Demonica - Ione, L: Demonica
Besseres zu tun, als auf dich aufzupassen.«
»Ja, mir geht’s gut. Danke.«
Yuri stand auf und rückte das Stethoskop um seinen Hals zurecht. »Ich schätze, du solltest dir freinehmen, bis du das alles wieder unter Kontrolle hast.«
»Du meinst, bis die Transformation vollendet ist.«
»Du musst doch zugeben, dass sie dich ganz schön reizbar und launisch macht, und das warst du vorher nie. Du verhältst dich wie Wraith. Na ja, sagen wir mal wie Shade.«
Eidolon entfernte den Katheter aus seinem Arm und stillte die Blutung mit einem Wattebausch. »Das hat nichts mit meinen Pflichten zu tun, und du machst dir auch keine Sorgen wegen meiner Leistungsfähigkeit. Es geht nur um Tayla.«
»Tayla? Jetzt seid ihr schon so dicke, dass sie nicht mehr die Aegi-Hure ist?«
»Hör auf damit, Yuri. Auf der Stelle.«
Yuri stieß ein Lachen aus, das hohe Bellen einer Hyäne. »Siehst du, was die S’genesis mit dir macht, Sem? Sie verwandelt dich in ein Weichei.«
»Wie bitte?« Mit einem Knurren stand Eidolon auf.
»Du wolltest sie mir nicht überlassen, das hab ich ja kapiert.« Yuri ging auf Eidolon zu, bis nur wenige Zentimeter ihre Gesichter voneinander trennten. »Aber du hattest kein Recht, sie freizulassen. Das war eine Angelegenheit für das Maleconcieo, und dahin hättest du sie auch bringen müssen.«
Das Maleconcieo, die dämonische UN , ein Rat, der aus Mitgliedern der mächtigsten aller Dämonenspezies bestand, hätte alles für die Gelegenheit gegeben, Tayla zu befragen. Yuri hatte recht, aber diese Tatsache machte Eidolon nur noch wütender. Er hatte sich eingeredet, er habe Tayla gehen lassen müssen, damit sie beobachtet werden könne, damit sie sich mit der Bitte um Hilfe an sie wende – aber war das die Wahrheit? Oder hatte er sich nur selbst belogen und war seinem Schwanz gefolgt, statt seinem Verstand?
»Verzieh dich, Gestaltwandler. Ich weiß schon, was ich tue.«
Yuri grinste, wobei seine scharfen Zähne bösartig aufblitzten, aber ehe er etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür zum Labor mit einem Knall. Dr. Shakvhan, ein uralter Sukkubus, der druidische Medizin praktizierte, winkte Eidolon heran.
»Es ist Luc.«
Yuri und Eidolon begaben sich auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme, wo sich Luc auf einem der Untersuchungstische wand. Blut strömte aus verschiedenen Wunden, während Gem und ein halbes Dutzend Krankenschwestern versuchten, ihn festzuschnallen. Seine Gestalt wechselte ständig zwischen Mensch und Tier hin und her, flackernd wie eine verglühende Neonröhre.
»Was ist passiert?« Eidolon stieß eine der Krankenschwestern zur Seite, während Yuri die Überprüfung der Vitalfunktionen anordnete und sich Handschuhe überzog.
Die Krankenschwester neben ihm fluchte, als Luc den Arm wieder aus der Fixierung zog. »Er war schon so, als er zu uns kam. Ist einfach durch die Tür der Notaufnahme reingestolpert und hat kein Wort gesagt.«
Eidolon umfasste Lucs pelziges Gesicht, wobei er nur knapp den zuschnappenden Kiefern entging. »Holt mir auf der Stelle einen Maulkorb!« Er klopfte mit den Fingern auf Lucs Wange. »Luc. Luc! Konzentrier dich. Sieh mich an, Mann.«
Langsam begann so etwas wie Bewusstsein durch den Schmerz in seinen dunklen Augen durchzuschimmern, und er wurde wieder zum Menschen.
»Aegis«, stieß er mit rauer Stimme hervor. »Haben sie umgebracht … meine Gefährtin.«
Gefährtin? Er hatte nicht mal gewusst, dass Luc eine Gefährtin besaß, aber schließlich wusste er so gut wie nichts über den zurückgezogen lebenden Warg. Mit den Fingerspitzen strich Eidolon langsam und beschwichtigend über die Haut an Lucs Hals, was diesen zu beruhigen schien. »Jetzt bist du in Sicherheit. Aber du musst in deiner menschlichen Gestalt bleiben, damit ich mit dir reden kann. Kannst du das tun?«
Luc brüllte, dass die Apparate klirrten. » Sie haben sie umgebracht! Diese verfluchten Bestien … Sie stanken wie Tiere … Affen. Scheißkerle! «
Eidolon nickte Yuri zu und gab ihnen damit wortlos den Auftrag, mit der Sedierung zu beginnen. »Luc, du musst mir jetzt sagen, was sie dir angetan haben.«
Luc warf sich hin und her, aber seine Augen fingen Eidolons Blick ein und hielten ihn fest. »Sie wollten mich nicht umbringen«, sagte er.
Panische Angst kroch Eidolons Rücken hinauf.
»Sie wollten mich lebend haben, Doc. Sie wollten mich lebend .«
12
Am nächsten Morgen machte sich Tayla gar nicht erst die Mühe, sich im Aegis-Hauptquartier blicken zu lassen.
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