Demonica - Ione, L: Demonica
Schwer fielen seine Hände auf ihre Schultern, sein Mund senkte sich zu ihrem Ohr herab. Ihr Herz begann wild zu schlagen, ohne sich an einen Rhythmus zu halten. »Wie du siehst .«
O ja. Sie sah es.
Sie befanden sich in einer Art Schlafzimmer. Wenn man den Begriff sehr weit fasste. »Das ist … das ist eine Folterkammer .«
Shade drängte sich an ihr vorbei; seine Hitze brannte sich praktisch durch ihre Kleidung. »Ich ziehe die Bezeichnung Lustkammer vor .« Als er sich zu ihr umdrehte, erwartete sie ein Lächeln, doch seltsamerweise wirkte er … traurig. »Hier wirst du heute Nacht bleiben .«
»Was ?« Sie wich vor ihm zurück, bis sie gegen die Höhlenwand stieß. Irgendetwas rasselte. Ketten. So ein Mist. »Du hast mich aus diesem Kerker geholt, nur um mich in einen anderen zu sperren ?«
Sie versuchte, ihm zu entkommen, mit dem Rücken an der kalten Wand entlanggleitend, aber er hatte sie im Nu eingeholt, mit der raubtierhaften Konzentration des Jaguars, vor dem sie sich auf dem Marsch durch den Urwald gefürchtet hatte. Idiotin. Shade war wesentlich gefährlicher als jede Dschungelkatze.
Er blieb so dicht vor ihr stehen, dass sie den Hals verdrehen musste, um zu ihm aufzusehen. Seine Stimme war ein tiefes, erotisches Knurren. »Es ist ein Spielzimmer, Runa .«
»Was des einen Spielzimmer ist, ist des anderen Folterkammer « , erwiderte sie heiser.
»Sieh dich um .«
Sie schluckte ihre grauenhafte Angst herunter und zwang sich, den Blick von seinen dunklen Augen abzuwenden.
Ein massives Bett nahm das gesamte hintere Ende des Raums ein und war, wie alles andere auch, in eine Ausbuchtung eingebaut, sodass es praktisch in seiner eigenen kleinen Höhle stand. Von der Decke über dem Bett hingen Flaschenzüge, Ketten und lederne Handfesseln.
Davon abgesehen gab es noch einige anscheinend zufällig verteilte stabile Holzgestelle, wenn sie auch keinen Zweifel daran hegte, dass an ihrem Zweck rein gar nichts zufällig war.
»Pranger « , erklärte er. »Und Prügelbänke .« Seine Hand zeigte auf den Deckel einer Truhe in der Ecke. »Peitschen, Stöcke, Knebel. Es gibt noch mehr, allerdings bezweifle ich, dass du es sehen möchtest .«
Runas Mund wurde trocken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte, wusste aber, dass sie zum ersten Mal, seit sie Shade kannte und wusste, dass er ein Dämon war, Angst hatte.
Shade ließ Runa allein im Schlafzimmer zurück, unfähig, den Geruch ihrer Verwirrung und Angst länger zu ertragen. Er hasste dieses Zimmer, hasste alles darin. Hasste es, dass er eine Frau, die so zart und liebevoll war wie sie, an einen Ort hatte bringen müssen, an dem er beim Sex sowohl seinen Samen als auch das Blut zahlloser Frauen vergossen hatte. Sie hatten es aus freiem Willen getan, er hatte ihnen nur gegeben, was sie wollten, weil seine Natur ihn dazu gezwungen hatte, aber er hatte jede Minuten mit diesen Dämoninnen gehasst. Sie verließen seine Höhle stets befriedigt, doch er war danach vollkommen am Ende, so durch den Wind, dass ihn nur viel harte Arbeit wieder ins Lot zu bringen vermochte.
Er wusste, dass seine Brüder inzwischen wahrscheinlich schon halb wahnsinnig vor Sorge waren, darum benutzte er sein Satellitentelefon, um Wraith auf dem Handy anzurufen. Wraith meldete sich nach dem ersten Klingeln.
»Shade ?« Wraiths Stimme war durch atmosphärische Störungen dermaßen verzerrt, dass Shade ihn kaum hören konnte, aber er wollte die Höhle nicht verlassen, um für besseren Empfang zu sorgen, sondern lieber Runa im Auge behalten.
»Ja, Mann, ich bin’s .«
»Wo bist du? Bist du okay? E und ich, wir gehen hier praktisch schon die Scheißwände hoch .«
»Mir geht’s gut. Ich bin in ein paar Stunden bei euch im UG .«
»Ich komme zu dir, sag mir nur, wo du bist .«
Die Sorge in Wraiths Stimme schnitt durch Shade wie ein Skalpell. Wraith und ihn hatte seit jeher ein besonders starkes Band verbunden, beinahe zu stark. Manchmal konnte Wraith Shades Gedanken lesen, was schon schlimm genug wäre, selbst wenn Shade keine Geheimnisse hätte, die er vor seinem jüngeren Bruder geheim hielt. Aber es gab solche Geheimnisse, und eines davon war diese Höhle. Wraith, der jahrelang, nahezu von Geburt an, gefoltert und eingesperrt worden war, hatte ein ernstes Problem mit allem, was auch nur im Entferntesten mit Fesseln und Folter zu tun hatte. Ganz gewiss hätte er keinerlei Verständnis für Shades extreme sexuelle Bedürfnisse.
»Mir geht’s wirklich gut, Bruder .« Er
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