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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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und rammte die Faust in einen der Schränke. Eine ganze Weile lang stand er bewegungslos da, die Hände auf den Tresen gestützt, und ließ den Kopf hängen. Wraith kannte diese Haltung: die Ich-reiß-mich-mal-kurz-zusammen-ehe-ich-meinen-Bruder-umbringe-Stellung, nur dass ausnahmsweise mal nicht er der Bruder war, um den es ging. »Was hat diese Botschaft zu bedeuten ?« , fragte E schließlich mit vor Wut erstickter Stimme. »Was weiß er ?«
    Wraiths erster Impuls war zu lügen, aber nicht, um sich selbst zu schützen. Die Wahrheit würde Shade verletzen, und der hatte im Lauf der letzten Tage schon genug gelitten. Und Eidolon … das könnte für ihn der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wraith war nicht dumm; er wusste, dass E ihn nur eingestellt hatte, um ein Auge auf ihn zu haben und dafür zu sorgen, dass er keinen Mist baute. Aber wenn er hörte, was Wraith getan hatte, würde er sich in Zukunft einen Dreck um ihn scheren.
    »Wraith ?« Shades Stimme war leise, beruhigend. »Du musst uns alles sagen .«
    Eidolon wirbelte herum. Seine Miene bestätigte Wraiths Befürchtungen. Schon jetzt lag Enttäuschung in den dunklen Augen. Na ja, war ja nichts Neues.
    Wraith räusperte sich, weil auf einmal ein Riesenklumpen in seiner Kehle festzusitzen schien. Seine Brüder wirkten angespannt, als würden sie sich schon mal innerlich auf das vorbereiteten, was er diesmal verbockt hatte.
    »Was im Brimstone passiert ist, war meine Schuld. Ich hab der Aegis einen Tipp gegeben, weil ich wusste, dass Roag dort sein würde .« Er sah Shade in die Augen. »Ich habe seinen Tod geplant .«
    E schloss die Augen und schüttelte den Kopf, aber es war Shades Reaktion, die Wraith am Herzen lag. Seinetwegen wollte Roag Rache, seinetwegen war Skulk tot.
    Shade saß mit ausdrucksloser Miene da.
    »Sag doch was « , sagte Wraith – flehte er, um genau zu sein. Als Shade weiterhin schwieg, holte Wraith tief Luft; er musste unbedingt wissen, was sein Bruder fühlte, doch er spürte nichts. Keinen Duft, bis auf den seiner Gefährtin. Und den von Sex.
    »Verdammte Scheiße, Shade! Ich bin für die Lage verantwortlich, in der du und Runa jetzt steckt. Ich bin für Skulks Tod verantwortlich. Jetzt sitz doch nicht einfach nur da rum !«
    Aber genau das tat Shade, bis Wraith es nicht mehr ertrug. Er wandte sich ab, stützte sich mit dem Arm über dem Kopf an der Wand ab und schloss die Augen, um zu warten. Ganz gleich, was sie mit ihm auch tun würden, diesmal würde er sich nicht wehren. Er hatte es verdient, was auch immer sie vorhatten.
    Als Shade endlich redete, war seine Stimme so tödlich und kalt wie ein arktischer Wind. »Ich muss gar nicht fragen, warum. Er war völlig außer Kontrolle. Aber gottverdammt, warum hast du uns das nicht schon längst erzählt ?«
    Weil ich nicht wollte, dass ihr, du und E, mich hasst. Sie waren alles, was er auf der Welt hatte. Sie waren der einzige Grund, wieso er noch am Leben war.
    »Shade muss vielleicht nicht fragen, wieso du es getan hast, aber ich schon .« Eidolons Stimme war so hitzig, wie Shades eisig war, was bedeutete, dass E nicht einmal versuchte, die für einen Rechtsprecher typische Ruhe aufzubringen. »Über Roags Tod hätte eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden müssen, und das hast du verdammt noch mal auch gewusst .«
    »Stimmt .« Wraith wirbelte herum. »Aber du hättest niemals eingewilligt. Dein kostbarer Roag konnte doch gar nichts falsch machen. Und ich? Ich kann nie was richtig machen. Aber ich habe niemals einer Frau das angetan, was er gemacht hat !« Wraith erschauerte, als er sich an die letzte Menschenfrau erinnerte, die Roag auf grausame Weise umgebracht hatte; die, die für Wraiths Entscheidung, Roag bei nächster Gelegenheit auszuschalten, ausschlaggebend gewesen war – und das war das Brimstone gewesen.
    »Trotzdem freust du dich immer noch auf die S’genesis « , sagte Eidolon, »die dich zu einem ebensolchen Ungeheuer machen könnte wie Roag. Wieso hältst du dich für besser als ihn ?«
    Die Schriftzüge an den Wänden begannen zu pulsieren, als Wraiths Temperament mit ihm durchzugehen drohte. Aber nach einem Blick auf Shade, der mit geschlossenen Augen ruhig dasaß, in Gedanken vermutlich bei Skulk, beruhigte er sich wieder. »Der Unterschied « , murmelte er, »ist, dass ich mir den Wahnsinn nicht wünsche, der damit verbunden ist .« Er musterte E mit harten Augen. »Roag schon. Und wenn es doch zum Äußersten kommen sollte, erwarte ich

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