Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
schwor Lore. »Und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich werde Shade sein Kind zurückbringen.«
Tayla nickte, und dann waren Kynan und sie auch schon wieder fort.
»Das wird sehr gefährlich«, sagte Idess. »Sogar mit den qeres -Waffen ist Rami immer noch im Vorteil, Lore. Als gefallener Engel bezieht er seine Macht aus Sheoul. Ich bin kein richtiger Engel und sehr viel schwächer als er.«
»Ist das der Grund, warum es dir nach dem Treffer mit der Armbrust so schlecht ging?«
»Genau.« Sie rieb sich abwesend über ihr Brustbein. »Aber du solltest mal selbst erleben, wie es ist, einen Schuss abzubekommen, der ein Loch von der Größe einer Faust in dir hinterlässt.«
»Verzichte.« Er zog die Handschuhe aus und warf sie auf den Küchentisch. »Du bist gleich darauf von der Bildfläche verschwunden. Was ist, wenn er dasselbe macht?«
»Wird er nicht. Ich habe nämlich noch ein Ass im Ärmel.«
Als Nächstes zog er die Jacke aus, sodass sie seine Arme in dem kurzärmligen T-Shirt bewundern konnte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. »Und das wäre?«
»Wein von Benediktinermönchen in Pulverform.«
»Wein von Mönchen?« Er war gerade dabei gewesen, den Lederharnisch zu lösen, den er quer über die Brust geschnallt trug, hielt aber bei diesen Worten inne. »Du meinst doch wohl hoffentlich Wein, der von Mönchen hergestellt wurde?«
Sie nickte. »Wein, der in einer geheimen Kammer in Buckfast Abbey in England hergestellt, von Mönchen gesegnet und getrocknet wurde. In Pulverform kann er dazu benutzt werden, gefallene Engel vorübergehend daran zu hindern, sich zu dematerialisieren.«
Engel ebenfalls, was der Grund war, warum man es hinter Schloss und Riegel aufbewahrte. Sollte es in die falschen Hände fallen, könnte es im Letzten Gefecht dazu benutzt werden, Gottes Armee der Engel lahmzulegen.
»Was heißt vorübergehend?«
»Es verschafft uns nur ein paar Minuten.«
»Wie dumm, aber besser als nichts.« Lore legte seinen Harnisch hin und begann, systematisch jede Waffe zu überprüfen. Wenn sie nicht kurz davorstünden, Jagd auf ihren Bruder zu machen, würde sie seine Effizienz und das Selbstvertrauen, mit dem er mit den Waffen umging, für unglaublich sexy halten. »Was glaubst, wo er wohl sein wird?«
»Sheoul. Im Verbotenen Abyssal.« Ihre Stimme war stärker, als sie sich innerlich fühlte.
Lores Fluch versengte die Luft um sie herum. »Das ist der nette Name dafür. Weißt du, wo das ist? Was es ist?«
»Ich hab schon davon gehört.« Wer nicht?
»Der Ort ist auch als Spielplatz der Schlachter bekannt.« Seine Stimme war grimmig. »Es heißt, dass dort alles erlaubt ist. Es gibt keine Regeln, abgesehen davon, dass nichts schnell stirbt.«
Es war auch einer der wenigen Orte in Sheoul, zu dem Engel keinen Zutritt besaßen. Manche behaupteten, dass Satan höchstpersönlich sich gern dort herumtreibe. Zweifellos war es für jemanden wie ihn ein toller Urlaubsort.
»Daher bin ich davon überzeugt, dass er dort ist. Er hat noch nie halbe Sachen gemacht. Wenn er böse ist, dann richtig.«
»Verdammt«, murmelte Lore. »Da das in Sheoul liegt, kannst du uns nicht hinblitzen, und wenn die Gerüchte stimmen, liegt das nächste Höllentor einige Tagesmärsche weit weg. Das könnte all unsere schönen Pläne durchkreuzen. Noch vierundzwanzig Stunden, und für mich heißt es ›Game over‹, Engel.«
Idess blickte auf die Wanduhr. Ihnen blieben noch fünfundvierzig Minuten. Und selbst wenn sich Rami nicht auf dem Spielplatz aufhielt, wären sie für dreiundzwanzig ganze Stunden völlig hilflos, wenn sie ihn nicht innerhalb einer Stunde fanden.
Was sie in gefährliche Nähe von Lores Frist brachte.
Sie sah den Dämon an, der da vor ihr stand; ein Dämon, der mehr Ehre und Liebe in seinem Herzen hatte als viele der Menschen, die sie im Laufe der Jahrhunderte beschützt hatte. Das Schicksal hatte ihm schlechte Karten gegeben, und dafür musste er nun seit über einhundertdreißig Jahren bezahlen.
Aber das Schicksal hatte ihn auch zum Primori gemacht, was bedeutete, dass sie ihn beschützen musste. Er durfte es nicht allein mit Rami aufnehmen.
Und das würde er auch nicht. Wenn dies ein Test war, würde sie ihn bestehen, aber dazu musste sie schummeln. Sie konnte mit ihm gehen, aber nur, wenn sie kein Engel mehr war.
»Lore?«
»Ja?«
Sie leckte sich über die Lippen, legte ihm die Hand auf die Brust, direkt über sein Assassinenmal, und ließ sie dann nach unten gleiten. Langsam. Als
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