Demor - Einfach bösartig (German Edition)
lassen.«
Demor nickte anerkennend.
»Dennoch ist es mir eine Ehre, Euch kennenzulernen. Gerüchte sind an mein Ohr gedrungen. Sie besagen, dass der unsterbliche Lord an die Oberfläche zurückgekehrt sei, und wie ich sehe, sind sie wahr. Ihr seid es wahrhaftig.« Der Halboger versuchte sich aufzurichten, aber es hatte den Anschein, als hätte er den ehernen Thron seit Jahren nicht mehr verlassen – oder verlassen können. Die graue, zerfurchte Pranke griff nach einer Wasserpfeife. Genüsslich sogen die wulstigen Lippen an dem Endstück und sofort stieg Rauch auf. Der Nebel aus der gläsernen Röhre bahnte sich seinen Weg direkt auf die Gruppe zu.
Demor musste husten.
Mit erstaunter Miene blickte Thu’urkesch auf ihn herab. »Hat die Frostkälte Eure Lungen beschlagen? Aber Ihr seid bereits tot.«
»Selbst die Toten keuchen, aber in diesem Fall ist es nichts Tödliches.«
»Ihr seid ein geheimnisvoller Zauberer. Wie ist es dazu gekommen, dass Euch der legendäre kopflose Reiter folgt? Der, der seit einem Jahrtausend rastlos durch die Wälder zieht? Der, der keine Ruhe findet und sich nach dem Tod sehnt?« Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und beugte sich aus dem Thron nach vorn, so weit er konnte. »Ja, da ist er, der glanzlose Ring der Familie von Hagors.«
Der Kopflose schaute auf die Finger seiner rechten Hand, ballte eine Faust und zog sie zurück.
Mit einer Darmblähung, die eher an das Röhren eines Tieres erinnerte – und wenn ein Mensch etwa sieben Schritt Darm besitzt, dann kam dieser Wind aus einer Darmlänge von mindestens achtzehn Schritt –, nahm der Statthalter wieder eine bequemere Sitzposition ein. Dabei schlug er die Füße übereinander, an denen sich zwei Schuhbretter von der Größe eine Obststiege befanden.
Bereits zu diesem Zeitpunkt war Demor der Unterredung überdrüssig, aber vorerst wollte er mitspielen und sehen, wohin es führte. Dass der Gesprächspartner offensichtlich mehr über seinen dunklen Begleiter wusste als Demor selbst, machte ihn nachdenklich.
Unterdessen lag der Elf in seinen letzten Zuckungen. Seine Haut hatte sich gänzlich pechschwarz gefärbt. Ein Röcheln, das an das Blubbern einer Sumpfblase erinnerte, entfuhr seiner sterbenden Kehle.
»Lassen wir die Plauderei. Weshalb sind wir hier?«, fragte Demor.
»Ihr habt es eilig? Warum? Was ist der Grund, dass der Lichlord aus seinem Grab aufsteigt?«
Bei dem Wort Grab musste Demor unwillkürlich zucken. Die Halbdämonin wandte ihren Kopf ein Stück und blickte ihn fragend an. Aber noch bevor er Thu’urkesch antworten konnte, hob dieser Einhalt gebietend die Hand. Eine Geste, bei der Demor ihm allzu gern die Krallenfinger aus dem Arm gerissen hätte.
»Ihr mögt mich nicht kennen, aber meinen Urururahn mit Sicherheit. Er diente Euch in der großen Schlacht von Mast Karun. Sein Name war Kaisch’Imon und er war Euer General.«
Sosehr sich Demor anstrengte, ihm wollte weder die Schlacht noch der Vorfahre einfallen. Als er zu Boden schaute, ermahnte er sich und sofort wurde sein Blick fest. »Geschichte ist kein Wissen, mit dem ich mich mehr als nötig beschäftige. In den Jahrhunderten habe ich viele Namen gehört, was zählt da ein Einzelner? Kommt zum Punkt!«
Der Halboger lachte und sein Walbauch schwabbelte dabei. Ohne Hast winkte er einem Bediensteten zu. Dieser verschwand nach einer Verbeugung.
»Ihr mögt den da einschüchtern können«, mit seinem Finger zeigte der Oger auf den Kopflosen, »aber nicht mich. Der einzige Grund, warum ich den Verlust meines Hofzauberers – für den Ihr zweifelsohne verantwortlich seid – nicht mit meinem Zorn ausgleiche, ist, dass ich mit Euch einen besseren Tausch gemacht habe. Ja, ich will etwas von Euch. Dafür schenke ich Euch sogar das Pferd, welches sich bereits in Eurem Besitz befindet.«
Demor war versucht, sich am Kinn zu kratzen, bewahrte allerdings Haltung. Woher hat er so schnell von dem Wirtshausgeplänkel erfahren?
Der Diener trat durch einen Vorhang hervor und brachte eine deftig riechende Platte mit verschiedenen Fleischspeisen, garniert mit Oliven.
Achtlos schnipste Thu’urkesch die Früchte zur Seite und griff nach einer Hammelkeule. Fett spritzte von seinen Lippen, als er hineinbiss.
Demor war nicht überrascht, dass der Statthalter von der Sache mit dem Pferdehändler wusste. Im Grunde hatte er damit gerechnet.
»Ihr seid nicht ohne Grund in dieser Stadt, aber für eine Eroberung ist Dunkelstätten zu unbedeutend und vermutlich unter
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