Demonica - Ione, L: Demonica
Augen verengten sich. »Spioniert er uns aus ?«
»Nein .«
Er nickte, als würden sich für ihn plötzlich alle Puzzleteile zusammenfügen. »Der Job, von dem du geredet hast … du arbeitest fürs Militär, stimmt’s ?«
Erwischt. »Nein … ich … « Die Lüge wollte ihr einfach nicht über die Zunge kommen, und Shade würde sie ihr sowieso nicht abkaufen, also blickte sie nach unten und flüsterte: »Ja .«
»Was hat Kynan mit all dem zu tun ?« Als sie nichts sagte, seufzte er. »Hilf mir doch .«
Unsicher, wo sie anfangen sollte, und aus Angst, mehr zu verraten, als unbedingt nötig war, wählte sie ihre Worte mit Bedacht. »Er war eine Kontaktperson zwischen der Aegis und der Armee. Ungefähr zu der Zeit, als seine Frau starb, verschwand er vollkommen von der Bildfläche. Seither haben wir nichts mehr von ihm gehört. Niemand in der Aegis war in der Lage, uns mit ihm in Kontakt zu bringen. Also bin ich nach New York gekommen, um ihn zu suchen .«
Offensichtlich hatte Tayla gewusst, wo er war, aber sie hatte es vor allen anderen Mitgliedern der Aegis geheim gehalten. Runa war entsandt worden, um mehr zu tun, als nur seinen Aufenthaltsort festzustellen. Die Armee wollte ihn. Unbedingt. Sie wusste nicht, warum, und es stand ihr nicht zu, danach zu fragen. Wenn Befehle erteilt wurden, wurden Befehle befolgt.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Da ist noch was. Etwas, das du mir nicht sagst .«
»Nein – «
»Als du bei mit vor der Haustür standest, war das nicht, weil du sauer auf mich warst, hab ich recht? Du wolltest Informationen über das Underworld General .«
Runa blickte zur Seite, sodass sie unerwartet mit ihrem Spiegelbild in der stählernen Kühlschranktür konfrontiert wurde. Das schlechte Gewissen in Person. »Ja .«
»Du hast mich so sehr gehasst, dass du mich und das Krankenhaus vernichten wolltest .« Sein Ton wurde sanfter. »Nicht, dass ich dir das verdenken könnte .«
Wie konnte sie die Wahrheit leugnen? »Es war nicht nur das « , murmelte sie aus dem seltsamen Bedürfnis heraus, dafür zu sorgen, dass er sich besser fühlte. »Ich hab nicht gelogen, als ich sagte, ich wollte den Warg umbringen, der mich gebissen hatte, und dass das der Grund war, wieso ich zu deinem Apartment gegangen bin .«
»An welchem Tag war das ?«
»Freitag. Eine Woche, bevor du bei mir im Kerker gelandet bist .«
Er fuhr sich mit der behandschuhten Hand übers Gesicht. »Scheiße .«
»Was ?«
»Ich wette, Roag wollte eigentlich Wraith erwischen. Er war an diesem Abend mit mir dort verabredet, aber dann habe ich in letzter Minute abgesagt, weil ich mit einer – «
»Mit einer Frau hierherkommen wollte « , beendete sie seinen Satz. Die Bitterkeit in ihrer Stimme überraschte sie selbst.
Er wandte den Blick ab und ließ die Schultern hängen, sodass sie fast so etwas mit Mitleid mit ihm hatte. Wenn er auch immer so tat, als ob ihm alles egal sei, nahm sie ihm das doch längst nicht mehr ab.
»Okay .« Ihre Stimme war sanfter als zuvor. »Also, woher kann Roag gewusst haben, dass Wraith bei dir zu Hause sein würde ?«
»Solice wusste es. Sie war Krankenschwester bei uns. Die ist diejenige, die mich im Kerker … äh, gefoltert hat .«
»Oh. Na ja, offensichtlich wusste sie nichts von der Änderung eurer Pläne, und so wurde ich anstelle von Wraith entführt .«
»Verdammte Scheiße .« Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir schrecklich leid, Runa .« Sie hatte keine Zeit, überrascht zu sein oder schwach zu werden, da er im nächsten Moment schon wieder von seiner Entschuldigung ablenkte. »Erzähl mir, was genau du mit dem Militär zu tun hast .«
Sosehr sie es auch hasste, über dieses Thema zu reden, war es dennoch eine Erleichterung, dieses gewaltige Geheimnis endlich nicht mehr allein mit sich herumschleppen zu müssen. Vielleicht würde Shade ja jetzt verstehen, warum sie unbedingt in die reale Welt zurückkehren musste. »Ich bin eine bezahlte Freiwillige. Sie haben mir nach dem Angriff geholfen .«
»Dir geholfen? Wie ?«
»Arik hat mich auf die Basis mitgenommen, und sie haben versucht, mich von der Lykanthropie zu heilen .« Sie holte tief Luft und erzählte ihm auch noch den Rest. »Die Behandlung war experimentell, und ein paar Monate, nachdem sie damit begonnen hatten, entwickelte ich die Fähigkeit, mich nach Belieben zu verwandeln .«
»Dann denkst du also, die Experimente sind dafür verantwortlich ?« Als sie nickte, schüttelte er den Kopf. »Das hättest du mir sagen
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