Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
wie jeder andere auch? Wie wir ach so niederen Dämonen?«
Ihr sündiger, verruchter Mund verzog sich. »Du weißt, was ich meine. Es besteht kein Grund, grob zu werden.«
»Es besteht immer ein Grund, grob zu werden.« Er ließ den Blick über sie wandern, von Kopf bis Fuß, wobei er an den besonders süßen Stellen länger verweilte. In erster Linie, um sie zu ärgern. In erster Linie. Ihre süßen Stellen verdienten es aber auch in der Tat, angestarrt zu werden. »Vor allem, wenn man versucht, einen prüden kleinen Engel aus der Reserve zu locken.«
»Prüde?« Sie zog den Pferdeschwanz über die Schulter nach vorn und begann, damit zu spielen; ihre Finger strichen über die goldenen Ringe, die ihre exotische Mähne in regelmäßigen Abständen bändigten. »Halt dich von Kynan fern, denn solltest du noch einmal versuchen, ihm etwas anzutun, bekommst du von mir den Hintern versohlt. Aber nicht so, wie du es dir in deinen schmutzigen kleinen Träumen vorstellst. Findest du mich immer noch prüde?« Sie zwinkerte ihm kurz zu, winkte ihm zum Abschied und verschwand wie durch Zauberhand aus dem Korridor.
Mann, er hasste es, wenn sich Leute mit einem Simsalabim einfach so aus dem Staub machten. Die konnte man einfach nie festnageln. Nicht, dass es ihn nicht lockte, sie mal zu nageln.
Und was hatte sie da gleich noch mal von wegen Hintern versohlen erzählt? War das nicht grundsätzlich was Gutes? Also, wenn sie ihm drohen wollte, dann hatte sie aber noch eine Menge zu lernen.
Er klopfte an die Tür. Eidolon musste direkt davor gestanden haben, denn sie schwang sofort auf. Ohne auch nur Hallo zu sagen, drehte er sich um und stapfte den Flur entlang, offensichtlich in der Erwartung, dass Lore ihm folgen würde. Als ob ein Doktortitel ihn zu Gott machen würde.
Lore folgte ihm und holte seinen Bruder im riesigen Wohnzimmer ein, in dem ein schwarzbrauner Köter auf der Ledercouch lag und sein Bestes tat, um das Frettchen zu ignorieren, das mit seinem Schwanz spielte.
Endlich wandte sich Eidolon zu Lore um. »Was ist da mit dir und Kynan los? Und versuch ja nicht, mich zu verarschen. Wir wissen, dass du ihn tot sehen willst. Ich will dein Versprechen, dass du ihn in Zukunft verdammt noch mal in Ruhe lässt.«
Idess, du kleine Ratte. »Hör mal, was auch immer dir die Zimtschnecke erzählt hat, es ist eine Lüge. Ich will mit Kynan überhaupt nichts zu tun ha …«
Im nächsten Augenblick küsste sein Rücken die Wand, und Eidolons Faust hatte sich in seinem T-Shirt verfangen. Goldene Augen leuchteten vor Wut. »Ich sagte, du sollst mich nicht verarschen«, knurrte er. »Wir wissen Bescheid. Du musst dir Gem ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen. Sie gehört zu Kynan, und das wird sich auch nie ändern, nicht einmal, wenn er tot ist.«
Jetzt reichte es Lore so langsam. Er holte tief Luft und bemühte sich um Ruhe. Es würde gar nichts bringen, seine Wut an seinem Bruder auszulassen, und im Grunde war es ja sogar eine gute Sache, dass E glaubte, es ginge bei alldem um Gem. »Fein. Okay, hab’s kapiert. Gem ist vergeben.« Er war über sie hinweg, und wenn seine Brüder ihm das abnahmen, würden sie ihn vielleicht in Ruhe lassen, falls er versprach, das Ganze zu vergessen. »Und jetzt lass mich los.«
In Eidolons Kiefer zuckten Muskeln, und Lore hörte, wie Zahnschmelz auf Zahnschmelz traf. Endlich löste er seinen Griff und versetzte Lore einen kleinen Schubs. »Ich mein’s wirklich ernst. Hier geht es nicht nur darum, einen Freund zu beschützen. Es geht darum, einen Bruder zu retten.«
»Ja, ja, ich weiß, dass du mit Kynan dicke bist – «
»Nein, es geht darum, dich zu retten.« Eidolon stieß Lore den Zeigefinger mitten auf die Brust. »Wenn du auch nur in Kynans Richtung atmest, ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Verstehst du?«
»Mit Idess werde ich schon fertig.«
Eidolons Miene war grimmig. »Versprich es mir einfach, Lore. Versprich mir, dass du dich von Kynan fernhalten wirst. Und wenn wir schon mal beim Thema Vermeiden sind, am besten setzt du auch noch Shade und Wraith auf die Liste.«
»Das wird aber gar nicht so einfach sein«, erklang Wraiths Stimme von der Tür, wo er zusammen mit Shade und Kynan stand. Alle drei durchbohrten Lore mit ihren Blicken. Perfekt. Einfach perfekt.
Shade schob sich an Wraith und Kynan vorbei. »Was soll der Scheiß, E? Nur gut, dass Idess uns einen Tipp gegeben hat, was euer bezauberndes kleines Familientreffen hier angeht.«
»Vielleicht hat die
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