Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Brüdern.«
Als sie den Blick abwandte, leuchteten ihre Wangen rosa. Sie trat in den Schnee. »Du verstehst das nicht.«
»Dann erkläre es mir. Denn selbst wenn du in die Höhle zurückkehrst, wissen wir immer noch nicht, was es mit diesem merkwürdigen Reiter auf sich hat, oder warum noch jemand außer den Assassinen deinen Tod will. Du solltest jetzt im Krankenhaus sein, bei Leuten, die dich mögen. Und dich nicht in deine Assassinenhöhle zurückziehen, ganz allein, nur um dich vor deinen Brüdern zu verstecken.«
Die Farbe ihrer Wangen intensivierte sich, während sie ihren wütenden Blick zu ihm erhob. » Verstecken? «
Er trat näher an sie heran. »Verstecken.«
»Vielleicht möchte ich mich einfach nur nicht wie ein Kind von ihnen behandeln lassen –«
»Dann hör auf, dich wie eines zu benehmen!«, schrie er. Ihr Kopf fuhr zurück, als ob er sie geschlagen hätte. Er nutzte seinen Vorteil und trat ganz dicht an sie heran. »Du willst nicht, dass jemand dich besitzt, versklavt, ankettet, aber was zur Hölle glaubst du eigentlich, dass du dir damit selbst antust? Du gehst in deine Höhle zurück, um frei zu sein? Wie kannst du denn frei sein, wenn du nirgendwohin gehen kannst, ohne befürchten zu müssen, von deinen eigenen Assassinen ermordet zu werden? Du bist nach wie vor eine Sklavin, Sin. Nur dass du es diesmal ganz allein geschafft hast.«
Eisige Wut leuchtete in ihrem dunklen Blick. »Ich hab dir doch gesagt, warum ich den Job angenom-«
»Ja, ja. Du wolltest Idess helfen.« Er wusste selbst, dass er sich wie das letzte Arschloch aufführte, dass all das eine Wiederholung dessen war, was er ihr in Rivestas Haus angetan hatte, aber verdammt noch mal – sie hatte die einmalige Chance, eine Familie zu haben. Und wenn sie jetzt in die Höhle zurückging und sich von allem abriegelte, würde sie sich wieder verschließen, und diesmal vielleicht fester denn je. »Aber weißt du was? Ich glaube, du hättest ihn sowieso übernommen. Du warst ja nicht mal in der Lage, mit deinen Gefühlen klarzukommen, also wie hättest du mit der wirklichen Welt klarkommen sollen, wenn du in ihr statt in einer Höhle leben müsstest, wo du eine fantastische Ausrede hast, keine Zeit mit deiner Familie verbringen zu müssen?«
Ihre Augen wurden eisern. »Gott, du bist manchmal so ein Arschloch.«
So hatte sie ihn schon früher genannt. Hatte ihn noch weit wüster beschimpft. Aber diesmal tat es richtig weh. Weil sie recht hatte. »Tu das nicht, Sin. Tu das nicht.«
»Ich glaube«, sagte sie sanfter, als er erwartet hatte, »du vergisst, dass ich meinen Job nicht mal dann loswerden könnte, wenn ich es wollte.« Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar; das Sonnenlicht, das sich durch die Baumwipfel hindurchdrängen konnte, ließ es bläulich schimmern. »Das hat doch keinen Sinn. Entweder gehe ich als Gefangene ins Krankenhaus, mit meinen Brüdern als Gefängniswärtern, oder aber ich gehe in meine Höhle, wo ich wenigstens mein eigener Gefängnisdirektor bin.«
»Nein.« Er konnte sie nicht gehen lassen. Er konnte nicht –
Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf, und ein animalisches Knurren stieg in seiner Kehle auf, ehe er es verhindern konnte. Er fuhr herum, während er instinktiv Sin hinter sich zog. Beim Anblick von Bran, der zusammen mit zwei männlichen Dhampiren im Schatten stand, drehte sich ihm vor Angst der Magen um.
»Es ist Zeit, Conall.«
»Con?« Sin zerrte an einer seiner Gürtelschlaufen. »Wer sind diese Hampelmänner?«
War es falsch, dass er über ihre Worte am liebsten gelächelt hätte? Ach was. »Der Hässliche ist der Anführer meines Clans«, erklärte er ruhig. »Bleib hier.« Er kam mit raschen, sicheren Schritten auf Bran zu. Nur keine Schwäche zeigen. »Ich bin noch nicht bereit.«
»Dein Grad an Bereitschaft ist irrelevant«, knurrte Bran. »Unsere erste Frau ist läufig geworden. Der Rest wird bis zum Ende der Woche bereit zur Empfängnis sein. Wir brauchen dich.«
Bei der Vorstellung, mit irgendjemand anders als Sin Sex zu haben, wurde ihm eiskalt. Ach, zur Hölle, schon der Gedanke, sich auch nur von jemand anders zu nähren, verursachte ihm Übelkeit. Was kein gutes Zeichen war. Irgendwie war Bran bewusst, aus welchem Grund Con zögerte. Sein dunkler Blick richtete sich auf Sin, um gleich darauf zu Con zu schwenken, als dieser vor den Dhampir-Anführer trat, um ihm die Sicht zu versperren.
»Der Rat der Warge sitzt uns auch im Nacken.« Einer der anderen
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