Demonica - Ione, L: Demonica
von euch, dass ihr tut, was nötig ist .«
Shade vergrub das Gesicht in den Händen. »Verdammt, Wraith. Ach … Scheiße !«
»Ich weiß. Diesmal hab ich wirklich Mist gebaut. Aber wenn ihr diese Frau gesehen hättet … wenn ihr wüsstet – « Er verstummte und wandte sich erneut von seinen Brüdern ab. Er hätte sich nicht erlauben dürfen, wütend zu werden. Hätte sie ihn einfach verprügeln lassen sollen. Aber das konnten sie ja immer noch. Sie sollten es tun.
Nachdem eine ganze Weile gar nichts geschah, dröhnten schließlich Schritte über die schwarzen Steinfliesen. Er bereitete sich auf den ersten Schlag vor, der allerdings niemals kam. Stattdessen wurde er von zwei Armen umschlungen. Eidolons. Einen Herzschlag später lehnte sich ein weiterer schwerer Körper gegen seinen.
Shade.
»Bruder « , sagte Shade mit rauer Stimme. »Du hast eine Riesendummheit gemacht, aber du konntest ja nicht wissen, dass Roag überleben und schlimmer sein würde als je zuvor. Also, von jetzt an: keine Streitereien mehr, keine Gewissensbisse mehr .«
Eidolons Stimme war ebenso zittrig wie Shades. »Roag versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben. Uns zu schwächen .« Er trat zurück und drehte Wraith zu sich um. Mit der einen Hand umfasste er Shades Wange, mit der anderen Wraiths. »Von jetzt an stehen wir einmütig zusammen .«
Shade zuckte zusammen, als ob ihm jemand in den Hintern gekniffen hätte. »Dann lasst uns dieses Wir-stehen-zusammen-Ding mal gleich ausprobieren « , sagte er. Er bewegte sich hastig in Richtung Tür. »Irgendwas stimmt nicht mit Runa .«
14
Sie konnte ihn fühlen. Denjenigen, der sie in einen Werwolf verwandelt hatte – ein Ungeheuer, vor dem es für sie kein Entkommen gab.
Er war hier.
Die Rundung zwischen Runas Hals und Schulter, wo er sie gebissen hatte, brannte, als würden seine Zähne immer noch in ihrem Fleisch stecken. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, vibrierte vor verführerisch dunkler Macht. Gleich unter der Oberfläche ihrer Haut trieb eine ölige Schicht purer Bosheit, die sie anwiderte, während sie zugleich ein Adrenalinschub in eine Art Rausch versetzte. Sie hatte gelesen, dass die Beziehung zwischen einem Erzeuger und seinem Therionidrysi mächtig und böse war.
Und mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie, dass das die reine Wahrheit war.
»Sie können sich jetzt wieder anziehen .« Dr. Shakvhan half Runa von dem Metalltisch herunter, und während der bezaubernde Sukkubus mit den medizinischen Instrumenten in dem Zimmer beschäftigt war, zog Runa das Krankenhaushemd aus und Jeans und Pullover wieder an.
Es war gar nicht so leicht, nicht, nachdem ihre Hände vor überschüssiger Energie zitterten. Jeder Muskel war zum Zerreißen angespannt. Sobald Dr. Shakvhan ihr den Rücken zukehrte, rannte Runa aus dem Zimmer. Sie würde den Werwolf finden, und sie würde ihn töten.
Genau hier im Krankenhaus.
Die Frau kam zu ihm. Luc erkannte sie nicht, aber er kannte sie, und er wusste, was sie wollte.
Er packte sie genau in dem Moment an der Kehle, in der der Schmerz sie traf. Sie drehte und wand sich in seinem Griff, nicht, weil er sie dreißig Zentimeter über dem Boden festhielt, sondern weil sie versuchte, ihm wehzutun, und dafür zahlte sie jetzt den Preis. Luc hatte den Zufluchtszauber nie selbst auf die Probe gestellt, hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlen mochte, das zu erleiden, was sie gerade durchmachte. Aber selbst wenn, bezweifelte er, dass er mit ihr Mitleid gehabt hätte. So schnell brachte ihn nichts mehr aus der Fassung.
Nein, das war so nicht ganz richtig. Das sonderbare, heimtückische Band, das diese Frau und er teilten, brachte ihn aus der Fassung. Es war, als hätte er Kokain geschnupft, das mit reiner Bosheit versetzt war. Der Rausch war unglaublich, ebenso wie der nackte, explosive Wunsch, Chaos und Verwüstung anzurichten. So hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er seinen eigenen Erzeuger zur Strecke gebracht und mit bloßen Händen in Stücke gerissen hatte.
»Lass sie los, Luc .« Shades tiefe Stimme zeugte von Selbstbeherrschung, auch wenn seine Miene eine Maske der Wut war, während er mit seinen Brüdern auf sie zukam.
»Gern .« Luc öffnete die Hand und ließ sie fallen, aber Shade fing sie auf, ehe sie am Boden aufschlug. Zu schade.
»Es tut weh « , keuchte sie. Sie umklammerte ihren Schädel so fest mit den Händen, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Shade drückte sie an sich und warf Luc einen mörderischen Blick zu.
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