Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
benutzte, sodass jeder in Hörweite stehen blieb und ihn anstarrte. Sogar Bastien, der offensichtlich keine Zeit vergeudet hatte und sofort zu seiner Arbeit zurückgekehrt war, erstarrte, sodass sein Besen über einem Häufchen Müll in der Luft verharrte.
Sin drückte die Schultern durch und trat den Kerkerern ohne das geringste Anzeichen von Angst gegenüber – jede normale Person hätte sich vor Panik in die Hose gemacht. »Und wer ist mein Ankläger?«
»Diese Information wurde uns nicht mitgeteilt.« Seth zog ein Paar Bracken-Handschellen aus seiner Tasche. Diese speziellen Handschellen waren von den Judicia-Dämonen erschaffen worden und besaßen an der Innenseite winzige gezackte Stacheln, um den Träger daran zu hindern, sich zu wehren. »Du wirst mitkommen.«
Con ergriff Sins Arm. »Noch nicht«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber wehr dich nicht. Sie sind nicht vom Zufluchtszauber betroffen und werden dich zusammenschlagen, ohne dass du etwas dagegen tun kannst.«
»Ich werde nicht zulassen, dass sie mich mitnehmen«, brachte sie mühevoll heraus.
»Genauso wenig wie ich«, sagte Con. Der bedrohlichen Aura zufolge, die Eidolon ausstrahlte, hatte auch er das nicht vor. Der Torrdrack bewegte sich zur Seite, um den Zugang zum Höllentor zu blockieren, sodass Con und Sin nur ein einziger Ausweg blieb: die Tür, durch die die Patienten aus dem Krankenwagen hineingebracht wurden. »Ich gehe auf den Parkplatz hinaus. Gib mir zehn Sekunden, dann renn zum ersten Krankenwagen auf der linken Seite. Versuch, dem Blick des Torrdrack auszuweichen. Er kann dich innerhalb von zehn Sekunden in einen verschrumpelten Hautsack verwandeln. Die Wiederherstellung ist gar nicht lustig.«
Sin widersprach mit keinem Wort, was ihr hoch anzurechnen war. Sie nickte nur und bewegte sich hinter E, was sie den Schiebeglastüren ein paar Schritte näher brachte, die zum Parkplatz führten.
»Vor wem werde ich mich verantworten müssen?«, fragte sie Seth, der ihr einen langen, abwägenden Blick zuwarf.
»Dem Rat der Warge.«
»Dies ist eine Angelegenheit für den Seminus-Rat«, warf Eidolon ein, doch der Vampir schüttelte den Kopf.
»Du kennst die Gesetze, Dämon. Wenn sich zwei Räte nicht auf eine Strafe einigen können –«
»Aber ich habe mich noch vor keinem Rat verantwortet«, unterbrach Sin.
»Die Warge müssen ihr Problem nicht vor den Rat deiner Spezies bringen«, sagte Seth. »Eine solche Vorgehensweise wird empfohlen, um zu verhindern, dass die Zeit der Rechtsprecher mit ungerechtfertigten Anklagen verschwendet wird, aber das bleibt ihnen überlassen.«
»Du hast Glück, dass die Warge dich nicht schon längst abgeschlachtet haben.« Die Stimme des Torrdrack klang monoton und gelangweilt. Con vermutete, dass er hoffte, Sin werde sich der Verhaftung widersetzen. Dieser Wunsch würde dem Mistkerl erfüllt werden, und dann würde er sich wünschen, er hätte diesen Wunsch nie gehabt.
Eidolons Worte klangen frostig. »Der Seminus-Rat hätte Sins Tod auch nicht einfach hingenommen.«
»Nur, wenn sie hätten beweisen können, dass der Rat der Warge etwas damit zu tun hatte.«
Das stimmte. Wenn irgendein einzelner Warg Sin getötet hätte, wäre weiter nichts geschehen, es sei denn, Sins Familie hätte, inoffiziell und auf persönlicher Ebene, Rache genommen oder aber die Rechtsprecher kontaktiert, die aber vermutlich zugunsten des einzelnen Wargs geurteilt hätten, obwohl Eidolon selbst als Rechtsprecher gedient hatte. Con war allerdings davon überzeugt, dass die Seminus-Brüder sowieso nicht so viel von dem legalen Weg hielten. Sie waren eher der »Schnappt sie euch und bereitet ihnen einen schmerzvollen Tod«-Typ.
Was Con durchaus nachvollziehen konnte.
»Also, Sin«, sagte Con laut. »Dann viel Glück. E, ich geh dann mal, meine Schicht fängt gleich an.« Er hielt Eidolons dunklen Blick für eine Sekunde fest, gerade lange genug, um ihm die unausgesprochene Nachricht zu übermitteln: Ich bring Sin hier raus .
Er machte sich auf den Weg zu den Schiebetüren, wo Wraith wartete, den massiven Körper lässig gegen den Türrahmen gelehnt, die Hände in den Taschen seiner Jeans. In seinen blauen Augen glitzerte es erwartungsvoll. Con hatte keine Ahnung, wann der Dämon dazugekommen war, aber er war froh um jeden zusätzlichen Kämpfer. Wraith liebte einen guten Kampf.
Con schob sich mit einem Nicken an Wraith vorbei, stieg in den neuesten der drei schwarzen Krankenwagen und ließ den Motor an. Als wäre das
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