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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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»Was hast du getan ?«
    »Sie hat mich angegriffen .«
    Eine Feen-Krankenschwester, die in einem daneben liegenden Behandlungsraum damit beschäftigt war, Blutpfannen zu leeren, nickte. »Was er sagt, stimmt. Dummes Mädchen .«
    Shade streichelte dem dummen Mädchen übers Haar. Sein Blick war immer noch schwarz vor Mordlust. »Warum sollte sie dich angreifen ?«
    »Weil ich sie gewandelt habe .«
    In der Totenstille, die sich über die für gewöhnlich stets lärmige Notaufnahme legte, hätte man eine Maus auf Zehenspitzen über den Boden schleichen hören können. Frank, einer der Laboranten, der gerade an ihnen hatte vorbeieilen wollen, erstarrte.
    Schatten regten sich in Shades Augen, bewegten sich, als ob sie lebten. »Du ?«
    »Es war in der Nacht, in der die Jäger versucht hatten, mich einzufangen .« Die Nacht, in der sie seine zukünftige Gefährtin abgeschlachtet hatten, bevor er die Chance hatte, sie zu der Seinen zu machen. »Sie waren mir dicht auf den Fersen, und sie ist in mich hineingerannt .« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn es euch irgendwie tröstet, ich dachte, ich hätte sie umgebracht .« Hatte er zumindest gehofft. Der Rat der Warge war nicht allzu verständnisvoll, wenn es um das Töten oder Wandeln von Menschen ging – allerdings zogen sie den Tod eindeutig der Wandlung vor. Der Rat der Warge bestand aus gebürtigen Wargen, und wenn es nach ihnen ging, würden sie die gewandelten Warge, die sie als Wesen zweiter Klasse ansahen, vollständig ausrotten.
    Vor jener Nacht hatte sich Luc stets unauffällig verhalten, hatte es vermieden, den Rat auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte sich viel von seiner Menschlichkeit bewahrt, unter Menschen gelebt und das Richtige getan, indem er sich zu jedem Vollmond einschloss.
    Doch dann hatten die Jäger angegriffen. Sie waren in sein Haus und seine abgesperrte Zelle eingebrochen, wo er und Ula gerade im Begriff gewesen waren, sich zu paaren. Sie hatten sie getötet und ihn schwer verletzt, ehe es ihm gelungen war zu entkommen. Jene Nacht beherrschte immer noch seine Erinnerungen, seine Albträume.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange oder wie weit er gerannt war, sich immer in den Schatten haltend und hinter geparkte Autos duckend, aber als das Adrenalin verbraucht war und er wieder schwächer wurde, befand er sich in einer ihm unbekannten Gegend, irgendwo am Rand von New York, weit weg von seiner Wohngegend in der Vorstadt.
    Mit jedem Atemzug versengte Feuer seine Lungen, Übelkeit drohte seinen Magen zu sprengen.
    Ula.
    Ein Schrei entrang sich seiner Kehle, sein Heulen zerriss die Dunkelheit. Er richtete sich auf zwei Beine auf, öffnete seinen Geist und suchte nach dem nächsten Höllentor. Im Norden. Einige Blocks weit weg. Zu weit, doch seine einzige Hoffnung.
    Er trabte los, ohne sich länger die Mühe zu machen, sich zu verbergen. Inzwischen wurde er nur noch vom Instinkt geleitet. Als er um eine Ecke bog, stieß er mit einer Frau zusammen, die nach Wut und Kränkung roch, aber beides verwandelte sich augenblicklich in nackte, eisige Todesangst. Ihre Gefühle kollidierten mit seinen, identischen, und intensivierten sie in einer massiven Explosion.
    Gier, die nicht mehr zu kontrollieren war, das Verlangen, irgendetwas auseinanderzureißen, ließen ihn erbeben, als er hoch aufragend vor ihr stehen blieb.
    »Lauf, kleines Rotkäppchen .«
    Da er nach wie vor die Gestalt eines Tiers hatte, verließen die Worte seine Schnauze als eine Art Knurren, und sie kreischte los wie eine verdammte Schauspielerin in einem zweitklassigen Horrorfilm. Für seine Verfolger unüberhörbar. Panik löschte das letzte bisschen aus, das ihm von seiner Menschlichkeit geblieben war, und er schlug zu, versenkte seine Zähne in die zarte Stelle zwischen Schulter und Hals. Sie trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust, trat wild um sich, während er sie schüttelte wie ein Terrier eine Ratte, doch ihre Gegenwehr war vergebens.
    »Hier lang !«
    Die Stimme eines Jägers riss ihn aus seiner mörderischen Wut. Die Frau, die inzwischen schlaff zwischen seinen Kiefern hing, stöhnte leise. In einiger Entfernung hallte das Geräusch schneller Schritte von den Häusermauern wider.
    Mit einer einzigen Kopfbewegung schleuderte er die bewusstlose Frau hinter einen Müllcontainer und rannte den Bürgersteig hinunter. In seinem wahnsinnigen Bemühen, das Höllentor – und dann das Krankenhaus – zu erreichen, stieß er immer wieder mit Laternenpfosten und Verkehrsschildern

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