Demonica - Ione, L: Demonica
würdest dich in sie verlieben. Es ist unvermeidlich. Dann verlieren wir dich, und du bist einem Schicksal ausgeliefert, das schlimmer ist als der Tod .«
Weitaus schlimmer. Er konnte sich schon vorstellen, wie er als eine Art Phantom herumschweben würde, ohne die Möglichkeit, mit irgendjemandem zu kommunizieren oder jemanden zu berühren. Gefangen in einem niemals endenden Zustand von Hunger, Durst und Schmerzen und aufgrund der aufgestauten sexuellen Begierde würde er dem Wahnsinn anheimfallen. Zum Teufel, der Wahnsinn lag bei ihnen schließlich in der Familie, dazu fehlte bei ihm nicht viel.
»Ich kann sie nicht wie eine Sexsklavin behandeln, E. Ich kann sie doch nicht ganz allein leben lassen, bis auf die paarmal am Tag, wenn ich sie auf einen Quickie besuchen komme .«
»Immerhin eine Alternative dazu, sie umzubringen .«
Shade blickte durch das Fenster in der Labortür und versuchte sich vorzustellen, Runa sei irgendwo mutterseelenallein in einem Zimmer eingesperrt, und ihre einzige Gesellschaft bestünde aus einem Fernseher und vielleicht noch ein paar Büchern. Ob sie wohl dahinwelken würde? Sich in eine bloße Hülle verwandeln, die apathisch vor sich hin vegetierte, ohne etwas zu besitzen, für das es sich zu leben lohnte, während ihr strahlendes Leuchten langsam verblasste? Oder würde sie wütend und verbittert werden, eine tollwütige Bestie, die er vergewaltigen müsste, um zu bekommen, was er brauchte?
O Götter, am liebsten hätte er gekotzt.
Als hätte sie seinen Blick gefühlt, drehte sie sich um und winkte ihm mit der einen Hand kurz zu, während sie mit der anderen einen Wattebausch über dem Stich festhielt. Dann sagte Frank etwas, das sie zum Lachen brachte, und sie wandte sich wieder zu ihm um; ihr Lächeln war unschuldig und kokett zugleich, und am liebsten wäre Shade auf der Stelle hineingestürzt und hätte dem Mistkerl den Schädel zertrümmert.
»Scheiß auf Roag « , knurrte er. »O Mann, dafür soll er bluten .«
»Das wünschen wir uns wohl alle .«
»Wirklich ?« Shades Kopf fuhr mit einem Ruck herum. »Tust du das wirklich? Denn Roag und du, ihr wart doch immer ziemlich dicke miteinander. Du hast nie das Schlechte in ihm gesehen .«
Eidolon blinzelte ein paarmal, als könnte er nicht glauben, dass Shade das gesagt hatte, und ja – das war ein Tiefschlag.
»He « , murmelte Shade. »Tut mir leid. Ich bin so frustriert. Und sauer. Ich sollte kein Werwolf sein, ich sollte nicht verbunden sein, und Skulk sollte nicht tot sein. Oh, und mein Hals brennt auch .«
E runzelte die Stirn und legte Shade die Hand an die Kehle. »Die S’genesis. Sie kommt. Es kann jeden Moment so weit sein .«
Natürlich. Er rieb sich die Augen und fragte sich, wie er bloß so schnell an den Rand des Abgrunds geraten war.
An den Wänden begannen rotierende Lampen aufzublinken, und das schwache Jaulen von Sirenen ließ das Adrenalin durch Shades Adern schießen. Eines wunderte ihn immer wieder: Als E zum ersten Mal davon gesprochen hatte, ein Krankenhaus zu errichten, hatte sich Shade dagegen gesträubt, hatte nicht den geringsten Wunsch danach verspürt, anderen zu helfen. Aber dann war er rasch süchtig nach der Aufregung geworden, dem Rausch, der jeden Notfall begleitete.
Er wusste, dass Eidolon dasselbe fühlte, dass er es kaum erwarten konnte, in die Notaufnahme zu rennen und das Kommando an sich zu reißen, egal, wer oder was da gleich durch die Türen hereinplatzen würde.
Shade rieb sich mit der Handfläche übers Gesicht. »Ich muss wieder arbeiten .«
»Bist du sicher ?«
»Das wird mich ablenken. Außerdem – wer weiß, wie sie meine armen Krankenwagen malträtiert haben, während ich weg war .« Allerdings konnte er Runa nicht allein lassen, nicht, wenn es so einfach für sie war wegzulaufen. »Runa könnte bei mir mitfahren .«
»Wenn du meinst, dass du damit klarkommst .«
»Morgen werde ich den neuen Dienstplan ausarbeiten, und dann bin ich wieder dabei, sobald der Vollmond vorbei ist .«
Die Tür zum Labor ging auf, und da stand Runa. Sie sah anbetungswürdig und verloren zugleich aus, und er wollte sie einfach nur in die Arme nehmen und festhalten. Er steckte so was von in der Tinte.
»Frank sagt, wir sind fertig .«
Frank. Nicht »der Typ im Labor « . Oder Mr Williams. Frank.
Diese rasende Eifersucht war nicht gut.
Eidolon wusste, was in ihm vorging, und klopfte Shade auf die Schulter. »Es wird einfacher .«
»Wenn du meinst « , murmelte er. »Gehst du nach
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