Demonica - Ione, L: Demonica
Gitterstäben hindurchquetschen konnte. Shade versuchte, ihn zu beruhigen, aber egal, was er sagte, nichts half.
»Er ist so schrecklich reizbar « , sagte Roag beiläufig. »Aber das wäre ich vielleicht auch, wenn ich zwanzig Jahre lang in einem Käfig gesteckt hätte und gefoltert worden wäre .«
»Jetzt hast du uns alle beisammen « , fuhr Eidolon ihn an. Er erhob sich. »Was willst du ?«
Die zwei gewaltigen Dämonen hinter Roag zündeten ein Feuer an. »Meine Liste ist eine ganze Meile lang, Bruder. Und sie beginnt und endet mit Schmerz .« Roag lächelte. »Das ist etwas, von dem du eine ganze Menge verstehst, nicht wahr, E ?«
Wraith stand jetzt wieder still in seinem Käfig, mit gesenktem Kopf und bebenden Schultern, den Blick unverwandt auf Roag gerichtet.
»Halt’s Maul .« Eidolon rüttelte an den Gitterstäben seines Käfigs. »Halt dein gottverdammtes Maul !«
»Was denn? Willst du etwa nicht, dass der arme kleine Wraith erfährt, wie du für ihn gelitten hast ?«
»E … « Wraiths tiefes Knurren ließ Runas Knochen vibrieren. Sie fühlte, dass jetzt gleich irgendetwas Schreckliches offenbart werden würde.
Roag wandte sich Wraith zu. »Es war vermutlich schon schlimm genug zu erfahren, dass sich Shade daran aufgeilt, Frauen zu foltern. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir gar nicht gefällt, wenn du hörst, was der Rat der Vampire Eidolon einmal im Monat antut. Möglicherweise gibt dir das den Rest, und du verfällst endgültig dem Wahnsinn. Schließlich warst du nie der Stabilste .«
»Du Scheißkerl « , flüsterte Eidolon. »Ich habe dir vertraut. Ich habe dich geliebt .«
Shade zuckte die Schultern. »Ich nicht. Du warst schon immer ein Arschloch .«
Roag befahl seinen Lakaien etwas in einer anderen Sprache, die daraufhin Schürhaken in das Feuer steckten, das sie entfacht hatten. Runas Blut nahm augenblicklich die Temperatur des Hudson im Winter an.
»Zu dir komme ich gleich, Shade .« Roag ging noch ein Stück auf Wraiths Käfig zu, kam ihm aber nicht zu nahe, wie Runa auffiel. »Weißt du, warum dich der Rat der Vampire in Ruhe lässt? Warum du immer weiter töten kannst, ohne dass sie irgendetwas dagegen unternehmen? Das liegt daran, mein Lieber, dass sich dein süßer Bruder Eidolon vor langer Zeit freiwillig dazu gemeldet hat, die Strafe an deiner Stelle auf sich zu nehmen .«
Wraith wurde so blass, dass Runa schon fürchtete, er werde in Ohnmacht fallen. »Nein .«
»Du Stück Scheiße « , murmelte Eidolon. »Ich werde dich mit bloßen Händen in Stücke reißen .«
»O ja, du wirst einen von uns in Stücke reißen, aber dazu kommen wir später « , versprach Roag, ohne den Blick von Wraith zu nehmen. »Also, kleiner Bruder, weißt du, was die Strafe dafür ist, mehr als die erlaubte Anzahl Menschen im Monat zu töten? Weißt du, dass die Vampire Eidolon stundenlang aufs Brutalste misshandeln? Wenn sie mit ihm fertig sind, ist an ihm nicht eine einzige Stelle, die nicht blutet. Und was das Spaßigste daran ist: Es läuft schon seit Jahren! Dafür habe ich gesorgt .«
Eidolon riss die Augen auf. »Du. Du hast Wraiths Gestalt angenommen und die Menschen umgebracht .«
»Wraith prahlt mit seinen Toten genug, damit sie dich auch ohne meine Hilfe foltern, aber Menschen zu töten macht mir einfach zu viel Spaß .«
Wraith begann zu zittern, und seine Augen waren so gequält und voller Schmerz, dass Runa sein Leid praktisch spüren konnte. »Warum, E ?« , krächzte er. »Warum hast du es mir nicht gesagt ?«
Roag lachte. »Idiot! Sie haben es dir verschwiegen, weil du so ein verdammter kleiner Schwächling bist. Ich habe nie verstanden, wieso sie dich nicht einfach in diesem Lagerhaus haben krepieren lassen .«
»Hör nicht auf ihn, Wraith « , sagte Shade. Ein kalter, harscher Befehl, dazu ausersehen, Wraiths Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dort zu halten. »E hat die Strafe übernommen, weil du schon genug durchgemacht hast. Aus diesem Grund haben wir es dir auch nicht gesagt .«
»Er hat noch nicht annähernd genug durchgemacht « , sagte Roag. »Keiner von euch hat das .« Er schnippte mit den Fingern, und zwei weitere Dämonen, die sich die Treppe hinabgeschlichen haben mussten, während Runa von dieser bizarren Unterhaltung gefesselt gewesen war, führten eine blasse weibliche Gestalt herein, die sich wie ein Zombie bewegte.
Was daran lag, wie Runa zu ihrem Entsetzen feststellen musste, dass sie ein Zombie war. O Gott, das war die Frau, die Runa auf ihrer
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