Demonica - Ione, L: Demonica
verzog Wraith das Gesicht. »Es ist nicht gerade sportlich, Leute abzuknallen .«
»Dann hast du also nicht auf die Kerle geschossen, die dich angeschossen haben ?«
»Scheiße! Na klar hab ich die erledigt! Ich hab einem der Arschlöcher die Waffe abgenommen und so viele von denen abgeknallt wie möglich, bevor ich dann zum nächsten Höllentor gerannt bin .«
Das Dermoire auf Eidolons Arm begann zu schimmern, während er heilende Energie in Wraith fließen ließ. Vor Kynans Augen begannen Wraiths Schnittwunden abzuheilen. Wraith stöhnte und entblößte die Zähne. Seine Fänge wurden länger, und Kynan konnte sie praktisch pochen fühlen. Der Heilungsprozess konnte schmerzhaft sein, was Kynan vor ein paar Monaten am eigenen Leib erfahren hatte, nachdem er bei einem Einsatz von einem Cruentus-Dämon gebissen worden war.
Ciska kehrte mit dem Blut zurück und reichte es Wraith, der augenblicklich in den Beutel biss.
»Ist das eklig « , murmelte Kynan.
Wraith hob eine Augenbraue. »Willst du mir vielleicht einen Drink anbieten ?«
»Das hättest du wohl gern .«
Wraith schnaubte, aber ehe er die nächste dumme Bemerkung von sich geben konnte, nickte Eidolon zufrieden. »Fertig. Als Nächstes sehe ich mir dann die Schusswunde an .« Er warf Ky einen Blick zu. »Dafür brauche ich eine örtliche Betäubung .«
»Will ich nicht « , sagte Wraith.
»Das wird höllisch wehtun, Bruder. Ky, hol mir die Spritze .«
»Ich hab gesagt, ich will das nicht .« Wraiths Stimme war ein tiefes Knurren, das die Luft in dem Zimmer vibrieren ließ.
Eidolon brachte sein Gesicht ganz nahe an das seines Bruders; seine Augen leuchteten golden, was bedeutete, dass er entweder erregt oder stinksauer war, und da Tayla nicht in der Nähe war …
»Das kannst du vergessen, Wraith! Du hast gekämpft bis zum Gehtnichtmehr und vermutlich genauso viel Sex gehabt. Das Ganze, wie ich sehe, unter Zuhilfenahme einiger chemischer Substanzen. Höchste Zeit, dass du mal ein bisschen zur Ruhe kommst .«
»Keine. Örtliche. Betäubung !«
Stecknadelgroße rote Punkte begannen das Gold in E’s Augen zu durchsetzen, als seine Wut die nächste Stufe hinter »stinksauer « erreichte. Die ganze Situation drohte zu eskalieren.
»Lass dir die Spritze geben, Mann « , sagte Shade, der auf einmal in dem geöffneten Vorhang aufgetaucht war, ein neues Dermoire um den Hals und eine neue Frau an seiner Seite. Seine Gefährtin?
Kynan war nicht sicher. Sie trug Jeans und eine kurzärmlige Seidenbluse, die ihre durchtrainierten Arme frei ließ, aber auf ihnen war keine Spur des Verbindungs-Dermoires zu sehen, das Tayla besaß.
Wraiths Augen blitzten eisig auf; offensichtlich war ihm dasselbe aufgefallen. Zumindest war er jetzt von der Sache mit der Betäubung abgelenkt.
»Lass dir die Spritze geben « , wiederholte Shade mit leiser, beruhigender Stimme. »Wenn E sagt, du brauchst sie, dann brauchst du sie .«
Wraith blickte finster drein, aber wenn er überhaupt auf irgendjemanden hören würde, dann auf Shade. »Na gut. Von mir aus. Dann mach voran, Mensch .« Als Ky die Nadel der Wunde näherte, packte ihn Wraith beim Handgelenk. »Und sieh zu, dass es wehtut .«
»Ist mir doch ein Vergnügen .«
In der darauf folgenden Stille konnte Kynan Wraiths leises, gleichmäßiges Knurren hören, während er die neue Frau anstarrte, als wäre sie der Feind. Shade war Wraiths Feindseligkeit nicht entgangen. Die Brüder starrten einander fest entschlossen in die Augen. Das sah übel aus, auch wenn Kynan keine Ahnung hatte, warum oder was zur Hölle da gerade vorging. Aber eine kleine Unterbrechung dieser Anspannung wäre jetzt wohl eine gute Idee.
Er wusste von vornherein, dass er es lieber lassen sollte, aber als er das Anästhetikum injizierte, sagte er: »He, Wraith, ich hab ein neues Spiel für die X-Box. Ziemlich gewalttätig. Und heute Abend will ich mich ordentlich volllaufen lassen und spielen. Hast du Lust zu versuchen, mir mal so richtig in den Arsch zu treten ?«
Wraiths Kopf schwang zur Seite. »Wieso fragst du mich ?«
»Weil du mich im Fitnessstudio immer total scheiße aussehen lässt und ich gern die Chance hätte, dir’s mal heimzuzahlen .«
Wraiths Augen verengten sich, aber selbst wenn er wusste, dass das ein Trick war, konnte er dieser Verlockung nicht widerstehen. »Gegen mich siehst du echt ziemlich alt aus .«
Womit er leider recht hatte. Kynan trainierte schon seit Monaten mit Wraith, lernte neue Kampftechniken und verfeinerte die
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