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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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aber ihrem Gefühl nach war wenigstens eine Stunde vergangen, als er schließlich langsamer wurde. Das Geräusch fließenden Wassers drang ungefähr zur selben Zeit an ihr Ohr, wie ein Schwarm von Moskitos über sie herfiel.
    »O Gott, ich brauche dringend eine Dusche .« Sie schlug sich auf den Nacken und zerquetschte einen dieser verflixten Blutsauger. »Wie kannst du hier bloß leben ?«
    »Die einheimische Fauna stört mich nicht, und nur wirklich extreme Temperaturen können mir etwas anhaben .«
    Ihr fiel wieder ein, dass er in dem eisigen Kerker nicht das kleinste bisschen gezittert hatte, nachdem sie ihn seiner Kleidung beraubt hatten. Sie hingegen hatte manchmal schon gefürchtet zu erfrieren.
    Das Dickicht aus bemoosten Bäumen und üppigen Pflanzen begann sich zu lichten und öffnete sich schließlich auf eine Lichtung, die auf der einen Seite von einer senkrecht aufsteigenden Felsklippe und auf der anderen von einem gewaltigen Wasserfall begrenzt wurde – ein in der Sonne funkelndes Paradies inmitten der Hölle.
    »Lass mich raten – der Eingang zu deiner Höhle liegt hinter dem Wasserfall ?« Zu klischeehaft.
    Er sagte nichts, sondern ging einfach weiter. Sie folgte ihm, erschlug weiter Moskitos und schob Äste beiseite, die sich in ihrem Pulli verfingen und an ihren Haaren zerrten, bis sie durch einen schmalen Gang zwischen der Klippe und einem riesigen, rechteckigen Stein kamen und der Pfad zehn Meter weit steil bergan führte. Am Ende standen sie in einer Sackgasse, einem wilden Gestrüpp aus Schlingpflanzen und anderem Grünzeug. Shade griff mitten hinein und fummelte an etwas herum, bis sie ein Klicken hörte, ein großer Fels zur Seite glitt und eine enge Öffnung offenbarte.
    »Wer hat das denn gebaut ?«
    »Dämonischer Bauunternehmer .«
    Na, das bekam man nicht alle Tage zu hören.
    Sie traten durch die Öffnung in eine kühle Höhle, erfüllt von weichem Licht. In die polierte weiße Steindecke waren Leuchtkörper eingelassen.
    »Der Strom kommt vom Wasserfall « , sagte er, ehe sie fragen konnte.
    Hinter ihnen glitt der Fels wieder zurück, aber das merkte sie kaum noch, so sehr faszinierte sie sein Zufluchtsort.
    Die Höhle war offen und überraschend luftig, und man hatte die natürlichen Gegebenheiten genutzt, um den Ort wohnlich zu machen. Überall gab es Steinbänke, die mit üppigen Stoffen gepolstert waren. In eine tiefe Nische in den glatten, dunklen Wänden war ein Kamin eingebaut worden, und darüber hing sage und schreibe ein gewaltiger Flatscreen-Fernseher.
    »Vor allem, um sich Filme anzusehen « , erklärte er, während er sich in den hinteren Teil der Höhle begab. »Kabel gibt es hier nicht, also hab ich mir eine verdammt gute DVD-Sammlung zugelegt .«
    Ja, das war ihr bereits aufgefallen. In eine der Wände war ein Regal gehauen worden, das mehr DVDs enthielt als jede Videothek. Und könnte er sich um Gottes willen endlich mal was überziehen! Die Art, wie sich die Muskeln in seinem Rücken bewegten, wie sich seine Arschbacken bewegten, wenn er ging … Sie musste einfach dorthin starren, und diese Art von Auftrieb hatte sein Ego nun wahrhaftig nicht nötig.
    Als er hinter einer Tür verschwand, folgte sie ihm. Winzige, stecknadelgroße Lichter waren in die Wände des kurzen Gangs eingebaut worden, der in eine Art Küche führte. Wieder hatte man die natürlichen Gegebenheiten auf brillante Weise genutzt, um den Raum zu definieren. Der Tisch, an dem auf zwei langen Bänken acht Personen Platz nehmen konnten, war aus Stein gehauen worden. Genau wie die Küchentresen und die Doppelspüle. Die Edelstahlarmaturen waren kompakt, aber auf dem neuesten Stand der Technik und unauffällig in die Wände eingelassen.
    »Das ist echt cool .« Sie war ja schon von seinem New Yorker Apartment mit der modernen, maskulinen Ausstattung beeindruckt gewesen, aber das hier … wow! »Warum lebst du überhaupt noch in der Stadt, wenn du doch jeden Tag hierher nach Hause kommen könntest ?«
    »Woher willst du wissen, dass ich das nicht tue ?« Mit einer Geste bedeutete er ihr, durch eine schmale Öffnung zu ihrer Rechten zu treten, die verbarg, was sich jenseits der Küche befand.
    »Hier gibt’s einfach nicht genug, um dich zu beschäftigen « , sagte sie und betrat … O Gott! Sie schlug die Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien.
    Er schnaubte. »Wenn ich herkomme, dann habe ich vor, fleißig zu sein .«
    Sie blieb stehen. Ihre Füße schienen sich in Blei verwandelt zu haben.

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