Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
ihrem Blut zu geben. Sie brauchte mehr Zeit, um zu studieren, wie das Virus überlebte, wie es starb …
»Wir dürfen jetzt nicht aufhören!«
Con fluchte und packte ihre Hand. Einen Moment lang dachte sie schon, er werde weitermachen, doch stattdessen löste er die Hand ihres Bruders, während Eidolon seine eigene Gabe in Gang brachte, um sie zu heilen, und leckte mit der Zunge über die punktförmigen Wundmale. Als sie sich vor ihren Augen versiegelten, packte sie irrationale Wut.
»Ihr Idioten!« Vor ihren Augen tanzten immer mehr Punkte, und alles drehte sich, als sie auf die Füße sprang. »Das Virus wird sich wieder erholen. Es wird …«
»Scheiße!« Cons Stimme und Arme schlossen sich um sie, als plötzlich der Boden unter ihren Füßen nachgab.
»So, so, du machst das also schon seit tausend Jahren, hm?« Eidolons sarkastisches Grummeln zerrte an Conalls Nerven, während er Sin in den nächstgelegenen Untersuchungsraum trug und sie dort vorsichtig aufs Bett legte.
Die Sache war die: Con konnte keinerlei Entschuldigung vorbringen. Sicher, Sin hatte ihn immer weiter ermutigt, ihm gesagt, sie hätten es fast schon geschafft; aber viel schlimmer war diese Gier nach ihr, die jegliche Vernunft ausschaltete, sodass er sich länger von ihr genährt hatte, als er es hätte tun sollen.
Er war einfach nur froh, dass er sie nicht zu Boden gerungen und versucht hatte, sich noch mehr zu nehmen als ihr Blut.
»Heile sie«, fuhr er Eidolon an. Seine Wut auf sich selbst verlieh seiner Stimme eine beißende Note, die dieser nicht verdient hatte. Trotzdem zuckte der Arzt nur mit den Schultern, während er aus dem Schrank neben dem Bett holte, was er für eine Infusion brauchte.
»Meine Kraft flickt Gewebe und Knochen, aber Blut kann sie nicht erzeugen.« Er reihte die Gegenstände auf einem Tischchen auf, das er ans Bett rollte. »Dafür würden wir Shade brauchen. Er kann seine Kraft einsetzen, um das Rückenmark zu zwingen, schneller neues Blut herzustellen.«
Con strich ihr das glänzende Haar aus dem viel zu bleichen Gesicht.
»Dann hol Shade her«, drängte er. Sin war nicht in Gefahr, aber es gefiel ihm gar nicht, wie ihre Vitalität im wahrsten Sinne des Wortes aus ihr herausgesaugt worden war. Immerhin war dies das erste Mal, dass sie still war. Er sollte dankbar sein.
»Der hat ein paar Tage frei.« E zeigte auf die Schränke hinter Con. »Gib mir mal die Ringerlösung.«
Con holte einen Beutel mit Kochsalzlösung heraus und warf ihn dem Arzt zu. »Dann ruf ihn eben an.«
»Runa ist krank, und er kann die Zwillinge nicht allein lassen.«
Con stockte der Atem. Shades Gefährtin war eine gewandelte Werwölfin. »Es ist doch aber nicht SF, oder?«
Eidolon führte eine Nadel in eine Vene in Sins linker Hand ein. »Den Göttern sei Dank, nein. Es ist nur ein leichtes Magenvirus.«
»Gut.« Con fände es schrecklich, wenn der Frau, die dafür gesorgt hatte, dass Shade bei der Arbeit wesentlich umgänglicher geworden war, etwas zustieße. Apropos Arbeit … »Du wirst wohl Bastien zurückrufen, jetzt, wo wir wissen, dass das Virus die pricolici nicht angreift?« Bastien war ein geborener Warg, den sein Rudel schon vor vielen Jahren verstoßen hatte, weil er mit einem Klumpfuß auf die Welt gekommen war. Er hatte sein Leben dem UG gewidmet, und Con wusste, dass der aufgezwungene »Urlaub« ihm genauso zusetzte wie Luc.
»Ja, sicher.« Eidolon zeigte auf die ganzen leeren Verpackungen auf dem Boden. »Ohne ihn taugt der ganze Hausmeisterservice nichts mehr.«
Während Eidolon den Beutel mit der Kochsalzlösung an einen Ständer hängte, stöhnte Sin und öffnete die Augen. »Was … was machst du denn da?«
»Halt still«, sagte Eidolon. »Unser Junge hier hat’s bei seiner Mahlzeit ein wenig übertrieben.«
Sie lächelte schwach. »Das liegt nur daran, dass ich so süß und unwiderstehlich bin.«
Con schnaubte. »Nicht gerade die Wörter, die ich für dich verwenden würde.« Na ja, unwiderstehlich vielleicht, aber es gab auch noch eine Menge weitaus weniger schmeichelhafte Begriffe, die ebenfalls auf sie zutrafen.
»Arsch«, murmelte sie. Sie hob die Hand und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Schlauch, der zu ihrem Handgelenk führte. »He, jetzt mach mal halblang! Das brauch ich echt –«
Con packte ihr Handgelenk und schob es auf die Matratze zurück. »Oh ja, und ob. Ich habe viel zu viel Blut getrunken.«
Eidolon warf ihr einen ernsten Blick zu. »Wenn du einen größeren Vorrat
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