Demonica: Versuchung der Nacht (German Edition)
dass du ihr nicht die Hälfte des Geldes gegeben hast?«
»Ja.« Con grinste. »Genau das. Ich glaube, ich hab mich soeben verliebt.«
»Mann, darüber macht man keine Witze. Frauen wie sie bringen nichts als Ärger.«
Wie wahr. Aber Frauen wie sie waren eben genau die Frauen, die das Leben zur Herausforderung machten. Und es war schon zu verdammt lange her, seit Con das letzte Mal einer anständigen Herausforderung gegenübergestanden hatte.
15
Eidolon verlor Lore zweimal auf dem Operationstisch. Und das Schlimmste daran war, dass beide Male vermeidbar gewesen wären.
Einmal hatte jemand oder etwas das Beatmungsgerät abgestellt und später in einem entscheidenden Moment das Licht ausgemacht. Es ging nicht um ein Versagen der Geräte. Eidolon hatte mit eigenen Augen gesehen, dass sich der Schalter in die Aus-Position bewegt hatte. Wraith musste unbedingt einen neuen Exorzisten besorgen, und zwar schnell.
Er gab dem Heilungsprozess noch den letzten Schliff und wies dann eine Schwester an, seinen Bruder in einen Erholungsraum zu bringen. Lore würde wieder gesund werden, aber nur, weil Eidolon gerade noch zur rechten Zeit eingetroffen war. Zwei Minuten später, und Lore wäre in der Notaufnahme verblutet.
Nachdem er sich die blutigen Handschuhe und den Kittel ausgezogen hatte, trat er auf den Gang hinaus, wo ihn augenblicklich eine angespannte Atmosphäre des Hasses umschloss. Das Gefühl der Feindseligkeit war so stark, dass er stolperte. Gleich darauf sog er scharf den Atem ein, als er Shade sah, der mit einer Miene so schwarz wie eine Unwetterwolke an der Wand lehnte.
»Hat er’s geschafft?«
»Freu dich nicht zu früh.« Eidolon zwang seine puddingartigen Beine, ihn zum Wartezimmer zu tragen.
»Du solltest lieber hoffen, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.«
Eidolon fuhr herum. Er holte tief Luft und rang um Selbstbeherrschung, aber der Hass, der wie ein Toxin durch die Luft wirbelte, füllte seine Lungen und verbreitete sich durch seinen gesamten Körper. Das Gift griff ihn auf zellularer Ebene an, stachelte seinen inneren Dämon auf und ließ Zorn an die Oberfläche steigen.
»Ich weiß, dass du damit nicht implizierst, ich hätte Lore sterben lassen sollen, denn diese Diskussion habe ich gründlich satt, Shade. Damit bin ich fertig. Er ist unser Bruder, und wir lassen unsere Brüder nicht sterben.«
»Du bist fertig? Na, von mir aus. Ich nämlich auch. Du hast deine Entscheidung getroffen und ich meine. Ich schätze, dann gibt es nichts mehr zu sagen.« Seine Stimme war am Schluss kaum mehr als ein heiseres Flüstern, und seine Augen funkelten. »Nie wieder.«
Shades Worte schnitten in Eidolons Herz wie ein Skalpell, und aus der Wunde flossen all sein Ärger und seine Wut.
Bei den Göttern, jetzt war es wirklich so weit. Etwas hatte ihren Zusammenhalt zerbrochen. Erdrückender Schmerz strahlte kreisförmig von Eidolons Brust aus, fast genauso intensiv, wie wenn ein Bruder starb. Als würde die Verbindung gekappt, die es allen reinrassigen Seminus-Brüdern erlaubte, Gesundheitszustand und Aufenthaltsort der anderen zu spüren. Er war zu entsetzt, um zu sprechen. Selbst als Shade herumwirbelte und davonmarschierte, war Eidolon nicht in der Lage, auch nur ein paar sinnvolle Worte hervorzubringen, während sich die Schlucht zwischen ihnen ständig verbreiterte.
Und als Shade um eine Ecke verschwand, hätte E schwören können, dass er von irgendwoher gackerndes Lachen hörte.
Idess schlüpfte aus den Schatten einer gewaltigen Gargoyle-Statue in einem der breiten Gänge des UG . Shade war soeben abmarschiert und Eidolon war in die entgegengesetzte Richtung verschwunden, nachdem er seine Faust in die Wand gerammt hatte. Keiner von beiden hatte sie in ihrer dunklen Ecke gesehen, in der sie ihre Unterhaltung belauscht hatte, wenn auch nicht absichtlich. Sie hatte auf Neuigkeiten über Lores Zustand gewartet und versucht, ihre nervöse Energie loszuwerden, indem sie durch die Gänge strich.
Aber sie war froh, dass sie das getan hatte. Es sah so aus, als ob Shade zu einer echten Gefahr für Lore geworden wäre, und das war eine Entwicklung, die sie unbedingt im Auge behalten musste.
Dazu kam noch eine weitere Gefahr, die ganz in der Nähe lauerte. Eine vermummte Gestalt hatte den Streit der beiden Brüder beobachtet, und sie hatten sie nicht einmal bemerkt, obwohl sie direkt neben ihnen gestanden hatte. Aber das konnten sie wohl auch nicht, wenn sie nicht in der Lage waren, Geister zu
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