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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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vom Boden bis zur Decke aus Zement und Zaubersprüchen bestand, saßen Lori und Jagger auf Steinbänken, die Blicke starr auf den nackten, blutigen Körper gerichtet, der in Embryonalhaltung auf dem Boden zusammengerollt lag und an die gegenüberliegende Wand gekettet war. Bei diesem Anblick hätte sie um ein Haar aufgeschrien, konnte den Laut gerade noch dämpfen, indem sie sich die Hand vor den Mund schlug.
    »Du kommst zu spät.« Lori seufzte. »Jagger hat die Beherrschung verloren.« Sie wandte sich Tay zu. »Viel haben wir nicht aus ihm rausgekriegt. Und das meiste waren Lügen.«
    »Ach was. Mit dem heißen Schürhaken im Arsch hat er doch gesungen wie ein Vöglein.«
    Oh. Oh … Gott . Tay stolperte in eine Ecke und würgte. Erbrochenes spritzte über den ganzen Boden. Von wegen verprügelt. Das hatten sie also die ganze Zeit über hier in diesem Raum getan.
    Ich bin ja so naiv. Ein dummer Vollidiot.
    Immer noch vornübergebeugt musterte sie ihre Umgebung, auch wenn sich vor ihren Augen alles drehte. Glühende Asche in einer Kohlenpfanne, Fächer voller barbarischer Werkzeuge, Regale mit diversen Peitschen und Geißeln, ein Wasserschlauch und noch andere Dinge, die sie nicht identifizieren konnte.
    »Tayla?« Jagger stand neben ihr und hielt ihr die Haare aus dem Gesicht. »Ist mit dir alles in Ordnung? Ich meine, er war doch nur ein Dämon, stimmt’s?«
    »Sicher«, krächzte sie. »Dämon. Es ist nur … der Geruch.«
    Der Geruch, der Anblick, der Gedanke, dass Eidolon derartig gelitten hatte. Was hatte sie getan? Wieder begann sie zu würgen, ihr Magen verkrampfte sich, bis ihr der Schweiß übers Gesicht lief.
    »Du warst noch nie bei einer unserer Befragungen dabei, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. Aber selbst wenn, hätte es sie gekümmert, was hier vor sich ging? Schließlich waren Dämonen Bestien. Reißende Bestien, die Menschen nur zum Spaß abschlachteten.
    Komisch, wie sie sich immer wieder dasselbe einzureden versuchte, trotz der Tatsache, dass es überhaupt keinen Unterschied zu machen schien, ganz gleich, wie oft sie das »Dämonen sind böse«-Mantra auch wiederholte, als ob es sich dabei um einen Schutzschild handelte.
    »Gib mir deine Jacke.« Benommen, als ob sie einen Schlag gegen den Kopf erhalten hätte und ihre Gedanken jetzt nicht wieder ordentlich zusammensetzen könnte, zog sie die Jacke aus und reichte sie Jagger.
    »Komm her«, sagte Lori. Mit zitternden Knien bewegte sich Tayla auf die andere Frau zu, die jetzt neben der Leiche kauerte. Tayla wandte den Blick ab, als sie sich neben Lori hockte. »Er trägt eine Kette mit einem seltsamen medizinischen Symbol. Weißt du, was das ist?«
    Tayla sah nicht hin. Musste es gar nicht. Es war das Caduceus. Der Anhänger, der ihre Haut gekitzelt hatte, als er sich über sie gebeugt hatte. Sie geküsst hatte. Sie geleckt hatte.
    »Nein«, log sie. »Keine Ahnung.«
    Ihr Magen zog sich schon wieder drohend zusammen. Ihre Augen liefen über; eine kleine Träne, die sie verstohlen mit dem Handrücken wegwischte. Aber diese eine Träne hatte mehr Gefühl enthalten als alle Tränen zusammen, die sie vergossen hatte, seit ihre Mom gestorben war.
    Langsam atmete sie aus. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, ehe sie hinsehen konnte. Und das musste sie. Eidolon hatte es verdient.
    Als sie es tat, blieb ihr die Luft weg. Die Leiche vor ihr war blutüberströmt, mit Hämatomen übersät, regelrecht zerfleischt. Aber der rechte Arm war nackt, ohne jede Spur des Tattoos, das von Eidolons Fingerspitze bis zu seinem Hals verlief. Ihr Kopf warnte sie davor, sich zu viele Hoffnungen zu machen, aber ihr Herz erreichte diese Nachricht nicht; es klopfte, als wollte es aus ihrer Brust springen, während sie das Gesicht des Dämons mit der Fingerspitze berührte.
    Oh, danke, danke, Gott. Ungeheure Erleichterung nahm ihr mit solcher Macht jede Kraft, dass sie hintenüberkippte. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, versteckt durch eine Hand, die sie davorhielt, als ob ihr Magen erneut rebellierte.
    Es war nicht Hellboy, aber dieser Dämon trug dasselbe Dolch-Caduceus. Sie mussten wohl zusammengearbeitet haben. Ja … sie glaubte ihn wiederzuerkennen, war sich aber nicht sicher … Sie sah ihn vor sich, doch sein Gesicht war verschwommen.
    Das ist doch reine Zeitvergeudung . Mit einem Mal klangen ihr diese Worte in den Ohren, und dann erinnerte sie sich, wo sie ihn gesehen hatte. Im UG , als sie zum ersten Mal aufgewacht war. Wie hatte Eidolon ihn

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