Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
ob ihr jemand gegen den Kopf getreten hätte.
Sie besaß tatsächlich eine Familie, und die emotionale Bindung zwischen ihr und ihnen wurde immer stärker. Aber würde daraus eine Umarmung werden – oder eine Schlinge?
Con lief im Schlafzimmer auf und ab, schlängelte sich zwischen den Seminus-Brüdern hindurch, während er darauf wartete, dass Tayla oder Sin zurückkehrten. Seine Erleichterung darüber, dass sie den Angriff der Assassinen überlebt hatte, wurde durch die Tatsache gedämpft, dass sie sich wieder in ihr altes Ich verwandelt zu haben schien, die Sin, zu der nichts und niemand durchdringen konnte.
Vielleicht hatte Tayla ja Glück. Er kannte die Wächterin nicht sehr gut, aber er wusste, dass sie hart im Nehmen war und kein einfaches Leben gehabt hatte. Schon möglich, dass sie sich mit Sin auf einer weiblichen Ebene verständigen konnte wie sonst niemand.
Die Brüder beobachteten ihn nachdenklich, aber er ignorierte sie. »Diese Mistkerle, die wir draußen vor dem Haus getötet haben, waren das alles Assassinen?«
Lore nickte. »Ich habe ihre Bindungen überprüft. Zumindest bei denen, die sich noch nicht aufgelöst hatten, als ich zu ihnen kam. Drei von ihnen haben für zwei verschiedene Meister gearbeitet, aber die anderen vier gehörten zu Sin.«
»Verdammter Mist.« Er schwieg kurz. »Habt ihr einen Kerl auf einem Hengst gesehen?«
Die Brüder schüttelten die Köpfe. »Wieso?«, fragte Lore.
»Als mein Haus mit Feuer bombardiert wurde, habe ich jemanden gesehen, der wie ein Ritter auf einem Pferd aussah. Er hat mit einem Pfeil auf Sin geschossen und sie nur knapp verfehlt, und dann, als wir in der Wargsiedlung angegriffen wurden, hat er uns gerettet. Ich bin total durcheinander. Wisst ihr von irgendwelchen Assassinen, die ein Pferd reiten?«
Lore kreuzte die Arme vor der Brust, über die sich kreuzweise ein voll beladener Waffenharnisch befand. Nicht einmal Wraith war so gut bewaffnet. Aber natürlich musste Wraith das auch gar nicht sein. »Nein, und das wäre auch eine ziemlich dämliche Art für einen Assassinen, seinem Geschäft nachzugehen. Nicht gerade subtil.«
»Wir müssen Sin hier wegbringen«, sagte Con. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Assassinen Rivestas Barriere überwinden.«
Eidolon nickte. »Wir bringen sie ins Krankenhaus. Dort ist sie sicher.« Er wandte sich an Wraith. »Sieh zu, ob du Luc finden kannst. Wenn es okay für ihn ist, können wir das Infizierungsexperiment mit ihm durchführen.«
»Es wird nicht okay für ihn sein«, erwiderte Wraith. »Aber ich seh mal, was ich tun kann.«
Nein, Con sah Luc nicht als Freiwilligen. Dieser Kerl war der totale ›Allefüreinenundeinerfürmich‹-Typ. Der würde sein Leben garantiert nicht für völlig Fremde aufs Spiel setzen. Und wenn Con es Luc auch nicht unbedingt ins Gesicht sagen würde, wollte er auch gar nicht, dass er sich freiwillig meldete. Luc war ihm irgendwie ans Herz gewachsen. Mehr so wie ein Schmarotzerpilz, aber immerhin … gewachsen war gewachsen.
»Wie steht’s mit dem Virus?«, fragte Eidolon Con. »Ich meine, in dir. Ist es unter Kontrolle?«
Jesses, wie konnte er nur vergessen, das zu erwähnen? »Es ist weg. Seit letzter Nacht.«
»Dann wirst du dich also nicht mehr von Sin nähren, stimmt’s?« Shades dunkle Augen hefteten sich an Con, und irgendwie … wusste Shade Bescheid. Er war sich des Suchtproblems wohl bewusst. Aber wie?
Con blickte zwischen den beiden anderen Brüdern hin und her, aber soweit er erkennen konnte, wussten sie es nicht, und Shades unterschwellige Sorge war ihnen auch entgangen. »Ich brauche ihr Blut nicht mehr«, versicherte er dem Dämon. »Jetzt sollten wir besser gehen.«
Shade versperrte die Tür. »Augenblick mal, Dhampir.« Die Schatten in seinen Augen wanden sich wie verrückt, und Con wusste, was los war, ehe Shade es aussprach. »Dann ist es mit dem Trinken also vorbei. Aber was geht sonst noch zwischen euch beiden vor?«
Ein wissendes Lächeln krümmte Wraiths Mund. »Blödmann. Er bumst sie.«
»Wie ernst ist es?«, fragte Lore.
Nein, das war ja überhaupt nicht peinlich.
»Da ist gar nichts.« Er hoffte, dass er sich in ihren Ohren überzeugender anhörte als in seinen eigenen, da ja tatsächlich etwas zwischen ihnen war, ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte, es abzuwenden.
»Gut«, sagte Shade. »Du weißt, ich kann dich gut leiden, Mann. Aber du hast … Probleme. Wenn du ihr wehtust …«
Shade musste den Satz nicht beenden. Die
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