dunkler Fleck auf dem Boden aus, und sie fragte sich, ob er wohl aus Geburtsblut bestand.
Aus ihrem.
Mit einem wütenden Schrei trat sie den Dämon, trat immer wieder zu, noch lange, nachdem er tot war, bis das Geräusch von Schritten sie aus ihrer blinden Wut herausriss.
»Wassen los, Süße?«
Ein Mann kam auf sie zugeschlendert, mit wiegendem, doch zugleich raubtierhaftem Gang, als könnte sein Körper nicht mit seinen Intentionen Schritt halten. Seine glasigen Augen verrieten nichts, als dass er total high war.
»Hassu da ’n Hund oder was?« Dann blinzelte er, und sie wusste, dass sich der Körper des Drekavacs aufgelöst hatte. Oberirdisch verschwanden sämtliche Dämonen innerhalb weniger Sekunden nach ihrem Tod, es sei denn, sie starben an einem Ort, der speziell dafür geschaffen worden war, ihre Leichen intakt zu halten. Wie die Labore der Aegis.
»Schlimmer«, murmelte sie und wich dem Junkie auf dem Weg zum Ausgang aus. Sie hatte diesen Ort schon immer gehasst, aber es war ein wahrer Magnet für Dämonen und garantierte reiche Beute.
Die schmutzige Hand des Mannes schloss sich um ihre Schulter. Sie erstarrte, beide Hände zu Fäusten geballt.
»Nimm auf der Stelle deine dreckige Pfote von mir.«
»Sonst?«
»Sonst bist du sie los.«
Der Kerl zerrte sie mit einem Ruck nach hinten, und ihr ohnehin schon dünner Geduldsfaden riss. Sie packte den Kragen seiner schäbigen Army-Jacke und hob ihn hoch. Mit einem gewaltigen Stoß schmetterte sie ihn gegen die Lagerwand.
Er lachte nur, viel zu zugedröhnt, um zu begreifen, in welcher Gefahr er sich befand. »Nicht so schnell, du Aas. Du musst doch nur nett fragen, wenn du mich haben willst.«
Ein Schaudern überlief sie. Das war genau die Art Mann, mit der ihre Mutter immer rumgehangen hatte, die Art, von der sie angenommen hatte, gezeugt worden zu sein. Sie hatte gedacht, ärger könnte es gar nicht kommen – aber jetzt wusste sie, dass die Wahrheit noch wesentlich schlimmer war.
»Halt’s Maul. Halt einfach nur dein Maul.«
»Das ist aber gar nicht nett von dir.« Er versuchte sich zu wehren, aber sie drückte noch fester zu, fühlte die Spannung seines Schlüsselbeins, das sich bog und zu brechen drohte. »Eh, Scheiße!«
Der Geruch seiner Wut, vermischt mit einem Hauch Angst, ließ ihr Herz schneller schlagen. Gut. Warum sollte sie die Einzige sein, die sich fühlte, als ob gerade ihre Welt zusammengebrochen wäre? Geteiltes Leid ist halbes Leid.
»Tut das weh?«, flüsterte sie, und er riss die glasigen Augen vor Schreck weit auf.
Das Geräusch von Schritten drang kaum bis zu ihrem Verstand durch, und Adrenalin brachte ihren Körper auf Hochtouren. Sie war bereit, bis zum Letzten zu gehen, keine Gefangenen zu machen.
»Tayla?«
Mit gerunzelter Stirn blickte sie über die Schulter zurück. »Kynan. Habt ihr sie gefunden?«
»Janets Leiche war nicht mehr da.« Die drei Wächter, die Kynan begleiteten, blieben zurück, als Ky auf sie zuging, die Augen auf den Junkie gerichtet, die Hand über dem S’teng -Holster auf seiner Brust schwebend. »Dämon?«
»Was? Was hast du zu mir gesagt?«, keuchte sie.
»Ist das ein Dämon? Tayla? Alles in Ordnung mit dir? Soll ich es
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