Demonica - Ione, L: Demonica
teilen. Kynans Berechnungen zufolge hatten beinahe zehn Prozent aller menschlichen Krankheiten dämonische Wurzeln. Vor allem Sex zwischen Menschen und Dämonen war für eine erstaunlich hohe Anzahl von Erkrankungen verantwortlich, wie Gem durch ihre frühere Arbeit in einem menschlichen Krankenhaus bestätigen konnte.
Und was sollte das denn mit Ariks Schwester, die auf einmal mit Shade verbunden sein sollte? Er rieb sich den Nacken und stöhnte, als er die Verspannungen spürte. Wenn sie Arik erzählt hatte, dass Kynan im Krankenhaus arbeitete, war er im Arsch. Das R-XR würde ihm ein ganzes Team auf den Hals hetzen.
Er musste Arik anrufen.
Und wenn er das erledigt hatte, blieb noch ein weiteres dringendes Problem. Ein Problem, das durch seine Träume und Albträume gleichermaßen geisterte.
Gem.
Überaschenderweise äußerte sich Shade nicht weiter darüber, dass sich Runa gegen ihn aufgelehnt hatte. Eigentlich hatte sie sogar den Eindruck, dass es ihm gefallen hatte.
Gut. Denn das war bestimmt nicht das letzte Mal gewesen. Sie wusste, dass sie immer ein wenig schüchtern gewesen war. Ach verdammt, sie konnte es ruhig zugeben: eine Art Fußabtreter. Aber diese ganze Sache mit dem Werwolfbiss hatte sie härter gemacht, und dass sie Roags Kerker überlebt hatte, hatte auch nicht geschadet. Dazu kam noch die Tatsache, dass Shade sie immer wieder bis aufs Blut reizte, und jetzt, wo sie wusste, wie sehr er sie brauchte …
Ihre Wangen röteten sich vor Scham, als sie über die dunklen Korridore des Krankenhauses wanderten. Dass er zugegeben hatte, dass die Frauen in einer Beziehung mit einem Seminus sämtliche Trümpfe in der Hand hielten, bedeutete noch lange nicht, dass sie diese Macht missbrauchen sollte.
»Wohin gehen wir noch mal ?« Sie musterte die seltsamen Abflussrinnen, die neben ihnen herliefen, und fragte sich, wozu sie dienten.
»Mein Büro. Ich muss den neuen Dienstplan für die Sanitäter verschicken .« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Fass das nicht an .«
Ihre Hand zuckte vor der Statue eines Wasserspeiers zurück, vor der sie stehen geblieben war. »Wieso ?« Sie war wunderschön: glatter, weißer Marmor, mit schwarzen und goldenen Adern durchzogen.
»Er beißt .«
Shade ging weiter, während sie einen Satz nach hinten machte. Sie hätte schwören können, dass sich der Mund des Wasserspeiers ein wenig nach oben verzogen hatte.
»Dein Krankenhaus ist echt gruselig « , beschwerte sie sich, als sie ihm hinterhereilte.
Gruselig, ja, aber zumindest roch es nicht wie menschliche Krankenhäuser, mit dem überwältigenden Geruch nach Desinfektionsmitteln, der den subtileren und weitaus verstörenderen Gestank von Krankheit und Tod überlagerte. Schon bei dem Gedanken an diesen Geruch überlief sie ein Schaudern. Mit einem Mal kehrte die Erinnerung an ihre sterbende, an zahllose Maschinen angeschlossene Mutter zurück, bei der sich ihr Magen sofort verkrampfte. Oder ihr Vater, Jahre später, im selben Krankenhaus.
»Und, äh, wie lange bist du schon Sanitäter ?« , fragte sie, teils, um sich von den Gründen abzulenken, aus denen sie Krankenhäuser hasste, und teils, weil sie tatsächlich neugierig war.
»Über vierzig Jahre. Alle zehn Jahre oder so absolviere ich ein paar Kurse bei menschlichen Rettungsassistenten, damit ich auf dem Laufenden bin, was die neuesten Technologien und Techniken angeht .«
»Das nenne ich wahre Hingabe .« Sie blieb einen Schritt hinter ihm zurück, um ein monströses, zweiköpfiges Ding vorbeizulassen. »Und wieso bist du Rettungssanitäter geworden ?«
Er seufzte, um sie wissen zu lassen, dass er ihr nur einen Gefallen tat. »Die Gaben meiner Rasse sind dazu bestimmt, bei der Verführung und Schwängerung weiblicher Wesen zu helfen, aber man kann sie auch zum Heilen einsetzen. Als meine Brüder und ich mit dem Krankenhaus anfingen, beschloss ich, lieber nicht jahrelang an der Uni rumzuhängen, um Arzt zu werden .« Er zuckte die Achseln. »Und als Sanitäter muss ich die Patienten einfach nur einsammeln und abliefern. Ich muss nicht jede Menge Zeit mit ihnen verbringen und eine Beziehung zu ihnen aufbauen, so wie E.«
»Du musst doch keine Beziehung aufbauen .«
»Das ist die eine Sichtweise .«
Was Shade betraf, vermutlich die einzige Sichtweise.
Als sie um die nächste Ecke bogen, wären sie beinahe mit einem eisernen Käfig zusammengestoßen, in dem eine Art geflügelter Dämon hockte. Sein grausamer, scharfer Schnabel und die bösartigen
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