Demonica - Ione, L: Demonica
– o ja, das versprach, ein erstklassiges Trauma zu werden. Kynan lief auf das Tor zu, um gleich darauf entsetzt innezuhalten, als Wraith herausgestolpert kam. Heilige Scheiße. Der Dämon musste einige Runden mit einem Riesenmixer hinter sich haben.
Er hielt sich die Schulter, der Arm hing nutzlos an der Seite. Blut ergoss sich in einem regelrechten Sturzbach auf den Boden. Tiefe Schnittwunden bedeckten den ganzen Körper, sodass Sehnen und weißer Knochen deutlich zu sehen waren, aber dabei grinste er, als ob man ihm gerade seinen ersten Blowjob verpasst hätte.
»Piep Gem an und ruf Eidolon zu Hause an« , wies Kynan die Aufnahmeschwester an. »Sofort .« E war vor einer Stunde nach Hause gegangen, aber in diesem Fall würde er hier sein müssen und wollen.
Kynan legte Wraith einen Arm um die Taille, um ihn zu stützen. »Scheiße, du wiegst ja glatt eine Tonne .« Er führte Wraith zu einem der leeren Untersuchungsräume. »Was ist passiert ?«
Wraith stöhnte, als er sich auf den Tisch sinken ließ. »Schusswunde .« Er nahm die Hand von der Schulter, wo Blut aus einem klar umrissenen Loch sickerte.
»Die anderen Wunden stammen aber nicht von Schüssen, Mann « , sagte Kynan, während er sich Handschuhe überstreifte.
»Macheten .«
Nur Wraith schaffte es, sich von Macheten zerhacken zu lassen. »Warst du mal wieder auf der Jagd nach afrikanischen Rebellen ?«
»Kann sein .«
»Drück bitte auf die Schusswunde .« Offensichtlich war mit Wraiths Atemwegen und Atmung alles in Ordnung, darum überprüfte er rasch den Puls des Dämons in sämtlichen Extremitäten. Alles sah gut aus, aber Notfallmedizin in einem Dämonenkrankenhaus unterschied sich schon verdammt stark von der in einem menschlichen Krankenhaus, vor allem, weil die als normal anzusehenden Vitalparameter, Konstitutionen, aber auch die Todesschwelle jeder Dämonenspezies unterschiedlich waren. Meistens improvisierte Kynan.
Er trennte Wraiths Hemd mit einer Traumaschere auf und entfernte behutsam den blutgetränkten Stoff, der an manchen Stellen an der Haut festklebte, aber das war noch der einfache Teil. Diese Verletzungen waren wirklich hässlich.
Der Vorhang zwischen den einzelnen Nischen wurde aufgerissen, und Gem trat ein. »Wow. Hast du dich mit einer wirklich großen Katze gezankt ?«
»Sehr witzig, Gem. Und jetzt schwing deinen witzigen Hintern hierher und lutsch meinen – aua! Mist !« Wütend starrte Wraith Kynan an.
»Tut mir sehr leid .« Kynan warf das blutige Hemd auf den Boden. »Aber das Blut ist teilweise schon getrocknet, und der Stoff hat in den Wunden festgeklebt .«
»Erzähl keinen Scheiß. Das hast du absichtlich getan .«
»Beweise es .« Kynan untersuchte einen der tieferen Schnitte. Seminus-Dämonen heilten sehr schnell, und Wraiths Wunden bluteten schon nicht mehr so heftig, allerdings immer noch zu stark. »Wenn du dich dann besser fühlst: E ist schon unterwegs. Er wird dich in null Komma nichts gesund machen, damit du wieder irgendwelche völkermörderische Irre jagen kannst .«
Gem hob eines von Wraiths Lidern an. »Hast du dir wieder mal ein paar Junkies zu Gemüte geführt ?«
Wraith stieß ein empörtes Grunzen aus. »Nein .«
Kynan stöpselte sich das Stethoskop in die Ohren. »Aber du hast von den Afrikanern getrunken, oder ?«
»Klar, Blödmann .«
Als Gem Ky einen fragenden Blick zuwarf, erklärte er: »Diese Kämpfer sind wie wilde Tiere. Vollkommen ausgeflippt und mit Kanif und härteren Drogen vollgestopft .«
»Das erklärt die glasigen Augen .«
»Was ist passiert ?«
Eidolon kam dazu. Er trug eine beigefarbene Cargohose und ein blaues Button-down-Hemd aus Leinen.
»Das Übliche « , sagte Gem. Sie winkte Ciska zu, die gerade die medizinischen Instrumente zurechtlegte. »Wir brauchen eine Einheit Blut, egal welche Spezies .«
»Verdammt, Wraith « , murmelte Eidolon. »Warum tust du dir das an ?«
Kynan ließ den kalten Kopf des Stethoskops über Wraiths Rücken gleiten. Wraith zuckte zusammen. »Es waren doch höchstens ein Dutzend Kerle. Und dann hatte ich es plötzlich mit einer ganzen Scheißarmee zu tun .«
»Du solltest doch nach Roag suchen .«
»Hab ich auch. Das war in meiner Mittagspause .«
Eidolon beugte sich herab, um Wraiths Schulter zu untersuchen. »Du wurdest angeschossen .«
Wraith schnaubte. »Feiglinge. Also ehrlich, wer kommt denn mit ’ner Knarre zu einem Messerkampf? Das ist glatter Betrug .«
»Hast du keine Schusswaffe ?« , fragte Kynan.
Angewidert
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