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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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Vorwärtskommen gestaltete sich so schwer wie das Ankämpfen gegen Windmühlen. Bult pflügte dennoch hindurch, als wäre es das Letzte in seinem Leben. Stacheln und Äste schnitten in seine Haut, doch er kümmerte sich nicht darum. Mit seiner Dornenkugel schaffte er sich Bahn und trampelte alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte.
    Demor fragte sich, woher der Kerl die Kraft nahm. Ein Ochse hätte den Seelen raubenden Zauber nicht überlebt und dennoch machte sich der Ork hier zur Ramme gegen den Widerstand der Natur.
    »Dann hätten wir weitere Zeit verloren«, entgegnete Demor den Worten der Halbdämonin. »Dieses Ungeheuer wird sich keine Verschnaufpause gönnen. Wir brauchen die Waffe des Paladins. Nur so können wir es aufhalten.«

Der Friedhof der vergessenen Legenden
     
    Die Wolken, gewürzt mit Pech und Asche, verfolgten die Gruppe. Das Unheil klebte an ihren Füßen. Dabei war es sonst Demor, der andere verdammte. Und nun jagte man ihn. Vor die Stadt, vor das Tor, raus aus diesem Land.
    Er sehnte sich zurück in seinen Tempel, wollte den Thron spüren, der sich so behaglich unter seinem Jahrhunderte alten Hintern anfühlte. Er wollte die Kammern entlangmarschieren, in denen seine Schritte von den Wänden hallten und ihm sagten, das er der Herr des Hauses war. Er sehnte sich danach, Ruhe zu finden und sich in dem Gedanken an unbegrenzte Macht zu baden. Er brauchte seine entseelten Diener, die sich um ihn wie Schaben um den Zucker scharten. Er dachte zurück an den Tag, an dem man ihm den Floh von den Gesetzen der Fantasie ins Ohr gesetzt hatte.
    Der Leviathan wollte das alles nicht. Das Ungeheuer trachtete danach, Demor auszulöschen – aber nicht wie ein Schwert, welches durch das Herz schnitt, nicht wie ein Gift, das die Organe zum Stillstand brachte, auch nicht wie ein Galgenstrick, der einem die Luft abschnürte oder das Genick brach. Nein, dieser Zerstörer wollte den Lich verschlingen und die Geschichtsbücher in leere Seiten verwandeln.
    Mehr als ein halbes Jahrtausend hatte Demor die Zeit bestimmt und nun war er der Gehetzte.
     
    Sanftmütiges Licht. Die Blätter der Bäume gaben die Sicht auf eine Waldschneise frei. Der Kopflose hatte die letzte Etappe übernommen und zerhackte die verbliebenen Äste. Dann sah Demor die perlmuttweißen Gräber, deren Steine wie Schachfiguren standen und von einer derart funkelnden Wiese umrahmt waren, als hätte jemand Kristallstaub darübergestreut. Selbst die finsteren Wolken, die sich bis hierher drängten, konnten an dem Glanz nichts ändern.
    »Es sind Hunderte, wenn nicht sogar Tausende.« Dalir staunte mit offenem Mund.
    Das Ausmaß übertraf selbst Demors Erwartungen. Nicht einmal in seinen dunkelsten Träumen hätte er sich ausgemalt, dass schon so viele Helden auf Fantastika gestorben waren. Aber die Welt war alt, viel älter als er und der kopflose Reiter zusammen.
    Und es hatte Zeiten gegeben, da hätte er sich über diesen Anblick gefreut. Die Knochen der Heroen lagen vor ihm, dem Zerfall preisgegeben, und er stand aufrecht und freute sich seiner Tage.
    Seine Mission war erfüllt, aber es befriedigte ihn nicht.
    » Worgosh kennen Grab von Paladin?«, fragte Bult und betrachtete die Gravierungen auf den hellen, glatten Steinen, deren Material Demor nicht exakt zu bestimmen wusste.
    Vorsichtig strichen seine Knochenfinger über einen der Grabsteine und eine Aura durchzuckte ihn, als wäre das Denkmal von einer höheren Macht an diesem Ort aufgestellt worden.
    Obwohl sein Fuß diesen Fleck niemals zuvor betreten hatte, kannte er die Ruhestätte des Paladins. Mit ausgestrecktem Finger zeigte er auf die Mitte des Friedhofs. »Dort werden wir ihn finden.«
    Die anderen drei schauten ihn erstaunt an.
    »Vertraut mir, ich kenne Syxpak. Wie im Leben, so im Tod: Alles dreht sich um ihn.«
    Dalir legte einen Finger auf ihre Lippen und kniff die Augen zu einem Spalt zusammen. »Erstaunlich, diese Einstellung erinnert mich an jemand anderen.« Sie lächelte – und an diesem Fleck der Erde, inmitten dieser strahlenden Ruhe, passte die Geste so gut, dass Dalir hier für immer als Statue stehen könnte.
    Demor verstand und er musste zugeben, dass sie vollkommen recht hatte. Ohne jegliche Missbilligung, weder in seiner Stimme noch in seinen Gedanken, antwortete er ihr: »Darüber reden wir, wenn wir hier heil rauskommen.«
    »Glaubt Ihr daran?«, fragte Dalir angesichts des Wolkenspiels am Himmel.
    Demor gab keine Antwort.
    Sie gingen die Grabreihen entlang.

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