Demonica - Ione, L: Demonica
Gras drückte. Sein leises Knurren hing in der Nachtluft, als er sie festhielt, die Kiefer um ihren Nacken geschlossen, die scharfen Klauen in ihre Rippen gegraben. Er war sicher noch einmal halb so schwer wie sie, allein mit seinem Gewicht drückte er sie in den Boden … und, o Gott!, seine Erektion bohrte sich in ihre Hüfte.
Tränen der Wut und Hilflosigkeit brannten in ihren Augen. Roag würde sie umbringen. Das wusste sie. Aber nicht, ehe er sie gefoltert und vergewaltigt hatte. In ihrem Kopf schrie sie, so laut sie konnte, in der Hoffnung, dass Shade ihre Todesangst spürte. Allerdings würde er sie vielleicht einfach ignorieren und hoffen, dass ihm jemand anders die Arbeit abnahm.
Sie hätte im Krankenhaus bleiben sollen. Shade wollte sie umbringen, aber zumindest hätte er es schnell gemacht.
Runas Körper lag steif unter Shades, ihre Muskeln spannten sich für die nächste Runde an. Er wickelte sich noch fester um sie. Sie bluteten beide, obwohl er eindeutig schlechter dran war als sie. Er hatte ihr nicht wehtun wollen und den Preis für seine Rücksichtnahme zahlen müssen.
Nichts war gelaufen wie geplant. Shade hatte das Höllentor des Krankenhauses in dem Moment erreicht, in dem es sich schloss, und nur noch einen Blick auf Runa darin erhaschen können. Als er Frank sah, war ihm das Blut in den Adern gefroren. Frank konnte das Höllentor nicht benutzen.
Shade wäre beinahe wahnsinnig geworden, während er darauf wartete, dass sich das Tor wieder öffnete. Nur Eidolons Gegenwart hatte es vermocht, ihn so weit zu beruhigen, dass er einen halbwegs klaren Kopf behielt. In dem Moment, in dem das Bereitschaftszeichen des Tors aufblitzte, waren seine Brüder und er hineingestürmt. Er gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, dass sie ihn begleiteten, um ihm dabei zu helfen, Runa zu finden. Sie wollten Roag.
Shades Verbindung zu Runa hatte vor Todesangst vibriert und ihn auf direktem Wege zu ihr geführt. Eidolon und Wraith hatten sich Roag an die Fersen geheftet; Shade vermutete jedenfalls, dass das Geschöpf, das bei ihrer Ankunft von einem Baum aufgeflogen war, ihr Bruder war.
Er hoffte, sie würden ihn schnappen, aber was in diesem Augenblick am wichtigsten war, war der Werwolf, den er mit seinem Körper festhielt.
Sie keuchte von Anstrengung, bebte vor Wut, die jetzt deutlich in Angst umsprang. Diese Angst versetzte seiner Libido einen deutlichen Dämpfer. Glaubte sie etwa, er sei Roag?
Andererseits hatte sie jeden Grund, sich vor ihm zu fürchten.
Dieser Gedanke nagte an ihm. Er war kein Ungeheuer. Das war er nicht.
Warum fühlte sich das nur wie eine Lüge an?
»Runa … «
Erst als ihr Name kaum mehr als ein harsches Knurren war, merkte er, dass er sich immer noch in der Gestalt des Wargs befand. Er hatte sie angenommen, um sich gegen ihren Angriff zu verteidigen. Langsam und vorsichtig löste er die Zähne von ihrem Nacken, befreite sie jedoch noch nicht von seinem Gewicht. Er spürte, wie sie sich unter ihm noch mehr anspannte.
Er konzentrierte sich und schaffte es, wieder seine Seminus-Gestalt anzunehmen. Gott, war sie riesig! Ihm wurde klar, dass er ein Risiko einging.
»Runa. Ich bin’s .«
Ihre Antwort bestand in einem gehässigen Knurren. Nicht sehr ermutigend.
»Ich kann’s beweisen. Roag kann nicht wissen, wie wir uns kennengelernt haben, stimmt’s ?« Er rieb sein Gesicht an ihrem seidigen Fell, während er in ihr Ohr sprach, das zuckte und ihn an den Lippen kitzelte. »Er kann nicht wissen, wie ich mit dir den Coffeeshop verließ und dass du so heiß warst, so eng, dass ich beinahe gekommen wäre, noch ehe ich ganz in dir drin war .«
Er verstärkte seine Sinne, damit ihm ja nicht entging, wenn sich ihnen etwaige Feinde näherten, und hörte, wie ihr Atem schneller ging, als er sie daran erinnerte, wieso sie so verdammt gut zusammenpassten.
»Er kann nicht wissen, was mir am meisten gefällt, wenn wir uns lieben: dich dabei zu beobachten, wenn du in meinen Armen kommst .«
Sie hielt die Luft an, gerade lange genug, um ihn wissen zu lassen, dass sie nicht länger an seiner Identität zweifelte und seine Worte sie nicht kaltgelassen hatten.
»Ja, du weißt, dass ich es bin. Du musst dich jetzt zurückverwandeln, damit ich dir erklären kann, was du eben gehört hast .« Sie wirkte angespannt und verwirrt, und darunter spürte er einen Hauch Kränkung. »Bitte, lir –« Mitten im Wort unterbrach er sich. Lirsha? Wollte er es wirklich sagen? Geliebte.
Bei den Ringen
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