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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Steinfußboden aufrichtete, und das Rasseln der Ketten, die um ihre Knöchel befestigt waren, hallte um sie herum wider. Blinzelnd blickte sie in Richtung Licht. Waren das Kerzen? Nein, Fackeln. Das kam ihr bekannt vor. Sie witterte die Luft, roch den bedrückenden Gestank von Blut, Schimmel, Fäkalien und Todesangst.
    O Gott! Sie war wieder in Roags Kerker. Ihr drehte sich der Magen um, und sie beugte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, um sich nicht selbst mit ihrem Erbrochenen zu beschmutzen. Schon krampfte sich ihr Magen zusammen und leerte sich in einem einzigen, heißen Schwall. Durch das Klingeln in ihren Ohren hörte sie Shades Stimme, die immer wieder ihren Namen sagte und mit jeder Sekunde besorgter erschien.
    Die Erinnerung an ihre Gefangennahme traf sie mit der Wucht eines D-Zugs, und sie wünschte sich, sie könnte sich einfach wieder in die selige Ignoranz der Ohnmacht zurückziehen. Sie schloss die Augen und erwog ernsthaft, sich zusammenzukauern und genau dies zu tun. So was hatte sie früher schon gemacht, als ihr Vater auf eine seiner Sauftouren auszog. Drei Tage lang hatte sie auf dem Boden ihres Kleiderschranks gelegen, während ihr Geist sie an einen sehr viel angenehmeren Ort gebracht hatte, an einen Ort, an dem sie sich der Dinge, die um sie herum vorgingen, nicht bewusst war. Die Ärzte nannten es Katatonie, und sie hatten sie irgendwann zurückgeholt, aber sie hatte nie vergessen, wie einfach es gewesen war, dorthin zu gelangen.
    Wie einfach es wäre, jetzt dorthin zu gehen.
    »Runa, Baby, bleib bei mir .«
    Shade wusste es. Wusste, was sie dachte, kannte ihre Schwäche. Er hatte ihr die Schuldgefühle genommen, die sie jahrelang geplagt hatten, aber das kleine Mädchen, das sie einmal gewesen war, konnte er nicht wegnehmen. Immer wieder sagte er, dass sie sich im letzten Jahr verändert hätte, dass sie stärker geworden wäre, aber die Tatsache, dass sie sich am liebsten zusammengerollt und aufgegeben hätte, zeigte doch, wie schwach sie war.
    »Runa .« Eidolons Stimme, tief und befehlsgewohnt, holte sie aus dem Sumpf des Selbstmitleids heraus. »Sieh mich an .«
    Immer noch auf Händen und Füßen, schwenkte sie den Kopf zu ihm herum. Ihre Sehkraft hatte sich inzwischen gebessert, was allerdings nicht unbedingt gut war. Sie hatte zunächst angenommen, sie befände sich in einer Zelle wie der, die Shade und sie früher miteinander geteilt hatten, aber das hier war noch viel schlimmer.
    Sie befanden sich in der Tat in Roags Kerker, allerdings saßen sie diesmal in der größeren Kammer, in der Roag die Folterinstrumente aufbewahrte. Sie war mit Ketten an die Wand gefesselt, während Shade und seine Brüder nackt in einzelne Käfige gesteckt worden waren. Shade drückte sich gegen die Gitter des mittleren Käfigs, als ob er so dicht wie möglich an sie herankommen wollte; sein Körper flackerte zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit hin und her.
    »Oh, Shade « , flüsterte sie.
    »Hör mir zu« , sagte Eidolon aus seinem Käfig links von Shade. Er saß gegen die hinteren Gitterstäbe gelehnt da, die Arme locker auf die Knie gestützt, als säße er zu Hause vor dem Fernseher. »Je mehr Sorgen sich Shade um dich macht, umso schneller schreitet der Fluch fort. Und wenn du stirbst, wird sein Kummer ihm den Rest geben. Du musst durchhalten. Sei stark .«
    »Sie ist stark « , sagte Shade. Sein dunkler Blick, inzwischen vor Anstrengung schwarz wie Obsidian, bohrte sich in sie. »Das bist du. Du wirst es überstehen .«
    Roag trat aus dem Schatten der Treppe am Ende der Kammer, gefolgt von zwei stämmigen Dämonen mit Widderköpfen. »Das wäre aber ein wirklich guter Trick. Das hier zu überleben, meine ich .« Er durchschritt die Kammer in einem gleitenden, dramatischen Wirbel seiner schwarzen Gewänder.
    Wraith, der in der Ecke seines Käfigs gestanden hatte, mit hängendem Kopf, die Haare mit getrocknetem Blut verklebt, zischte. Runa schreckte hoch. Wraith sah aus wie ein … na ja, wie ein Dämon. Seine Miene war eine wutverzerrte Maske, seine Fänge hatten die Größe der Reißzähne eines Tigers, und seine Augen glühten wie Bernstein, den man ins Feuer geworfen hatte. Er schien nur aus Blut und Prellungen zu bestehen, war weitaus schlimmer zugerichtet als Shade oder Eidolon, aber als sich Roag jetzt näherte, begann er Amok zu laufen. Er griff die Gitter an, warf sich immer wieder dagegen, als ob er versuchte, sich jeden Knochen im Körper zu brechen, sodass er sich zwischen den

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