Demonica - Ione, L: Demonica
zitternden Knien das Gras.
Sie machte einen Schritt. Und noch einen. Noch einen … so weit, so gut.
Und dann stieg ein tiefes, Unheil verkündendes Knurren hinter ihr auf, das immer lauter wurde. Sie schluckte den Kloß aus Angst, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, und drehte sich um.
Der Dämon, der dort im Torbogen stand, war verkohlt und verkrümmt. Er strahlte Bösartigkeit aus wie die Höllenfeuer Satans.
Roag.
Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf, während er mit seinen zerstörten, klauenartigen Händen nach ihr griff. »Du kleines Miststück. Ich werde dich bei lebendigem Leib häuten für das, was du Sheryen angetan hast .«
Sie rannte. Schneller als je zuvor. Einmal stolperte sie und wäre beinahe gestürzt. Ein Flattern drang an ihre Ohren, ein Luftzug strich über ihren Körper, und dann landete ein geflügelter Dämon mit dumpfem Krachen vor ihr. Als er grinste, wurden riesige, gezackte, haiartige Zähne sichtbar. Rote Augen bohrten sich hasserfüllt direkt durch ihren Schädel.
In ihrer jetzigen Gestalt hatte sie nicht die geringste Chance gegen Roag, aber sie konnte sich nicht verwandeln – in den Sekunden ihrer Transformation wäre sie völlig wehrlos. Sie brauchte Zeit.
Also rammte sie der Kreatur die Faust in den mit Schuppen besetzten Bauch und ließ einen brutalen Tritt zwischen die Beine folgen. Danke für das Training, Arik.
Roag brüllte laut auf, wobei er gelbe Galle spuckte, die ihre Haut verbrannte, als sie auf ihren Armen und ihrem Hals landete. Sie flitzte nach rechts, auf einen Teil des Parks zu, in dem sie sich auskannte. Sträucher und Bäume waren von dichtem Blattwerk bedeckt, was einem Dämon von der Größe dieses geflügelten Dings das Fliegen erschweren dürfte.
Ihre Lungen brannten vor Sauerstoffmangel, aber sie rannte immer weiter, bis das Stechen in ihrer Seite sie lähmte und ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten. Am Rand des Parks angekommen, sprang sie in den ihn umgebenden Graben, konzentrierte sich schon, während sie kaum aufgekommen war, und brachte die wölfische Seite in sich zum Vorschein.
Das Knacken von Knochen und Reißen von Haut brachte die Ekstase der Macht mit sich. Innerhalb von Sekunden hockte sie im Gras hinter einem Strauch, und ihr verbessertes Hörvermögen fing das Geräusch von Blättern und Zweigen auf, über die Roag auf sie zurannte.
Als er aus den Bäumen ins Freie brach, hatte er eine Gestalt angenommen, die ihr mehr Angst einjagte als Roags verbrannte Hülle.
Shade.
»Runa? Ich bin’s. Du bist jetzt in Sicherheit .«
Nicht nur, dass sie nicht blöd war, aber wenn Roag dachte, sie würde zu Shade laufen wie ein gut abgerichteter Hund, war er nicht nur verrückt, sondern litt unter Wahnvorstellungen. Sie blieb, wo sie war, wartete darauf, dass er noch ein bisschen näher kam.
Roags Blick suchte die Gegend ab, bis sich sein Blick auf ihr Versteck konzentrierte. »Ich weiß, dass du da bist .«
Mit einem Satz stürzte sie sich auf ihn, über den Strauch hinweg gegen seinen breiten Brustkorb. Beide fielen sie in einem Wirrwarr von Körperteilen zu Boden.
»Scheiße « , grunzte er. Wow, Shades Ausdrucksweise hatte Roag schon richtig gut drauf.
Er holte Schwung, indem er den Arm durch die Luft wirbeln ließ, und schleuderte sie gegen einen Baumstamm. Sie prallte dagegen und stürzte, kam aber gleich wieder auf die Beine. In diesem Körper war sie größer als Shade; ihre starken, fellbedeckten Beine hielten sie aufrecht, als sie auf ihn hinunterstarrte.
»Runa, hör mir zu .« Seine Stimme war sanft und beruhigend. Ihr kam zu Bewusstsein, dass es seine Sanitäterstimme war. Roag wusste wirklich, was er tat, weil es nämlich beinahe funktioniert hätte. »Ich will dir nicht wehtun. Verwandle dich wieder zurück, und dann reden wir über alles .«
Sie stürzte sich auf ihn. Diesmal schlossen sich ihre Kiefer um seine Kehle, während sie die Klauen tief in seine Schultern versenkte. Warmes Blut benetzte ihre Zunge, trieb sie an. Sie biss zu … und hatte nichts als Fell im Mund.
Auf einmal war der Dämon unter ihr ein Warg, das große, schwarze Vieh, in das sich Shade in den Vollmondnächten verwandelt hatte. Sein Knurren ließ ihrer beider Körper vibrieren. Sie wälzten sich über den Boden, ein einziges Knäuel aus Klauen und Zähnen, die sich über den anderen hermachten, bis ihr Fell in Fetzen durch die Luft flog.
Es gelang ihr, sich zu behaupten, bis Roag ein Bein über sie warf und sie mit dem Gesicht nach unten ins
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