Demor - Einfach bösartig (German Edition)
Ewigkeit.
Er verachtete diesen fetten Kloßberg, aber dieser sollte mit seinem Söldnerhaufen ruhig die Vorarbeit leisten. Zu gegebener Stunde würde Demor es ihm auf die eine oder andere Weise danken.
Er löste den Mundschutz und lachte. »Gebt mir die Karte und unser Bündnis ist beschlossen.«
Dalir zurrte den Riemen des Sattels fest. Der grau gescheckte Hengst schnaufte, Dampf stieg aus den Nüstern und vermischte sich mit der eisigen Abendluft.
»Mit Gurten und derlei Bändern könnt Ihr wahrhaft exzellent umgehen«, meinte Demor, als er begierig hinter ihrem Rücken stand.
Die Halbdämonin drehte sich nicht um, sondern zog umso kräftiger am Riemen – zum Leidwesen des Tiers. »Ich weiß nicht, in was für eine Geschichte ich hier hineingeraten bin, derzeit finde ich die Sache allerdings … nun ja, nennen wir es: reizvoll.«
Reizvoll … Demor sog den Duft ihres Haares ein. Ja, in der Tat, diese Sache war reizvoll …
»Aber übernatürliche Kräfte machen das Leben noch lange nicht angenehm«, fuhr die Dämonin fort, »schon gar nicht als Frau. In dieser wie in jeder anderen Welt zählt nur der Inhalt des Geldbeutels, und ein paar Träume möchte ich mir gern erfüllen. Ich bleibe bei Euch, solange Ihr mich angemessen mit Gold bezahlt. So lautet das Geschäft.«
Jetzt drehte sie sich zu Demor um und ihr pompöses Dekolleté mit der Elfenbeinhaut blitzte wie eine reife Frucht. Das Gefühl von Speichelfluss legte sich in Demors Mund. »Und es liegt nicht an mir? Immerhin ist mein Charme verzaubernd.«
» Tödlich trifft es besser. Gebt Euch keiner falschen Hoffnung hin, letztlich fehlt Euch ein winziges Stück, an dem ich interessiert sein könnte. Gleichwohl ist Euer Gold das Einzige, was mich befriedigen kann.«
Jede andere Seele hätte er bis in die sechste Sphäre der Unterwelt verbannt. Ihr dagegen konnte er nicht widerstehen. Unverblümt glitten seine Blicke an den vollkommenen Linien ihres Körpers entlang. »Ihr seid heute bereits die Zweite, die mir einen Handel vorschlägt. Und wie beim ersten frage ich mich, zu welchem Zweck ich ihn eingehen sollte, wo es doch so viel einfacher ist, sich zu nehmen, was man will.« Er trat dabei so dicht an sie heran, dass er ihren Duft von Feuerblüte und einer Brise Schwefel riechen konnte. Ihr warmer Atem vermischte sich mit seinem. Er wollte ihr Armgelenk packen, aber seine Hand verharrte eine Fingerlänge davor.
Mit Augen wie blaue Kristalle sprengte sie seinen erdrosselnden Blick. Sie blinzelte und er versank für eine Ewigkeit in diesem Lidschlag. Etwas Feuchtes und doch Zartes streichelte sein Gesicht. Es war ihre Zunge, die sich ähnlich der einer Schlange in zwei Hälften geteilt hatte und ihn sanft liebkoste.
Demor senkte den Arm. Seine Augenlichter pulsierten zu schmalen Linien. Mehr und mehr wurde er seiner Schwäche gewahr.
»Eindrucksvoll! Wirklich eindrucksvoll!«, keuchte er. »Und Ihr wollt keine Zauberin sein? Wohl denn, ich gebe Euch, was Ihr verlangt, und als Gegenleistung fordere ich Eure Gefolgschaft. Bedenkt, in meinem Reich wiegt Ergebenheit weit schwerer als gewöhnlich. Doch ich bin willig, den Treusten der Treuen ein einmaliges Pfand zu geben. Lasst uns eilen! Mit der Karte können wir uns endlich der eigentlichen Aufgabe zuwenden. Auf nach Sighelmsquell!«
In diesem Moment trat der kopflose Reiter an sie heran. Am Zaumzeug führte er Demors Pferd.
Reise nach Sighelmsquell
Demor drängte es zur Eile. Eine Nacht in Dunkelstätten glich einem Sumpfgrab, in dem Gewürm und Kerbtiere an einem nagten. Zudem mochte er den geisteskranken Halboger wie Feuer das Wasser. Kein Wunder, dass die Welt zugrunde ging. In einer Zeit des Irrsinns war Demor die Medizin. Wenn er die Gesetze der Fantasie doch endlich in den Händen halten könnte …
Dalir schloss mit ihrem Pferd zu ihm auf. Demor blickte stur geradeaus, tat so, als bemerkte er sie nicht.
Die Temperatur in dieser sternenklaren Nacht schien ihr nichts anhaben zu können. Die eisige Luft hatte sich als schwaches Glitzern auf ihre Flügel gelegt. Wie ein Umhang lagen die weinroten Schwingen über ihrem Rücken. »Und Ihr habt tatsächlich vor, Sighelmsquell anzugreifen?« Ein Schmunzeln verriet, dass Ihr die Sache ausweglos und vermutlich töricht erschien.
»Angst? Angst, dass Ihr sterben könntet?«
Sie senkte den Kopf und eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Von dort ging ein Blick aus, der Stahl zum Brechen bringen könnte. »Sehe ich aus, als gäbe es da so
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