Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
diese verdammten Familientreffen. Das hatte er schon immer, und das würde auch immer so bleiben. Dass er jetzt eine Gefährtin und ein Kind hatte, bedeutete noch lange nicht, dass er gern in Eidolons Bude hockte und zuhörte, wie seine Brüder ihm mal wieder die Leviten lasen.
Nicht, dass es diesmal darum ging, ihm die Hölle heißzumachen. Wraith war brav gewesen – relativ gesehen zumindest – , seit Serena und sein Sohn in sein Leben getreten waren. Und er hatte nicht vor, das Glück, das er endlich gefunden hatte, aufs Spiel zu setzen.
Wenn es bei diesem Treffen also nicht um ihn und seine Eskapaden ging, dann hatte er das deutliche Gefühl, dass es um Lore gehen würde.
War das verdammt noch mal cool, endlich mal nicht mehr der Bruder zu sein, der ewig in der Klemme saß.
Mickey, Taylas Frettchen, stürzte sich sofort auf ihn, als er durch die Wohnungstür von Eidolons Apartment in einem Wolkenkratzer in Manhattan trat. Wraith übergab Stevie, seinen kleinen Sohn, an Serena, während das Wiesel schon seinen Körper hinaufwuselte und sich plappernd und kuschelnd auf seiner Schulter niederließ.
Serena lachte; ein Laut, von dem Wraith nicht glaubte, jemals genug bekommen zu können. Manchmal fragte er sich ernsthaft, wie er so lange ohne ihn hatte leben können. »Das war also ernst gemeint, als du sagtest, er mag dich.«
»O ja«, sagte er, während er mit dem Finger über den schmalen Kopf des Tierchens strich. »Und darüber ist Tayla stinksauer. Ich könnte mich glatt totlachen.«
Serena hob ihren Sohn hoch, sodass er Mickey ebenfalls sehen konnte. Das Baby grinste mit zahnlosem Mund, das Wiesel schnatterte … Wraith hielt es für wahrscheinlich, dass die beiden bald beste Freunde sein würden.
Er ließ seine Gefährtin und seinen Sohn im Wohnzimmer bei Tayla und Mickey, und als er sich auf den Weg zu Es Arbeitszimmer machte, kam auch schon Shade hereinspaziert, ein Baby auf jedem Arm. Hinter ihm kam Runa mit dem dritten der Drillinge. Sie lächelte, aber Shade schien nicht allzu glücklich darüber, hier zu sein. Offensichtlich steckte ihm der Kampf dazu noch zu sehr in den Knochen. Was schon komisch war, da Shade noch nie nachtragend gewesen war, was Es oder Wraith anging – und Wraith hätte seinen Groll sicher eher verdient.
Wraith ließ ihn erst mal in Ruhe die Kinder ins Wohnzimmer bringen und betrat Es Arbeitszimmer. Wie gewöhnlich saß sein Bruder am Schreibtisch, die Nase in einem medizinischen Text vergraben und seinen Hund Mange zu seinen Füßen.
E sah auf. »Ist Shade auch da?«
»Jupp.« Wraith ließ sich auf das Ledersofa sinken und machte es sich dort bequem, einen Fuß auf den Polstern.
Shade stürmte herein und warf die Tür hinter sich zu. »Was gibt’s denn jetzt schon wieder?« Er setzte sich gar nicht erst, sondern stellte sich einfach nur mit verschränkten Armen neben der Tür auf. Seine Kiefer kauten heftig auf einem Kaugummi. »Denn wenn es um Lore geht, dann verschwendet ihr nur meine Zeit.«
»Es geht um Lore«, sagte E leise. »Aber vor allem geht’s um seine Schwester.«
Shade kniff die Augen zusammen. »Wie kann es sein, dass er eine Schwester hat? Seine Mutter war ein Mensch, also müsste seine Schwester längst tot sein. Oder aber verdammt alt.«
»Er hat eine Schwester, und sie wird nicht gerade glücklich sein, wenn ihm irgendetwas zustößt.«
»Na und?«
Eidolon erhob sich abrupt. »Bei den Göttern, Shade! Wie kannst du nur so eiskalt über Lores Schicksal hinweggehen?«
Shades Augen funkelten golden, und Wraith wappnete sich innerlich schon mal für Jerry Springer, Runde zwei. »Das tu ich nicht. Ich bin einfach nur nicht so verknallt in ihn wie du. Und seine Schwester ist mir scheißegal. Ich kenne sie nicht und will sie auch nicht kennenlernen.«
»Tja, die Sache ist die«, sagte Eidolon, »ich kenne seine Schwester aber. Und ihr beide werdet sie auch kennenlernen wollen.«
Wraith gähnte. »Also, ich nicht.«
Eidolon warf ihm einen verärgerten Blick zu – als wäre Wraith nicht längst daran gewöhnt. »O doch. Weil sie nämlich nicht nur Lores Schwester ist. Ich denke, sie ist auch unsere.«
»Heilige Scheiße«, murmelte Shade. »Ich muss dich doch wohl schwerer am Kopf getroffen haben, als ich dachte.«
»Ihr Name ist Sin«, fuhr E fort. »Sie ist Lores Zwilling. Und sie ist ein weiblicher Seminus.«
Moment mal! Mit einem Ruck saß Wraith kerzengerade und fragte sich, ob er wohl genauso fassungslos, verwirrt und skeptisch
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