Demonica - Ione, L: Demonica
Schätzen suchte.
»Shade « , sagte Roag mit seinem breiten irischen Akzent, »ich versuche gerade, unsere Brüder dazu zu überreden, mich ins Brimstone zu begleiten, aber sie weigern sich. Wieder mal .«
»Warum versuchst du es denn immer wieder? Keiner von uns will dahin .« Nicht einmal Wraith war verrückt genug, sich in lustgeschwängerten Dämonenbars herumzutreiben.
Aber Roag interessierte sich längst nicht mehr für die Konsequenzen seines Tuns. Er war zum Sklaven seiner Instinkte und seiner Libido geworden. Selbst jetzt, als er Solice beobachtete, umgab ihn der Geruch seiner Lust in dichten Wolken. Er leckte sich über die Lippen, durchquerte den Raum, riss sie an sich und schob sie mit dem Gesicht voran gegen die Wand.
Eidolon räusperte sich. »Kein Sex im Pausenraum. Du kennst die Regeln .«
Roag fuhr fort, die Krankenschwester zu befummeln, als hätte er ihn gar nicht gehört, und Shade wappnete sich schon für einen Kampf. Aber sobald Eidolon den ersten Schritt auf das Paar zumachte, gab Roag nach. »Du bist so verklemmt, E .«
»Ich treff dich an der Bar, sobald meine Schicht zu Ende ist « , schnurrte Solice.
Roag grinste. »Dann bekommt die unartige Krankenschwester erst einmal Haue .« Nach einem Biss in ihr Ohrläppchen ließ er sie los.
Sie schwankte, von seinen Inkubus-Pheromonen beeinträchtigt, während er auf die Tür zuschritt. Die meisten Frauen würden einem Seminus nach vollzogener S’genesis aus dem Weg gehen, wenn sie in ihm erkannten, was er war, aber da Vampire nicht schwanger werden konnten – abgesehen von einem einzigen Fall: Wraiths Mutter – , hatten Vampire auch keine Hemmungen, sie zu ficken.
»Idiot « , sagte Shade, als sich die Tür hinter Roag schloss. »Er wird sich noch mal umbringen .«
Sobald er verschwunden war, sprang Wraith auf. »Das kann man nur hoffen « , sagte er mit einem bösartigen Glitzern in den Augen.
»Shade ?«
Shade blinzelte, als er aus seinen Erinnerungen an den Tag, an dem Roag den Tod gefunden hatte, auftauchte. Er war eingenickt, und bei den Göttern, er wäre lieber wieder in diesem Traum als in der Wirklichkeit.
Er blickte Runa an, die auf ihn herunterstarrte, und sein Herz hämmerte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich in sie verliebte, und die Konsequenzen seiner emotionalen Schwäche würden einen langen Tod im Vergleich wie einen Spaß erscheinen lassen.
Shade hatte nie vor irgendetwas Angst gehabt, aber der Maluncoeur, den ihm ein stinkwütender Hexer vor achtzig Jahren an den Hals gewünscht hatte, jagte ihm eine Scheißheidenangst ein, und wenn er jetzt nicht aufpasste, würde Runa sein Verderben sein. Denn schon in diesem Augenblick erwachte sein Körper mit aller Macht zum Leben, verlangte, sie wieder und wieder in Besitz zu nehmen, bis sie nicht mehr ohne ihn sein konnte. Und genau das würde passieren. Mit jedem Orgasmus würde sein Samen sie enger an ihn binden; ein chemischer Prozess, der stärkere, längere Orgasmen und einen Ausstoß von Endorphinen zur Folge hätte, die noch stundenlang anhalten würden. Kurz gesagt, sie würde lernen, ihn so zu begehren, wie er sie begehrte.
Wenn er doch bloß nicht vor so langer Zeit dem Verlangen dieser Menschenfrau nachgegeben hätte, dieses wunderschönen Stummfilmstarlets, das sich seinen Weg zum Ruhm erschlafen hatte und von Shade rauen, gewalttätigen Sex verlangte, als eine Art Sühne. Wenn er doch bloß ihren Mann nicht umgebracht hätte, als der Shade zusammen mit seiner gefesselten Frau überrascht hatte. Wenn dieser Mann doch bloß kein Hexer gewesen wäre, der Shade in den letzten Sekunden seines Lebens mit einem Fluch belegt hatte.
Ich rufe dich, Diener des Bösen, Dämon der Vergeltung, ich rufe dich, Arioch, der Rache schenkt, der Leben nimmt. Ich befehle dir, binde diesen Dämon an den Maluncoeur, an ein ewiges Leben unstillbaren Dursts, niemals nachlassenden Hungers, unerfüllter Begierden. Er soll nicht die Liebe kennen, auf dass er nicht in die Schatten und den Maluncoeur eingehe. Komm herbei, komm herbei und erfülle meinen Willen.
Achtzig Jahre später waren die Worte des Hexers immer noch so klar wie an dem Tag, an dem sie seine blutigen Lippen verlassen hatten.
Runa tätschelte ihm mit ihrer kalten Hand die Wange. »He. Bist du wach ?«
Er schob ihre Hand fort, ehe er irgendetwas Dummes machte, wie sie auf sich zu ziehen. Es entging seiner Aufmerksamkeit nicht, dass sich die Paarungsmarkierungen immer noch nicht auf ihrem Arm gezeigt hatten.
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